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Es gibt ja die unge­schrie­bene Regel, dass jeder Text und jedes Gespräch über Lucien Favre als Trainer des BVB min­des­tens einmal die Wörter Jürgen“ und Klopp“ ent­halten muss. Bringen wir es also schnell hinter uns und erin­nern an dessen aller­erste Pres­se­kon­fe­renz in Dort­mund. Rasen­schach wird es bei mir nie geben“, sagte Jürgen Klopp im Mai 2008. Wenn Spiele lang­weilig sind, ver­lieren sie ihre Berech­ti­gung.“ Damit hatte er die schwarz-gelben Herzen erobert, noch bevor er in die erste Trai­nings­jacke geschlüpft war.

Sein Nach-Nach-Nach-Nach­folger aus der Schweiz hin­gegen hatte in West­falen von Beginn an einen schweren Stand. Viel­leicht weil ihm sein ganz spe­zi­eller Ruf vor­aus­eilte. Gleich der dritte Satz in Favres Wiki­pedia-Ein­trag beschreibt ihn als Tak­tiker und Per­fek­tio­nist“, die Ber­liner Tages­zei­tung stellte ihn den BVB-Fans als Grübler mit Match­plan“ vor, wäh­rend seiner Zeit in Glad­bach cha­rak­te­ri­sierte ihn die Süd­deut­sche Zei­tung mal als Kon­troll­freak“, die West­deut­sche Zei­tung titelte: Zweifler, Zau­derer, Bes­ser­ma­cher“.

Favre wie Keegan

Anders gesagt: Als der Mann, den sie seit frü­hester Jugend Lulu – sprich: Lülü – nennen, nach Dort­mund kam, war den Fans klar, dass der nun unzwei­fel­hafte Erfolg einen hohen Preis haben würde: lang­wei­lige Spiele. Dazu musste man noch nicht einmal die Inter­views oder Pres­se­kon­fe­renzen mit dem neuen Trainer kennen, die bis heute so infor­mativ und kurz­weilig sind, als würde man Flüs­sig­beton beim Aus­härten zusehen. Die Zukunft Dort­munds hieß Ball­ge­schiebe und Tak­tieren. Eben Rasen­schach.

Tja, und nun – neun­zehn Monate und zahl­lose Trai­nings­ein­heiten, Tak­tik­schu­lungen, Ein­zel­ge­spräche und Video­ana­lysen später – muss man stau­nend fest­stellen, dass aus­ge­rechnet der Kon­troll­freak und Per­fek­tio­nist Favre Woche für Woche eine Elf aufs Spiel­feld schickt, die als unter­halt­samste Fuß­ball­mann­schaft seit der lie­bens­wert bekloppten Truppe gelten kann, die Kevin Keegan Mitte der Neun­ziger in New­castle auf­baute und die als the Enter­tai­ners in die Geschichte ein­ging.

Wer sich nicht genau erin­nern kann, dem sei erklärt, dass New­castle damals alles in Grund und Boden schoss, zu Beginn der Rück­runde die Tabelle mit zwölf Punkten Vor­sprung anführte – und dann alles noch ver­dad­delte, weil das Ver­walten einer Füh­rung ein­fach keine Option war. Als Rob Lee, einer jener Enter­tainer, vor ein paar Wochen in New­castles Ruh­mes­halle auf­ge­nommen wurde, erin­nerte er in seiner Dan­kes­rede an die wilden Zeiten. Klar, wir haben viele Tore kas­siert, aber wir haben auch viele geschossen“, sagte Lee. Wenn wir 2:1 vorne lagen, dann lau­tete die Maß­gabe: Auf keinen Fall hinten dicht­ma­chen! Darum geht es doch beim Fuß­ball – wir wollen die Leute unter­halten.“