Sir Alex Ferguson wird heute 80 Jahre alt. Sein Biograf Patrick Barclay porträtiert den grimmigen Schotten mit der unerbittlichen Persönlichkeit und zeichnet seinen Weg an die Spitze des europäischen Fußballs nach.
Auch Roy Keane nahm bei Ferguson eine Sonderstellung ein. „Ich freue mich jedes Mal, wenn ich mich selbst auf dem Platz sehe“, sagte der Trainer einmal über seinen kampfstarken Kapitän. Erst als Keane in die Jahre gekommen war und nicht mehr unersetzlich, schob Ferguson ihn nach einem Interview, in dem Keane einige seiner Mitspieler heftig kritisiert hatte, zu Celtic Glasgow ab.
David Beckham war anders. Er war eines der vielen Talente aus der eigenen Jugend, die bei United die Ära nach Cantona prägten. Beckham kam mit den Neville-Brüdern, Paul Scholes und Nicky Butt in die erste Mannschaft. Alle fünf spielten auch für England und standen stellvertretend für Fergusons Glauben an die Jugend. Beckham war anfangs noch recht pflegeleicht. Das sollte sich aber ändern, als er das Spice Girl und seine spätere Frau Victoria Adams kennenlernte.
Ferguson gegen Victoria Beckham
Ferguson und Victoria konnten sich nicht leiden. Es war, als würden sie David in entgegengesetzte Richtungen zerren, auf der einen Seite seriöses Profitum, auf der anderen Showbusiness und Familie. Als David einmal trainingsfrei bekam, um sich um ein angeblich krankes Kind zu kümmern, wurden die Beckhams auf einer Modenschau in London fotografiert. David flog aus der Mannschaft und wurde schließlich an Real Madrid verkauft.
Sein Fehler war es gewesen, sich Fergusons Kontrolle entziehen zu wollen. Auch Wayne Rooney wagte es auf spektakuläre Weise, die Autorität seines Trainers in Frage zu stellen. Ferguson hatte den Stürmer für 30 Millionen Euro vom FC Everton geholt, und Rooney war zu einem unersetzlichen Bestandteil der Mannschaft geworden. Als er im Oktober 2010 Wechselabsichten hegte, nutzte der scheinbar fassungslose Ferguson die Macht der Medien, um die Öffentlichkeit gegen seinen Spieler aufzubringen, der drei Tage später seine Meinung änderte und einen neuen Fünfjahresvertrag unterschrieb. Ferguson hatte wieder einmal bekommen, was er wollte. Seine Macht war ungebrochen.
Anfang 2010 hatte er bei einem Vortrag vor Philosophiestudenten im Dubliner Trinity College gesagt: „Die beiden entscheidenden Faktoren in meiner Karriere waren Macht und Kontrolle. Kontrolle ist das Wichtigste. Sobald ich über die Multimillionäre bei Manchester United die Kontrolle verliere, kann ich einpacken. Sobald jemand versucht, sich meiner Kontrolle zu entziehen, kann er einpacken.“
„Kontrolle, Beobachtung und der Umgang mit Veränderungen.“
Auf die Frage, welches die drei wichtigsten Elemente seines Führungsstils sind, sagte Ferguson: „Kontrolle, Beobachtung und der Umgang mit Veränderungen.“ Beim Umgang mit Veränderungen hat Ferguson stets ein untrügliches Gespür bewiesen, sei es hinsichtlich der Weiterentwicklung des Spiels auf allen Ebenen, der Notwendigkeit, immer neue Impulse zu setzen, oder der Fähigkeit, Spieler, die schon alles erreicht haben, zu immer neuen Höchstleistungen zu treiben. Ferguson hat gelernt, sich nicht mit Dingen aufzuhalten, die er ohnehin nicht kontrollieren kann, wie Ohrringe, Tattoos oder extravaganten Torjubel. Als ein Student nachhakte, was er mit Beobachtung meine, sagte er: „Auf alles zu achten, was um einen herum passiert und zu analysieren, was wichtig ist. Gefahren und Chancen erkennen, die andere nicht sehen. Das alles kommt mit der Erfahrung.“
Er hätte auch sagen können: mit der unbegrenzten Bereitschaft, alle Mühen auf sich zu nehmen. United beschäftigt heute einen Stab von Spezialisten, die sich um sämtliche Belange der Spieler kümmern, von der richtigen Ernährung bis hin zur Fußpflege. Befragt, warum kein Psychologe dabei sei, hat Ferguson einmal geantwortet: „Das mache ich selbst.“