Manuel Neuer und Jupp Heynckes stecken in der kleinsten Krise seit der Regenwurm-Krise im 11FREUNDE-Vorgarten, Marco Kurz nagelt seine eigene Mannschaft ans Kreuz und Augsburgs Sascha Mölders ist fast so gut wie Lionel Messi – die 11 des Spieltags.
Manuel Neuer
Eine vertrackte Verrenkung der oberen Halswirbel – mindestens. Manuel Neuer musste seinem durchtrainierten Körper am Samstag eine ganz und gar ungewöhnliche Bewegung zumuten: dem Blick hinter die Schulter. Dort lag der Ball doch tatsächlich im Netz, eingetütet von Werders Kevin de Bruyne. Was zu diesem Zeitpunkt rein ergebnistechnisch schon ziemlich egal war, schließlich führten die Bayern bereits mit 4:0 (und schossen später gar noch zwei weitere Tore). Aber dass Manuel Neuer mal ein Gegentor in der Bundesliga kassiert, geschieht ungefähr so häufig wie Metoriteneinschläge in Sibirien oder Papstrücktritte – höchst selten. Dementsprechend angefressen waren sie beim Tabellenführer (Vorsprung nun: 17 Punkte). „Über das Gegentor sind wir etwas verärgert“, maulte Jupp Heynckes. Werder Bremen, völlig überforderter Kontrahent vom Samstag, hat nun übrigens schon 47 Gegentreffer. Probleme muss man haben.
Kevin de Bruyne
Gibt es noch jugendfreie Worte, um Werders Leistung gegen den FC Bayern angemessen zu beschreiben? Scheibe noch mal, nein! Einziger Lichtblick (Lichtblick im Sinne von: ein angezündetes Streichholz im Orkan): das Tor von Kevin de Bruyne, der mit seinem Schlenzer immerhin für eine Minikrise beim FC Bayern (siehe: Manuel Neuer) sorgte. Mini im Sinne von: ein angezündetes Streichholz im Orkan.
Szabolcs Huszti
5:1 gegen den HSV. Das sorgte für einen ganzen Haufen fröhlicher Gesichter bei Hannover 96. Lediglich der Ungar Huszti, zuständig für Standardsituationen bei den Niedersachsen, schaute anschließend etwas grimmig drein. Der Grund: Huszti hatte sich bei seinem Elfmeter zum 2:1 (39.) wie auch immer einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen, war beim Jubel mit Schmerzen zusammengesackt und musste anschließend ausgewechselt werden. Eine derart kuriose Verletzung haben sie in Hannover vermutlich irgendwann zwischen 1978 und 1982 erlebt, als 96-Legende Dieter Schatzschneider – die Geschichte stimmt! – einem vorlauten Kranführer das Esszimmer neu tapezierte.
Marco Kurz
Motivationswochen bei der TSG Hoffenheim! Während sich Manager Andreas Müller im „Doppelpass“ um Kopf und Kragen redete („Die Qualität ist da. Aber woran ich große Zweifel habe, ist der Charakter der Mannschaft. Wir haben nicht die Leader, die die Mannschaft in so einer Situation führen können!“), verpasste Trainer Marco Kurz seiner Mannschaft einen weiteren Tiefschlag. Nach der knappen 1:2‑Niederlage im so wichtigen Abstiegskampfduell gegen den FC Augsburg, raunte Kurz in die Mikrofone: „Bei mir stand keine Mannschaft auf dem Platz.“ Gruselig! Steilvorlage dankend angenommen: In Hoffenheim geht das Abstiegsgespenst um.
Robin van Persie
Wir haben schon alles gesehen: Spanische Nationaltorhüter, die sich mit einer Parfümflasche selbst verletzten, Bremer Österreicher, die sich beim Spielen mit dem eigenen Köter außer Gefecht setzen, aber dass jemand einfach abstürzen kann, war uns neu. Robin van Persie von Manchester United war ganz oben, dann stürzte er ab – in einen Kameragraben während des Spiels gegen die Queens Park Rangers. 15 Minuten quälte sich der Niederländer noch über den Rasen, dann ließ er sich auswechseln – Einsatz im Champions-League-Duell gegen Real Madrid fraglich! PS: Wie geht es eigentlich dem Kameramann?
Gerhard Tremmel
Unterhaching. Hannover. Berlin. Cottbus. Salzburg. Und jetzt endlich Swansea: Gerhard Tremmel hatte bislang eine recht umspektakuläre Karriere als Profitorwart vorzuweisen, bis er bei diesem wunderlichen Klub in Wales auftauchte. In der Premier League ärgert Tremmels Swansea regelmäßig die Großen und steht auf einem soliden neunten Platz, im Ligapokal steht der Verein nach einem 5:0‑Erfolg im Finale gegen den Viertligisten Bradford City nun ganz oben. Gerhard Tremmel als englischer Pokalgewinner – wer hätte sich das zu Zeiten Unterhachings und Co. vorstellen können?
Franck Ribery
Franck Ribery ging es zuletzt nicht so gut. Ein Stalker belästigte ihn. Als Ribery vergangene Woche in die Kabine kam, saß dieser sogar auf seinem Platz. „Das war ein mulmiges Gefühl“, sagte Ribery später. Am Samstag schien das vergessen. Gegen Werder glänzte er mit einem Tor und einer Vorlage, und am Ende grinste er breit, denn Bayern hatte die Norddeutschen mit 6:1 aus dem Stadion geschossen. Danach gab es zwei schöne Sätze zum Status quo der Liga. Der erste: „Die Meisterschaft ist den Bayern nur noch zu nehmen, wenn ein Meteroit an der Säbener Straße einschlägt.“ Der zweite: „Tore und Spaß – das ist wichtig.“ Welcher stammt wohl von Ribery?
Vedad Ibisevic
Die gute alte „Seit“-Statistik – irgendwann trifft sie jeden Stürmer. So auch Vedad Ibisevic, der aktuell, so steht es allerorten dick neben seinem Namen, seit 685 Minuten ohne Torerfolg ist. Die „Bild“ nennt ihn deswegen „Ikrisevic“, der „Südkurier“ schreibt vom „Leiden des Vedad I.“ Und Vedad I.? Sagt nichts. Seit zwei Tagen.
Karim Matmour
Auch keine Vorzeigestatistik: Zwei Platzverweise binnen sieben Tagen. Das war Eintracht Frankfurts Karim Matmour im Dezember 2012 gelungen – ein Novum in 50 Jahren Bundesliga. Matmour beteuerte danach, dass ihm das nie wieder passieren werde. Am vergangenen Freitag im Spiel gegen den SC Freiburg stand er allerdings kurz vor dem Hattrick. In der 44. Minute sprang er Daniel Caligiuri von hinten in die Beine und erhielt Gelb. Ein klassisches Rachefoul, denn Caligiuri hatte zuvor Sebastian Rode gefoult. Armin Veh nahm Matmour prompt aus dem Spiel. „Es ist mir ein Rätsel, was er da gemacht hat.“ Und Matmour? Sagt nichts. Seit drei Tagen.
Sascha Mölders
Nein, ihr lest hier nichts von seiner Nasenverletzung und seinem „Torriecher“. Vielmehr ein bisschen Statistik: 2011 war Sascha Mölders für 175.000 Euro vom FSV Frankfurt zum FC Augsburg gewechselt. Seitdem hat er in der Bundesliga in 13 Spielen neun Mal getroffen. Damit hat er einen Toranteil von 45 Prozent und liegt mit diesem Wert nur 0,1 Prozent hinter Lionel Messi. Das schreiben diverse Agenturen heute. Was uns das sagen soll? Wissen wir nicht. Wir stricken daraus aber diese Woche noch einen Bericht. Mögliche Überschrift: „Sascha Mölders vor Wechsel zum FC Barcelona.“
Joel Matip
Der 21-jährige Joel Matip war in den vergangenen Wochen zum Buhmann der Schalke-Fans geworden. Nun traf er beim 2:1‑Sieg gegen Fortuna Düsseldorf doppelt. Sein Mitspieler Jermaine Jones tönte: „Mit den Toren hat er den Leuten das Maul gestopft!“ Sein Trainer Jens Keller ächzte: „Das war ein dreckiger Zittersieg.“ Nur Matip wirkte weiterhin wie der schüchterne Mitschüler, der während der Mathestunde an die Tafel geholt wird, und dann aus dem Stegreif die binomische Formel erklärt. „Das war sehr glücklich“, sagte er. Ach, Joel, das war gekonnt.