Weil Luca Loutenbach erst litt und dann leidenschaftlich jubelte, als die Schweiz kurz vor dem Abpfiff gegen Frankreich den Ausgleich erzielte, wurden zwei Fotos von ihm zum Meme und er zum bekanntesten Fan dieser EM. Wie ist das eigentlich, über Nacht berühmt zu werden?
Luca Loutenbach, beim Achtelfinale zwischen der Schweiz und Frankreich waren sie zweimal im TV zu sehen. Erst verzweifelnd beim Stand von 2:3. Und dann im Moment des Ausgleichs, als sie oberkörperfrei jubelten. Die Bilder wurden in kürzester Zeit zum Meme und gingen um die Welt. Wie waren die letzten beiden Tagen für Sie?
Um ehrlich zu sein, es war wirklich verrückt für mich. Ich war natürlich überhaupt nicht darauf vorbereitet, so viel Aufmerksamkeit zu erhalten. Ich bin ja nur ein ganz normaler Fan. Auf einmal habe ich Nachrichten aus der ganzen Welt erhalten. In der Nacht habe ich langsam begriffen, dass die Fotos, die mich vor und nach dem 3:3 zeigen, gerade zum Meme werden. Die ganze Aufmerksamkeit ist aber kein Problem für mich. Ich kann dagegen ja eh nichts machen. Wenn ich im Stadion bin und dort dann gefilmt werde, dann ist das eben so.
Zu welchem Zeitpunkt haben Sie begriffen, dass auf einmal das halbe Internet über Sie spricht?
Das habe ich tatsächlich schon während des Spiels gemerkt. Ab dem Moment, in dem ich oberkörperfrei im Fernsehen zu sehen war, erhielt ich immer und immer mehr Nachrichten auf meinem Smartphone. Sie müssen wissen, das waren seitdem ziemlich anstrengende Stunden für mich. Alle Medien wollten plötzlich mit mir sprechen, das Schweizer Fernsehen hat mich nach meiner Rückreise aus Bukarest sogar am Flughafen in Zürich empfangen.
Wie haben Ihre Freunde und Familie reagiert?
Sehr positiv. Sie wissen schließlich, dass ich in den letzten Jahren viele Spiele der Schweizer Nationalmannschaft im Stadion verfolgt habe. Meine Familie und Freunde freuen sich für mich, dass ich jetzt im Internet so viel Anerkennung dafür bekomme, einfach ein bestmöglicher Unterstützer unserer Nationalmannschaft zu sein.
Wie viele Spiele der Schweizer Nationalmannschaft haben Sie über die letzten Jahre hinweg im Stadion verfolgt?
Ich versuche, jedes Spiel der Nationalmannschaft im Stadion mitzuerleben, insgesamt habe ich knapp 50 Spiele der Nati besucht. Von den Spielen bewahre ich immer die Tickets als Andenken auf. Bei dieser EM war ich bereits bei drei Partien. Neben dem Frankreich-Spiel in Bukarest, habe ich die Partien gegen die Türkei und Wales in Baku verfolgt.
„Das war einfach der beste Moment, den ich jemals bei einem Spiel unser Nationalmannschaft erlebt habe.“
Das Spiel gegen Frankreich war wahrscheinlich das emotionalste dieser 50 Spiele für Sie, oder?
Auf jeden Fall. Das Spiel war eine komplette Achterbahnfahrt. Wir haben während des Spiels gegen Frankreich alle Emotionen erlebt, die man in einem Fußballspiel durchmachen kann. Beim 3:1 für die Franzosen war ich echt niedergeschlagen, weil ich dachte, dass wir in diesem Jahr schon wieder im Achtelfinale eines großen Turniers ausscheiden, wie bei den vergangenen Europa- und Weltmeisterschaften auch. Aber wir haben das Unmögliche doch noch möglich gemacht. Als wir kurz vor Schluss den Ausgleich erzielt haben, bin ich so emotional geworden, dass ich sogar mein Shirt ausgezogen habe. Das war einfach der beste Moment, den ich jemals bei einem Spiel unserer Nationalmannschaft erlebt habe.
Nun trifft die Schweiz im Viertelfinale auf Spanien. Was erwarten Sie von dem Spiel?
Um ehrlich zu sein: Weil wir jetzt den Weltmeister Frankreich geschlagen haben, hoffe ich natürlich, dass wir auch das Halbfinale erreichen. Meine einzige Sorge sind die Sperre von Granit Xhaka und der mögliche Ausfall von Manuel Akanji, die Schlüsselspieler in unserer Mannschaft sind. Wenn wir am Montag aber mit der gleichen Einstellung wie gegen Frankreich spielen, haben wir eine Chance. Spanien ist bis jetzt nicht das eindrucksvollste Team des Turniers.
Werden Sie jetzt nach St. Petersburg reisen, um das Viertelfinale im Stadion zu verfolgen?
Ja, zum Glück. (Lacht.) Zuerst hatte ich kein Ticket für das Viertelfinalspiel in St. Petersburg, also habe ich SwissAir, der nationalen Fluggesellschaft der Schweiz, via bei Twitter nach Karten gefragt. Ich habe einfach gefragt, wie viele Retweets es wohl bräuchte, um mich dorthin zu bringen und kurz darauf schrieben sie mir, ich solle ihnen eine Nachricht schreiben. Ich konnte es selbst nicht glauben, aber: SwissAir hat meinen Wunsch dann tatsächlich erfüllt, worüber ich natürlich sehr glücklich bin.