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Herr Fry­muth, Sie sind Spiel­aus­schuss­leiter der 3. Liga. Was hat der DFB getan, um das Pro­blem der Rele­ga­ti­ons­spiele zu lösen?
Wir haben eine Studie durch­führen lassen, auch auf Wunsch der Lan­des­ver­bands­prä­si­denten, und das Ergebnis haben wir im Sommer ver­gan­genen Jahres mit­ge­teilt bekommen. Aus den Regio­nal­ver­bänden kam dabei das Votum, die jet­zige Struktur bei­zu­be­halten. Auch aus den Regio­nal­ligen selbst kam das Signal, dass ein Groß­teil der Ver­eine keine Ver­än­de­rungen wünscht. Über die Auf­stiegs­spiele ist keiner begeis­tert. Aber die Mehr­heit der Klubs, so das Signal, möchte des­halb nicht an der grund­sätz­li­chen Struktur der Regio­nal­liga rüt­teln.

Außen­ste­hende erhalten den Ein­druck, dass die For­de­rung Meister müssen auf­steigen“ über­wiegt.
Diese For­de­rung hört man immer wieder. Das war ja auch der Grund, wes­halb wir das Mei­nungs­bild in Zusam­men­ar­beit mit den Regio­nal­ver­bänden zusam­men­ge­stellt haben. Die Kern­aus­sagen daraus habe ich bereits geschil­dert. Klar ist: Alle Betei­ligten werden sich wei­terhin intensiv mit dem Thema aus­ein­ander setzen. Genauso müssen sich aber alle bewusst sein, dass es sich um ein sehr, sehr kom­plexes Thema han­delt. Ein Pro­blem ist nur dann richtig gelöst, wenn sich daraus nicht eine Viel­zahl anderer gra­vie­render Pro­bleme ergibt.

Wo liegt denn aus Ihrer Sicht das Pro­blem?
Um das aktu­elle Kon­strukt zu ver­stehen, muss man einen Blick auf die Ver­gan­gen­heit und auf die Regio­nal­liga-Struk­turen werfen. Die Regio­nal­liga wurde durch Beschluss des DFB-Bun­des­tages zur Saison 2012/2013 von drei auf fünf Staf­feln erwei­tert. Mit dieser Maß­nahme wurde damals auf die Kritik reagiert, dass die Regio­nal­liga in ihrer drei­glei­sigen Anord­nung zu teuer sei und viele klei­nere Ver­eine – trotz sport­li­cher Qua­li­fi­ka­tion – aus­sperre. Durch die Ver­grö­ße­rung auf fünf Staf­feln wurde die Liga zum einen für mehr Klubs geöffnet, gleich­zeitig wurden die wirt­schaft­li­chen und tech­nisch-orga­ni­sa­to­ri­schen Zulas­sungs­be­din­gungen gelo­ckert. Träger der Regio­nal­ligen ist seitdem nicht mehr der DFB, son­dern es sind die Regio­nal­ver­bände bzw. die Regio­nal­liga Süd­west GbR. Dort wird die Struktur der Ligen in eigener Zustän­dig­keit fest­ge­legt. Jeg­liche struk­tu­relle Maß­nahmen müssen dort behan­delt werden.

Das klingt so, als würden Sie den schwarzen Peter gerade den Regio­nal­ver­bänden zuspielen.
Nein. Wir dürfen aber die Zustän­dig­keiten nicht außer Acht lassen. Natür­lich hat der DFB eine Ver­ant­wor­tung für die grund­sätz­li­chen Themen. Aber der Dach­ver­band hat auch eine bestimmte Rolle im Spiel­be­trieb. Diese bezieht sich vor allem auf die 3. Liga und den DFB-Pokal. In den Struk­turen dar­unter gibt es klare Auf­gaben und Zustän­dig­keiten, die wir alle zu beachten haben.

Ver­eine beklagen, dass sie auf den Bun­des­ta­gungen nicht antrags­be­rech­tigt sind. Kann die Dis­kus­sion also nur über die Öffent­lich­keit her­ge­stellt werden?
Ich kann nicht für die Struk­turen in den Regio­nal­ver­bänden spre­chen. Aber es gibt dort regel­mä­ßige Tagungen und ich habe nicht die Wahr­neh­mung, dass sich die Ver­eine dort nicht äußern dürfen. Ich glaube, dass die Mehr­zahl der Ver­eine die Struktur der Regio­nal­liga gut findet.

Mit Blick auf die emo­ti­ons­ge­la­denen Rele­ga­ti­ons­spiele in den letzten Jahren. Hat der DFB das Gefühl, dass sich etwas ändern müsste?
Alle Rele­ga­ti­ons­spiele haben auf­grund der Bedeu­tung eine beson­dere Atmo­sphäre und eine beson­dere Inten­sität. In dieser Saison war das wieder ganz deut­lich zu sehen. Aber noch einmal: Ent­schei­dend ist nicht nur, ein Pro­blem zu erkennen, son­dern eine sinn­volle Lösung anzu­bieten. Und bisher wurde die vor­han­dene Rege­lung – auf die gesamte Struktur der Regio­nal­liga bezogen – von der Mehr­heit als die gang­barste beur­teilt.

Viele Ver­eins­ver­treter for­dern – den ver­meint­lich leich­testen Weg – dass in der 3. Liga fünf Absteiger ermit­telt werden. Wie stehen Sie dazu?
Fünf Absteiger aus einer Pro­fi­liga sind für uns unrea­lis­tisch. Aus der Bun­des­liga und 2. Bun­des­liga steigen jeweils zwei Mann­schaften direkt ab – und aus der 3. Liga sollen es dann fünf sein? Das ist keine ver­nünf­tige Lösung. Eine derart ver­schärfte Abstiegs­re­ge­lung würde gerade in einer solch aus­ge­gli­chenen Spiel­klasse wie der 3. Liga ein ver­stärktes finan­zi­elles Wett­rüsten in Gang setzen, um die Liga zu halten. Für die Ent­wick­lung der 3. Liga und vor allem für die Ver­eine wäre das sehr unge­sund.

Und wenn man die 3. Liga auf 22 Mann­schaften auf­sto­cken würde?
Gegen­frage: Wie rea­lis­tisch ist das? Dann wären es 42 statt 38 Spiel­tage in der 3. Liga – in einem Spiel­ka­lender, der schon jetzt rand­voll ist. Für die Dritt­li­gisten kommen noch die Par­tien in den Lan­des­po­kalen sowie für einige im DFB-Pokal hinzu. Neben der ter­min­li­chen Pro­ble­matik würden die Klubs auch orga­ni­sa­to­risch und finan­ziell mehr als an Grenzen stoßen. All das muss beachtet werden. Und genau das meine ich damit, dass Lösungen auch in der Fläche umsetzbar sein müssen. Davon mal abge­sehen, dass der Dritt­li­gist in der Rele­ga­tion zur 2. Bun­des­liga dann mit acht Punkt­spielen mehr auf dem Buckel als der Gegner in die Duelle mit dem Zweit­liga-Ver­treter gehen würde.

Herr Wel­ling, Prä­si­dent von Rot-Weiss Essen, schlug uns vor, eine zwei­glei­sige 4. Liga zwi­schen den beiden Ligen zu schalten. Was halten Sie davon?
Dieser Vor­schlag ist mir in Kon­turen bekannt. Aus Ver­einen der Regio­nal­liga West – für die dieser Vor­schlag beson­ders attraktiv wäre – habe ich gehört, dass die Ver­eine dieses Modell mehr­heit­lich nicht bevor­zugen würden. Bun­des­weit wäre es noch weniger ver­mit­telbar. Hier stellt sich wieder die Kos­ten­frage für die Klubs. Wer könnte sich eine zwei­glei­sige Regio­nal­liga leisten? Zumal die Ver­mark­tung der 4. Liga alles andere als ein­fach ist. Im End­ef­fekt würden manche Pro­bleme nur weiter nach unten ver­la­gert werden.

Gene­rell sind Sie einer Ver­än­de­rung nicht abge­neigt?
Nein, das wäre auch fatal. Wenn sich die Regio­nal­liga-Träger mit Alter­na­tiven befassen und prüfen, inwie­weit diese sinn­voll und rea­li­sierbar wären, würde der DFB-Spiel­aus­schuss sich gerne mit ein­bringen.

Dabei hat Prä­si­dent Rein­hard Grindel doch noch kürz­lich gesagt, dass es keine Alter­na­tiven gebe.
Das ist dann aber nicht die exklu­sive Mei­nung des DFB, son­dern der Ein­druck, den Rein­hard Grindel aus den Dis­kus­sionen mit den Regional- und Lan­des­ver­bänden gewonnen hat. Wir wollen nicht ein­fach stur, dass alles so bleibt wie es ist. Mich ärgert es manchmal schon, wenn ein Thema wie dieses so behan­delt wird, als stelle der DFB sich überall quer. Wir haben nun einmal im deut­schen Fuß­ball eine föde­rale Struktur – mit einer föde­ralen Ent­schei­dungs­struktur.

Fuß­ball­mafia DFB“ ärgert sie also schon.
Ja, natür­lich! Es heißt immer, der DFB will den Modus nicht ändern, der DFB erkennt nicht die Pro­bleme usw.“. Natür­lich kennen wir die Pro­bleme, natür­lich behan­deln wir die Pro­bleme. Dabei muss man aber auch erkennen, dass kom­plexe Fra­ge­stel­lungen selten durch ein­fache Ant­worten zu lösen sind. Das geht in den öffent­li­chen Dis­kus­sionen natur­gemäß oft unter. Im Übrigen sind in den ver­schie­denen Auf­ga­ben­be­rei­chen Men­schen in den unter­schied­lichsten Rollen am Werk, die enga­gierte, kom­pe­tente und sehr gute Arbeit für den Fuß­ball leisten. Kritik ist in Ord­nung und muss auch the­ma­ti­siert werden, aber sie muss bitte kon­kret geäu­ßert werden. Pau­scha­li­sie­rungen werden dem Ganzen nicht gerecht.