Timo Werner, Marco Reus und Mario Gomez beleben das deutsche Offensivspiel. Ein Grund mag sein, dass keiner von ihnen beim Titelgewinn in Brasilien dabei war – und enorm torgefährlich sind sie obendrein.
Gomez ist längst nicht mehr nur ein Torjäger im klassischen Sinne, sondern ein Zielspieler in vorderster Front für seine Mitspieler. „Er hat die Brecher-Mentalität und eine für seine Gegenspieler beeindruckende Präsenz im Strafraum“, sagte Nils Petersen, der den Konkurrenzkampf um die zwei Stürmerplätze im deutschen WM-Kader gegen Werner und Gomez knapp verlor. Manches an Gomez, der in Bälde 33 wird, wirkt zwar vergleichsweise behäbig, dafür ist immer wieder beeindruckend, wie er seinen kolossalen Körper nutzt, um den Ball abzuschirmen. Und wie er die Ruhe bewahrt, selbst wenn er von mehreren Gegenspielern umzingelt ist, wie er in der Bundesligarückrunde beim VfB Stuttgart mit acht Toren bewies.
Großes Nervpotenzial
Beim VfB ist auch Timo Werner groß geworden. Er ist nicht nur zehn Jahre jünger als Gomez, sondern dieser sagte auch, dass Werner die Zukunft gehöre im deutschen Sturm. Werners größtes Plus ist seine Beschleunigungsfähigkeit aus dem Stand heraus, von null auf hundert sozusagen. 21 Pflichtspieltore erzielte er für RB Leipzig in der abgelaufenen Saison. Vor allem aber verfügt er über ein großes Nervpotenzial, wenn er permanent die gegnerischen Abwehrspieler zu ungewollten Pässen zwingt.
Zusammen mit dem ebenfalls schnellen Reus verleiht er dem deutschen Team eine viel größere Geschwindigkeit. Sie beleben das Offensivspiel des Weltmeisters, das ohne sie – sagen wir – behäbig, bestenfalls routiniert wirkte.
Neulich ist Joshua Kimmich ins Plaudern gekommen, noch so ein aufstrebender Spieler aus dem 95er/96er Jahrgang wie Werner. Auch er ist beim VfB fußballerisch sozialisiert worden. Er kenne „den Timo“, seit er 13 sei, erzählte Kimmich. Beide hätten mit dem VfB- und DFB-Nachwuchs viele Turniere gespielt, „und ich kann mich nicht erinnern, dass der Timo mal nicht Torschützenkönig geworden ist“.
Jetzt: Südkorea
Zuletzt war das der Fall beim Confed-Cup vor einem Jahr in Russland. Am liebsten würde er auch bei der WM gern fünf Tore schießen, „aber wenn wir gewinnen, ist mir das relativ egal“, sagt Werner. Vielleicht geht für ihn jetzt was gegen Südkorea. Ein Reporter aus diesem Land bat Reus dann auch, das Spielergebnis vorherzusagen. Reus erinnerte sich an Gomez‘ Auftritt und gab sich diplomatisch: „Wenn wir befreit aufspielen, wird es Südkorea ziemlich schwer haben, gegen uns zu gewinnen.“