Mit Aston Villa spielt Steve Bruce heute das dritte Aufstiegsfinale seiner Trainerkarriere. Trotzdem ist dieses Jahr alles anders. Bruce hat binnen drei Monaten beide Elternteile verloren.
Kämpfen musste Steve Bruce auch als Trainer von Aston Villa. Als er die „Villans“ im Herbst 2016 von Roberto Di Matteo übernahm, fand sich der Premier-League-Absteiger auf einem desolaten 19. Tabellenplatz wieder. Bruce führte die Mannschaft ins gesicherte Mittelfeld und schreckte dabei auch nicht vor drastischen Maßnahmen zurück.
Als Problem-Stürmer Ross McCormack sich vom Training entschuldigen ließ, weil das elektrische Tor seiner Hauseinfahrt klemmte, stattete der Coach dem Spieler einen Besuch ab. Beim Anblick eines knapp 1,40 m hohen Zaunes platzte Bruce der Kragen und McCormack flog hochkant aus dem Kader.
Birmingham, Hull, Villa?
Anderthalb Jahre später hat Steve Bruce einen Verein versöhnt, der heillos zerstritten aus dem ersten Abstieg seit Bestehen der Premier League hervorgegangen ist. Zum Ende der Saison 2015/16, die Aston Villa mit historisch schlechten 17 Punkten abschloss, buhten die Fans die eigenen Spieler beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung aus.
Alles vergessen, wenn die erfahrene Truppe um Chelsea-Ikone John Terry heute Abend die Rückkehr ins englische Oberhaus perfekt macht. Geht es nach der Bilanz des Trainers, stehen die Chancen dafür nicht schlecht. Zwei Aufstiegsfinals hat Steve Bruce bisher als Übungsleiter im Wembley miterlebt. Beide Male feierte er den Aufstieg in die Premier League, je einmal mit Hull und mit Birmingham.
Weil man ihn mögen muss
Natürlich wird das Finale gegen Fulham ein anderes sein. Davon kann sich auch Steve Bruce nicht freimachen. „Am Abend vor einem Spiel habe ich immer mit meinem Vater über die Aufstellung gesprochen. Das ist jetzt vorbei“, so der Villa-Coach. „Und meine Mutter liebte es, ins Wembley zu gehen. Im Geiste wird sie dabei sein, da bin ich mir sicher.“
Dabei sein mit Fleisch und Blut werden 40.000 Fans aus Birmingham, an die Steve Bruce nur eine Bitte hat: „Gönnt euch ein paar Bier, singt, bis ihr heiser seid und helft uns, das Ding ins Ziel zu bringen.“ Und vielleicht wird er dann für einen Moment lang vergessen. Und lachen. Und seine schiefe, eingedrückte Nase wird sich noch ein wenig schräger durchs rotbäckige Gesicht ziehen. Und jeder, der ihm dabei zusieht, wird sich guten Gewissens für Steve Bruce freuen können. Weil man einen Mann wie ihn einfach mögen muss. Nicht erst seit dem 4. Mai.