„Mein Job ist vielleicht der komplexeste Beruf der Welt“, sagt Slaven Bilic. Für unsere neue Ausgabe #158 (jetzt im Handel) trafen wir den Besiktas-Trainer in Istanbul.
Istanbul ist groß. Sehr groß. Verglichen mit der beständig wachsenden Monstermetropole ist Berlin ein Kuhdorf mit Fernsehturm. Und weil Istanbul so groß ist, kann man sich dort schnell verlieren. Gerade als Journalist auf dem Weg zu einem Interview.
Ich habe einen Termin mit Slaven Bilic, Trainer von Besiktas. Bilic, dieser charismatische Kroate, der 1996 im EM-Viertelfinale gegen Deutschland Gift und Galle spie und den am Boden Christian Ziege trat. Der mit dem KSC 7:0 gegen den FC Valencia gewann. Der später jahrelang Trainer der kroatischen Nationalmannschaft war. Der sich als Gitarrist einer Band das Image des Fußball-Rockers verpasste. Von dem man nicht so richtig weiß, was man von ihm halten soll. Wie arbeitet er? Wie denkt er über Fußball? Ist er ein unsympathischer Hitzkopf oder ein sympathischer Heißsporn? Das gilt es in Istanbul herauszufinden.
Der freundlichste Co-Trainer der Türkei
Glücklicherweise hat Slaven Bilic einen Co-Trainer. Zwei sogar, aber einer von ihnen ist Edin Terzic, ein Deutscher mit kroatisch-bosnischen Wurzeln, 32, einst Fußballer bei Westfalia Herne, Wattenscheid 09 und Borussia Dortmund. Seit vier Jahren Trainer, zunächst in der Nachwuchsabteilung von Borussia Dortmund, ehe ihn Bilic 2013 abwarb. Fast noch wichtiger ist für mich aber folgender Fakt: Terzic ist vermutlich einer der freundlichsten Co-Trainer der Türkei. Nicht nur, dass er den Kontakt zu Bilic hergestellt und mit dem Interviewtermin geholfen hat, er hat auch noch angeboten, mich am Abend vor dem Treffen mit Bilic in Steinwurfweite meines Hotels einzusacken und zum Essen einzuladen. Seine Erklärung gefällt mir ebenfalls: „11FREUNDE hat mir jahrelang so viel Spaß bereitet, da freue ich mich doch, etwas zurückzugeben.“
In seinem weißen Audi jagen wir durch die Istanbuler Nacht. Die Stadt wirkt in der Dunkelheit noch mächtiger. Beim Essen unterhalten wir uns über Terzic und seinen Blick auf den Fußball und auf seinen Job bei Besiktas. Und natürlich über seinen Chef. „Slaven ist leidenschaftlicher Biografie-Leser“, verrät Terzic, „insbesondere wenn es um die großen Trainer des Sports geht. Er saugt deren Lehren auf und versucht das dann in seine Arbeit einzuweben.“ Bilic‘ Ausführungen zu diesem Thema werden am nächsten Tag zu den spannendsten des Interviews gehören.
Plötzlich: Eine kleine Oase
Am kommenden Morgen fahre ich mit Terzic zum Besiktas-Trainingsgelände. Gleich neben der Autobahn, inmitten dieser Betonwüste voller aus dem Boden schießenden Hochhäuser und Shopping-Malls, liegt plötzlich eine grüne Oase. Dazu gehören Fußballplätze, ein kleiner Park – und ein Mehrzweckgebäude, das Teamhotel, Umkleideräume, Geschäftsstelle, Trainerbüros, Kantine und Fitnessraum beinhaltet. Selbstverständlich durchgängig in schwarz und weiß gehalten, den Farben von Besiktas.