Joachim Löw und seine Mannschaft haben das EM-Quartier bezogen – und der Trainer dämpft direkt mal die Erwartungen. Ganz im Gegensatz zum jungen Engländer Phil Foden. Unser Newsletter „11FREUNDE am Morgen“.
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Riesengroße Vorfreude. „Ich freue mich wirklich, auch wenn ich weiß, was von uns erwartet wird. Aber jetzt, wo ich die Mannschaft seit ein paar Wochen zusammen habe, löst das bei mir vor allem eine gewisse Dynamik aus, da komme ich in einen Flow – das macht mir unglaublich Spaß!“ Fast euphorisch anmutende Worte, formuliert von Bundestrainer Joachim Löw. Ausgesprochen allerdings vor drei Jahren, in der Vorbereitung auf die WM in Russland, in deren Verlauf weder „eine gewisse Dynamik“ noch der von Löw so überzeugend beschriebene „Flow“ nachweisbar war.
Dementsprechend gedämpfter sind die Verlautbarungen aus dem deutschen Lager. Von etwaigen Titelambitionen ist nichts zu hören, stattdessen soll alles irgendwie Spaß machen.„Mit einem tollen Turnier zu gehen, wäre schön für alle“, sagte der scheidende Bundestrainer, und selbst, wenn nicht: „Der Weg insgesamt – darauf kann man stolz sein.“ Damit allerdings nicht wieder ein schnödes Vorrundenaus die Bilanz trübt, hat die Intensität des Trainings in den letzten Tagen deutlich angezogen. Und so langsam wird auch erkennbar, wer von den Vorbereitungstagen profitiert hat und wer nicht.
Zu den Verlierern gehört etwa Leroy Sané, der dem Bundestrainer derzeit offenbar zu wenig fokussiert und zielstrebig auf dem Platz daherkommt. Vorn dabei beim Kampf um die Startplätze ist hingegen Robin Gosens, der im Gegensatz zu anderen, eher hasenfüßigen Defensivleuten seine Rolle offensiv und mutig interpretiert. Für das erste Gruppenspiel gegen Frankreich sucht Löw nun aber vor allem noch nach einer Grundformation, die dem zu erwartenden Angriffsdruck des Weltmeisters standhält und zugleich die eigenen spielerischen Qualitäten nicht der Abwehrarbeit opfert. Gerade lobte der Nationalcoach noch einmal seinen in die Jahre gekommenen Mittelfeldmann Toni Kroos, die größeren Hoffnungen ruhen allerdings auf dem frisch gebackenden Champions-League-Sieger Kai Havertz und dessen Einfällen.
Und am Ende zählt natürlich auch der Mannschaftsgeist, der durch den Umzug ins EM-Quartier nach Herzogenaurach noch einmal gefördert werden soll. Das könnte klappen: In Ermangelung eines flirrenden Nachtlebens hockt die Truppe eng aufeinander. Oder positiv formuliert von Manager Oliver Bierhoff: „Wir sehen, dass die Räumlichkeiten das hergeben, was wir haben wollen: Dass wir immer zusammen sind, uns begegnen“. Und es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn so nicht ein Flow entsteht und am Ende irgendwie auch eine gewisse Dynamik.
„Zusätzlich zu diesen offiziellen Tests sind die Nationalspieler an diesem Mittwoch gestaffelt zum Training zurückgekehrt“
Geiziger FC Bayern! Den Saisonstart hat sich Dayot Upamecano dann doch irgendwie anders vorgestellt. In die Kabine seines neues Klubs stolzieren, die Kollegen in spe abklatschen und sich eine niedrige Rückennummer aus dem Trikotkoffer fingern – so ungefähr. Stattdessen muss der 22-jährige bis Mitte Juli noch bei seinem alten Klub RB Leipzig antanzen, weil der FC Bayern den Vertrag mit Upamecano offenbar nicht so richtig gründlich Korrektur gelesen hat und damit rechnete, dass der Verteidiger eh bei der französischen Nationalelf weilen werde. Daraus wurde nichts, so dass der gute Mann nun die ersten zwei Wochen am Leipziger Getränkestützpunkt mittrainiert und womöglich vom neuen Coach Jesse Marsch auch noch ein paar aufmunternde Worte verpasst bekommt: „Wenn du weiter so trainierst, wirst du deine Einsatzminuten bekommen“ oder „Du bist ganz nah dran an der Startelf“. Der FC Bayern könnte das unwürdige Schauspiel natürlich beenden, in dem er das Gehalt, schlappe 200.000 Euro für zwei Wochen, übernimmt. Dafür gibt es allerdings derzeit noch keine Anzeichen.
Wie das große Vorbild. Phil Foden, die Nachwuchshoffnung der englischen Nationalmannschaft, wagt ein beeindruckendes historisches Zitat. Der junge Angreifer von Manchester City ließ sich nämlich kurz vor der Euro exakt die gleiche wasserstoffblondierte Topfdeckelfrisur verpassen wie Paul Gascoigne anlässlich der Euro 96. Von Foden ist zwar kein Kommentar zur Frisur überliefert, der einschlägige Coiffeur gab jedoch auf Instagram stolz bekannt: „Wir bringen den Euro-96-Vibe in HD zurück.“ Um wirklich dem historischen Vorbild nachzueifern, müsste Foden nun allerdings noch in der Vorbereitung vollkommen betrunken aus der Rolle fallen wie Gascoigne bei einem Vorbereitungsspiel in Hongkong. Come on, Phil!
Über den Türmen der Stadt. Auf unserer Weltreise unter dem Motto „Unvergessliche Fußballplätze“ geht es nun wieder mal in den Süden. In der slowenischen Stadt Piran die wunderschöne Lage des Fußballplatzes zu rühmen, ist dabei allerdings touristisches Banausentum. Denn die Stadt ist in ihrer Gesamtheit ein Kunstwerk. Dicht zusammengedrängt und von mittelalterlichen Stadtmauern umgeben, ist sie auch ohne Kunstrasenplatz eine echte Sehenswürdigkeit. Aber wenn der Fußballfreund schon mal da ist, kann er ja auch einen Blick aufs grüne Geläuf werfen.
In einem Sommer vor unserer Zeit fand im Heimatdorf unseres Autors ein Turnier statt, die vier besten Mannschaften der Region waren eingeladen. Die fremden Spieler sahen aus wie Weltstars, sie trugen sogar einheitliche Trikots. Erinnerungen an die Sportwerbewoche.
Shooting star! Heute suchen wir einen Fußballer, der in den Achtziger und Neunziger Jahren den einen oder anderen fußballerischen Erfolg zu verzeichnen hatte und es am Ende sogar auf einige Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft brachte. Eine einfache Übung – eigentlich. Der gestrige Rebus brachte derweil manchen Quizzer zur Verzweiflung, dabei hatten zumindest Filmkenner leichtes Spiel. Gesucht war natürlich Pelé, also Edson Arantes do Nascimento (Ed+Son-Ara-N-TES-DO-Nass-Zieh-Mento). Der gesuchte Moderator mit MDR-Mikrofon war selbstredend der legendäre US-Plauderer Ben Wett, bürgerlicher Name Bernd Nass. Richtige Lösungen wie immer an die anonyme Postfach-Adresse philipp@11freunde.de. Und morgen, liebe Freunde, wird ausgelost.
Falscher Rotton. Größeren Ärger gibt es derzeit beim EM-Geheimfavoriten und Deutschland-Bezwinger Nordmazedonien. Den Anhängern, Spielern und Funktionären passt die Farbe des vom Hersteller Jako angelieferten Jerseys nicht. Der Rotton gemahne eher an die portugiesische Leitfarbe als an die nordmazedonischen Flagge. Die Reaktion des Verbandspräsidenten Muamed Sejdini folgte prompt. Er beantragte bei der UEFA, zum Auftakt der Europameisterschaft gegen Österreich einfach in den alten Trikots aufzulaufen. Eigentlich Schuld an der Misere ist natürlich Papst Franziskus. Der bekam bei einer Stippvisite des nordmazedonischen Staatspräsidenten Stevo Pendarovskinoch eines der neuen Trikots überreicht – und hätte ja auch mal was sagen können.