Wenn heute das Nationalteam Kataloniens auf Venezuela trifft, schaut die Welt demonstrativ weg. Denn das Spiel verstößt gegen alle internationalen Regeln und Gepflogenheiten.
Doch so lange das südamerikanische Land de facto noch von Maduro gelenkt wird, ist es eben schwierig, Gegner für Länderspiele zu akquirieren. Da kam die Einladung aus Katalonien gerade recht. Dass diese ausgerechnet an Venezuela erging, war natürlich auch kein Zufall, denn Maduro stellte sich in der jüngeren Vergangenheit wiederholt hinter Kataloniens Unabhängigkeits-Bestrebungen. Das heutige Testspiel bezeichnet der Noch-Regierungschef vielsagend als „Zeichen der Freundschaft und Solidarität“.
Die FIFA versagt der Partie dennoch ihren Segen. Katalonien ist nicht als eigenständiger Verband anerkannt. Das freilich hinderte die Gastgeber nicht daran, das Ganze so zu zelebrieren wie ein hochoffizielles Länderspiel: Schon vor Tagen präsentierte man das offizielle Trikot für diese „historische Begegnung“.
Live im spanischen Fernsehen
Auf der Brust prangt das Wappen des katalanischen Verbandes FCF. Dahinter verlaufen Streifen in Rot und Gelb, wie auf der katalanischen Flagge. Die Ärmel sind blau mit einem roten Zierstreifen und erinnern an den FC Barcelona, von dem der Schriftsteller Manuel Vázquez Montalbán einst behauptete, er sei die „symbolische Streitmacht Kataloniens ohne Waffen“.
Auf der FCF-Homepage betont man derweil ausdrücklich, dass die heutige Veranstaltung das erste Länderspiel Kataloniens sei, das während einer „offiziellen“ Länderspielpause der FIFA ausgetragen werde. Und hinter den Kulissen streuen die Funktionäre eifrig, dass man darin einen weiteren Schritt in Richtung Eigenständigkeit sehe. Die heutige Begegnung wird sogar live vom spanischen Fernsehsender TV3 gezeigt.
Weit über das übliche Maß hinaus
Dass ausgerechnet Gerard Piqué, der kürzlich aus der offiziellen Nationalmannschaft Spaniens zurücktrat, nun für Katalonien die Stiefel schnürt, bringt ihm außerhalb der autonomen Region natürlich beißende Kritik ein: „Ich dachte, er wollte keine zusätzliche Belastung durch Länderspiele mehr“, ätzt Piqués Intimfeind Sergio Ramos von Real Madrid.
Im Internet erfährt der Barca-Profi derweil Beleidigungen und Drohungen, die weit über das im Fußball übliche Maß hinausgehen. Doch Klubkamerad Jordi Alba, ein Katalane, der weiterhin für Spanien spielt, verteidigt Piqué ausdrücklich: „Es ist doch einzig und allein Gerards Entscheidung, wann er für wen aufläuft.“
Xavi würde gern, darf aber nicht
Auch der alternde katalanische Superstar Xavi wäre heute gerne mit von der Partie gewesen. Doch der mittlerweile 39-Jährige, der seine Dollars beim katarischen Klub Al-Sadd verdient, darf nicht: Für nicht offizielle Länderspiele gibt es auch keinerlei Abstellungspflicht. „Ich muss mit großem Bedauern mitteilen, dass meine Verpflichtungen mit dem Klub mir nicht ermöglichen, im ‚Montilivi‘ dabei zu sein“, teilte Xavi deshalb via Instagram mit.
„Mein Dank gilt dem katalanischen Fußballverband … dafür, dass man mich in Girona dabei haben wollte. Ich hoffe, dass ich beim nächsten Mal kommen kann. Ich werde hier in Katar euer glühendster Fan sein. Es lebe Katalonien!“