Quo vadis, Joachim Löw? Ein Jahr vor der Weltmeisterschaft umkreisen die Nationalmannschaft Fragezeichen. Das dürfte ganz im Sinne von Löw sein.
Joachim Löw hat ein Problem. Norwegens Trainer Lars Lagerbäck brachte es vor dem Qualifikationsspiel am Montagabend auf den Punkt: Deutschland könnte „drei Mannschaften auf demselben Niveau stellen“, so Lagerbäck.
Aus drei Mannschaften eine Weltmeister-Elf formen – ein Luxusproblem, könnte man meinen. Der mühsame 2:1‑Erfolg gegen Tschechien bewies jedoch, dass der Weg zur Weltmeisterschaft nicht so einfach wird. Eine starke Stammelf plus ein erfolgreiche Confed-Cup-Team ergibt nicht automatisch eine Weltmeister-Elf.
Unterschiedliche Teams, unterschiedliche Strategien
Das Problem: Die Erfolge der deutschen A‑Elf und der Confed-Cup-Mannschaft fußen auf unterschiedlichen Fundamenten. Deutschlands Weltmeister-Elf ist es seit Jahren gewohnt, gegen defensive Bollwerke anzurennen. Dementsprechend hat sich die Elf auf ein starkes Ballbesitzspiel und eine hohe Dominanz spezialisiert. Trotz aller taktischen Spielereien von Löw blieb das Weltmeister-System, eine Mischung aus 4−3−3 und 4−2−3−1, Basis des deutschen Spiels.
Beim Confed Cup wählte Löw eine andere Marschroute. Gegen Mexiko und Chile hatte die deutsche Mannschaft weniger Ballbesitz als der Gegner – zum ersten Mal seit langer Zeit. Aus einem defensiv stabilen Fundament, gebaut auf einer Fünferkette, spielte die deutsche Elf schneller als gewohnt nach vorne. Leon Goretzka, Julian Draxler und Timo Werner waren die Gesichter dieses Teams – allesamt dynamische Konterspieler.
0,5 + 0,5 ergibt nicht immer 1
Gegen Tschechien zeigte sich, dass der alte Kern noch nicht vollends mit der neuen Garde harmoniert. Löw stellte seine Mannschaft im Confed-Cup-System auf, einem 3−5−2. Zur Hälfte bestand das Team jedoch aus den alten Köpfen, die beim Confed Cup geschont wurden. Heraus kam eine laue Mischung.
Das Mittelfeld aus Mesut Özil und Thomas Müller konnte nicht defensive Absicherung und offensive Durchschlagskraft vereinen, wie dies Sebastian Rudy und Goretzka gelang. Dem Confed-Cup-Sturm aus Lars Stindl und Werner fehlte im Ballbesitzspiel die Anbindung. Den Tschechen gelang es immer wieder, gegen die weit aufgerückte deutsche Mannschaft Konter zu setzen. Altes Ballbesitzspiel im neuen Confed-Cup-System – es funktionierte nicht. Löws Hoffnung, schnell beide Teams zu vereinen, dürfte sich nicht erfüllen.