Die deutsche Mannschaft ist erfolgreich in die WM-Qualifikation gestartet. Aber was sagen die Siege gegen Island und Rumänien über die deutschen Chancen bei der EM aus? Fünf Beobachtungen.
Dass Deutschland relativ wenige Angriffe über die Flügel fuhr, hat noch einen anderen Grund: Weiterhin fehlt der deutschen Elf ein Stürmer mit Wucht und Präsenz im Strafraum. Löw hat viele technisch begabte, tororientierte Dribbler zur Verfügung. Aber eben niemanden, der eine hohe Flanke mit dem Kopf ins Tor wuchtet.
Darum stand in den Qualifikationsspielen Kombinationen durch das Zentrum im Fokus. Rechtsaußen Kai Havertz rückte immer wieder in die Mitte. Er suchte das Zusammenspiel mit den vorrückenden Achtern Ilkay Gündogan und Leon Goretzka.
Gegen Rumänien ging dies so weit, dass der Gegner gar nicht mehr versuchte, Havertz‘ Flügel zu verteidigen: Sie schlossen mit einem mannorientierten 4−2−3−1 die Spielfeldmitte. Nur einmal nutzte Deutschland die freien Räume auf dem rechten Flügel, mit einem schnellen Angriff gingen sie 1:0 in Führung. Ansonsten ging die Strategie der Rumänen in der ersten Halbzeit auf.
Der Verzicht der deutschen Mannschaft auf Flügelangriffe und Flanken ist per se nicht verkehrt. Bei ihren Angriffen durch das Zentrum macht sie vieles richtig: Deutschland verliert sich nicht in endlosen Querpass-Staffetten, sondern sucht den Weg in die Tiefe.
Wichtig dafür sind die zentralen Spieler: Serge Gnabry, Goretzka und Gündogan starten immer wieder in die Tiefe. Sie suchen den Weg hinter die gegnerische Abwehr. Selbst wenn sie den Ball nicht erhalten, drücken sie den Gegner nach hinten und öffnen Räume für die Mitspieler.
So erspielten sich die Deutschen zahlreiche Chancen; gegen Island vor allem in der ersten, gegen Rumänien in der zweiten Halbzeit. Ein Manko bleibt die Chancenverwertung: Wie bereits in den vergangenen Jahren braucht die DFB-Elf zu viele Torschüsse für ein Tor.
Zwei Siege, kein Gegentor, Tabellenführung: Der Start in die WM-Qualifikation ist geglückt. Vor allem die defensive Stabilität darf Hoffnung machen für die kommenden Wochen.
Zugleich sind die Qualifikationsspiele Muster ohne Wert. Weder Rumänien noch Island konnten sich für die EM qualifizieren. Die deutschen Gegner während der Vorrunde sind ungleich stärker: Deutschland trifft zunächst auf Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal, ehe mit Ungarn ein leichterer Gegner wartet.
Vor allem aus taktischer Hinsicht sind diese Aufgaben völlig anders: Deutschland wird nicht auf tief stehende Gegner treffen und 70 Prozent Ballbesitz sammeln. Insofern waren die Qualifikationsspiele ein wichtiger Schritt in Richtung WM. Im Hinblick auf die EM haben sie kaum Aussagekraft.
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