Seit Jahren hört man die Klagen, dass es im deutschen Fußball keine Eins-gegen-eins-Spieler mehr gibt. Hat es erst so ein Debakel gebraucht wie die WM 2018, damit sich etwas ändert?
Es gibt diese Spieler doch, auch in den U‑Mannschaften. Du musst sie nur lassen. Im Spiel hast du so viele unterschiedliche Situationen, die kann ich sowieso nicht alle von draußen coachen. Da muss der Spieler schon selbst Lösungen finden. Und ich als Trainer muss ihm das nötige Vertrauen dafür vermitteln. Wir sind vielleicht gegenüber England und Frankreich unterlegen in der Athletik und derSchnelligkeit. Aber fußballerisch müssen wir uns vor niemandem verstecken. Man sollte sich nicht blenden lassen von großen Turnieren, bei denen allein das Ergebnis zählt.
Als Hertha zu dieser Saison Javairo Dilrosun verpflichtet hat, hat Pal Dardai gesagt: Einen solchen Spieler hatten wir nicht, auch nicht in unserer Akademie.
Die haben wir schon. Palko Dardai zum Beispiel. Oder Muhammet Kiprit. Der ist auch ein Eins-gegen-eins-Spieler. Aber die Jungs brauchen eben noch ein bisschen Zeit für das höchste Niveau.
Heute treffen Sie mit der U19 im Achtelfinale der Youth League auf Paris St. Germain. Was erwartet Hertha da?
Paris hat eine sehr, sehr ordentliche Mannschaft mit vielen großen und schnellen Spielern, die richtig gut umschalten können. PSG will Fußball spielen. Dabei machen sie den einen oder anderen Fehler, den du provozieren kannst. Aber selbst beim 2:5 gegen Liverpool waren sie besser. Das wird eine sehr große Herausforderung. Aber wir müssen uns auch nicht verstecken.
Sie dürfen nur drei Spieler aus dem 99er-Jahrgang einsetzen, mit dem Sie den Meistertitel gewonnen haben. Wie oft hat man einen solchen Jahrgang?
Selbst diese Mannschaft musste sich erst entwickeln. Bevor sie Meister wurde, hat sie in der U15 zum letzten Mal was geholt. Und für einen solchen Erfolg muss viel zusammenkommen. Das ist ganz normal. Genauso ist es normal, dass man mal einen etwas schwächeren Jahrgang hat. Sonst wüssten wir ja gar nicht, wohin mit den Talenten.
Aber die nächsten kommen schon nach?
Wir haben in jedem Jahrgang zwei, drei Spieler, die es ordentlich machen. Aber auf Dauer wird es nicht einfacher.
Warum nicht?
Weil die Konkurrenz enorm ist. Wolfsburg hat schon immer eine gute Jugendarbeit gemacht, Leipzig ist dazu gekommen, und im Moment sind vor allem die Bayern sehr aggressiv.
Wenn ein Klub wie Bayern einen Nachwuchsspieler von Hertha umwirbt, welche Argumente haben Sie dann noch?
Wir können mit unserem Weg werben. Nämlich, dass sehr viele Spieler oben ankommen. Die Bayern wollen auch mal wieder einen Müller oder Schweinsteiger entwickeln, aber auf ihrem Niveau ist es schwer. Pep Guardiola hat es mal probiert mit Luca Scholl und Gianluca Gaudino. Und wo spielen die jetzt? Bei uns hast du als Nachwuchsspieler die realistische Chance, es zu den Profis zu schaffen. Das hat auch was mit der Konstellation zu tun, dass Pal Dardai Cheftrainer ist. Außerdem ist das die Philosophie des Verein. Mehr Argumente braucht man eigentlich gar nicht.