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Es hat selbst­ver­ständ­lich viele Vor­teile, wenn man als Jour­na­list für 11FREUNDE arbeitet. Die Kol­legen sehen wahn­sinnig gut aus, begrüßen einen mor­gens mit frisch geba­ckenen Bröt­chen, unten, vorm luxu­riös ein­ge­rich­teten Büro, stehen attrak­tive Frauen und winken den lieben langen Tag in die Redak­ti­ons­räume, wäh­rend minüt­lich Dank­schreiben von wich­tigen Men­schen aus der ganzen Welt ein­tru­deln, weil mal wieder ein Text die Herzen der Öffent­lich­keit gerührt hat.

Mara­dona – einer für die Bun­des­liga?“

Außerdem besitzen wir Zugang zu einer Presse-Daten­bank, die mehr Über­ra­schungen zu bieten hat als ein Weih­nachts­mann mit Sack ohne Boden.

Was kann man hier nicht alles für Perlen heben! Uralt-Inter­views mit dem blut­jungen Boris Becker, der noch nicht weiß, was die Pro­mi­nenz und Wim­bledon aus ihm machen wird. Kurz-Por­traits ver­hei­ßungs­voller Jung­stars („Mara­dona – einer für die Bun­des­liga?“). Oder Artikel aus den Untiefen der Wort­spiel­hölle namens Bild-Zei­tung“.

Keine Ahnung, wonach wir diesmal eigent­lich suchten. Aber plötz­lich poppte dieser Artikel vom 3. Juli 2004 auf. Erschienen in der guten alten Bild“ am Tag des EM-End­spiels 2004. Über­schrift: Wie werde ich Blitz-Grieche?“ Das hatten wir uns auch schon immer mal gefragt (und beim mies gelaunten Kellner im Akro­polis“ ums Eck keine Ant­wort erhalten). Also Artikel geöffnet. Und sogleich vom Stuhl gefallen.

Keine Sorge: sie werden sich schämen

Denn dieser Artikel, bzw. Der Bild-Eines-Tages-Crash-Kurs: Wecke den Reha­kles in Dir!“, ist der ver­schrift­lichte Beweis dafür, dass früher doch nicht alles besser war. Jeden­falls in der Bild“-Zeitung. Liebe Leser, bitte schnallen sie sich an, oder noch besser, ziehen sie sich eine Leder­hose an, betrinken sie sich mit Bier, seien dabei aber dis­zi­pli­niert, strebsam und haben einen komi­schen Humor, denn wir wollen sie auf eine Reise in den Abgrund der aus­ge­tre­tenen Kli­schees mit­nehmen. Ein Trip ins Unge­wisse mit der Gewiss­heit, sich spä­tes­tens nach Satz drei zu Tode zu schämen.

Sind sie bereit? Na dann.

TANZEN, TRINKEN, TSA­TSIKI! Wir sind im EM-Finale – dank Otto Reha­kles. Am Sonntag ist jeder Deut­sche Grieche! Aber wie, beim Zeus? Wie wird man zum Adonis? Zur Helena? Zum Costa Lean­dros? Der BILD-Blitz-Kurs für den Sonntag, damit Sie um 20.45 Uhr reif für Reha­kles sind.

7 UHR: Bleiben Sie liegen! Der Blitz-Grieche schläft gern in den Tag. Aber: Schlaf­anzug runter. Der Blitz-Grieche schläft gern nackt – auch die Grie­chin.

8 UHR: Lust auf Blitz-Sex? Schnell noch einen Sohn zeugen, damit man ihn Otto“ taufen kann! Säu­seln Sie ein gebro­chenes Matia mou“ (gr. = mein Augen­stern): Mach mir den Grie­chen…“ Costa Cord­alis‘ Liebes-Geheimnis: Er reibt seinen ganzen (!) Körper mit kre­ti­schem Oli­venöl ein: Ein Potenz-Wunder!“

9 UHR: Der Blitz-Grieche tän­zelt Sir­taki tan­zend wie Alexis Sorbas ins Bad. Er rasiert sich nicht – Bart­stop­peln sind por­tu­geil! Er schluckt eine Knob­lauch-Pille und gur­gelt beim Zäh­ne­putzen mit Ouzo. Nicht das Brust­haar-Toupet und das Gold­kett­chen ver­gessen! Seiner Blitz-Grie­chin einen Schnurr­bart ankleben – und ihr ein Bad mit Pini­en­duft und Oli­venöl ein­lassen. Nicht ver­gessen: Die Tsa­tsiki-Gesichts­maske. Fin­ger­nägel toma­tenrot lackieren, große fal­sche Wim­pern. Busen in einen zu kleinen BH zwängen, dass nicht mal mehr eine Pepe­roni dazwi­schen passt.

Leben sie noch, liebe Leser? Oder sind sie wie die 11FREUNDE-Redak­tion spontan ins Akro­polis“ gespurtet, um sich mit Tränen (Weiß­bier­ge­schmack?) in den Augen zu ent­schul­digen? Zeilen, die selbst für das Dschun­gel­camp zu grausam gewesen wären. Aber machen wir weiter:

9.30 UHR: Die Blitz-Grie­chin ser­viert Früh­stück. Schwarzer Kaffee mit Ziga­rette, Schafs­käse, Joghurt mit Honig, Fla­den­brot (Pita) oder Weiß­brot. Wichtig: Jeder beißt in eine Knob­lauch-Zehe – das Parfüm der Hel­lenen. Sie tragen die grie­chi­sche Fahne im Rachen.

11.30 UHR: Mit dem Esel aus­reiten (oder Mara­thon laufen). Beim Bahn­hofs-Fri­seur: Haare schwarz färben, Locken drehen lassen, Oli­venöl statt Gel. Statt Grüß Gott!“ jetzt Grüß Zeus!“ sagen. Gleich­zeitig: Jedes neue Gesicht in beide Hände nehmen – und schmat­zend auf beide Wangen küssen.

12 UHR: Hunger? Den Esel nicht bei Döner-Kebap“ anbinden. Das ist tür­kisch, bei Allah.

Ok, bei Grüß Zeus“ haben wir kurz geschmun­zelt. Ein biss­chen jeden­falls. Aber dann der Esel-Döner-Gag… Warum gab es 2004 eigent­lich noch keinen Shit­s­torm oder zumin­dest eine Hand­voll wort­mäch­tiger Gut­men­schen? Weiter? Weiter.

13 UHR: Für Blitz-Grie­chen zu früh zum Mittag essen, aber der deut­sche Bauch knurrt schon. Man isst nie allein. Danach einen Metaxa (Cognac). Schmeißen Sie die Lebens­mit­tel­reste nicht in die Müll­tonne, son­dern daneben, damit sich streu­nende Katzen und Hunde satt essen können.

14.30 UHR: Ihr Esel bringt Sie zurück zur grie­chi­schen Siesta.

16.15 UHR: Im Gar­ten­grill die olym­pi­sche Flamme ent­zünden – viel­leicht mit einem Schuss Ouzo (nicht nach­ma­chen, Kinder!). Den Homer aus dem Buch­regal holen – aber nicht lesen.

17 UHR: Ein paar Beulen in Ihr Auto hauen, die Schei­ben­wi­scher abmon­tieren – für den Sieges-Korso ab 23 Uhr – mit der Blitz-Grie­chin auf der Motor­haube. Gönnen Sie sich ein grie­chi­sches Bier, z. B. Mythos“.

18 UHR: Rufen Sie alle grie­chi­schen Namen im Tele­fon­buch an und laden sie ein. Spre­chen Sie dop­pelt so laut wie normal. Wedeln Sie mit den Händen und achten Sie auf Kurz­be­griffe wie Ja! Klar! Natür­lich! Wer mutig ist, lädt alle Ver­wandten ein – aber wirk­lich alle! Dress­code: Blau-Weiß – wie die Ägäis und die Wolken über Piräus.

Zwi­schen­frage: Was pas­siert eigent­lich, wenn man als Fran­zose die Redak­ti­ons­räume der Bild“ betritt? Bekommt man sogleich fri­sche Frosch­schenkel und Schne­cken ange­boten? Wird mit einem Baguette Rich­tung Toi­lette geleitet (die natür­lich extra für den Besuch aus dem Boden gebro­chen wurde)? Wäh­rend nebenan bedau­erns­werte bra­si­lia­ni­sche Kor­re­spon­denten in knappen Hös­chen im Büro frieren müssen, dass extra für sie mit feinem Sand auf­ge­schüttet wurde? Natür­lich von der Copa­ca­bana?

19 UHR: Alle Fern­seher anschalten. Das Sound-Gefühl Lis­sabon-Sta­dion. Schmeißen Sie schon mal die ersten Teller auf die Straße – bringt Glück. Alle deut­schen Namen ins Grie­chi­sche über­setzen, z. B. Schul­tiades, Mey­er­kles, Müll­o­poulos.

20 UHR: Es wird span­nend – aber Sigá, Sigá“ (immer mit der Ruhe) – Atem testen, ggf. Knob­lauch­zehe nach­werfen. Flechten Sie sich einen Lor­beer­kranz. Taufen Sie alle Kinder um in Helena, Athene, Leo­nidas, Peri­kles etc.

20.15 UHR: Doch lieber Tatort“ in der ARD gucken? Machen Sie noch einen Hem­den­knopf mehr auf.

20.45 UHR: Ruhe! Wir sind 80 Mil­lionen Reha­k­lesse.

23.15 UHR: Jetzt ist alles Wurscht! Ab ins Auto. Aber, bitte Mama fahren lassen! Hupen für den Frieden. Auch wenn Por­tugal gewonnen hat, haben eigent­lich wir Blitz-Grie­chen gewonnen.

24 UHR: Auto stehen lassen. Ein letzter Absa­cker beim Portugiesen/​Griechen.

00.01 UHR: Wir sind wieder Deut­sche – und trinken nie wieder Ouzo!

MON­TAG­MORGEN: Nicht den Chef anhau­chen – außer, er ist Grieche…

Liebe 11FREUNDE-Leser. Danke, Danke, Danke fürs Durch­halten. Wer mag, kann sich gerne morgen mit uns zum Kri­sen­ge­spräch im Akro­polis“ treffen. Ihr erkennt uns Fuß­ball-Jour­na­listen an den laut­hals vor­ge­tra­genen Gesängen, den aus­ge­wa­schenen Jeans-Jacken, Dosen­bier, Schnauz­bart und der prol­ligen Grund­ein­stel­lung. Viel­leicht auch am Parfüm der Ger­manen: Brat­wurst-Mund­ge­ruch.