Heute ist in England Deadline Day – und nirgendwo ist die Aufregung am letzten Tag der Transferperiode so groß wie auf der Insel. Das liegt an den Millionentransfers – aber auch an aufgeheizten Reportern, elektrisierten Fans und irren Wettquoten.
Der „Transfer Deadline Day“ regt die Kreativität der englischen Fans an. Unzählige Parodien auf Berichte und Songs für neue Spieler schwirren durchs Netz. Besonders Arsene Wengers Aktivitäten auf dem Transfermarkt beschäftigten die Öffentlichkeit. Arsenals Ex-Trainer wurde lange Zeit eine zu zögerliche Haltung und schottisch-schwäbische Ausgabenpolitik vorgeworfen. 2013 wurde der Arsene-Wenger-Transfer-Remix „Thrift Shop“ zu einem Hit auf Youtube. Ein paar Jahre später legte der „Gunnerblog“ dem Franzosen die Textzeilen eines Songs von Lady Gaga in den Mund: „Can’t read my pokerface – we ain’t gonna buy nobody“.
Auch andere Transfergeschichten wurden zu musikalischen Hits. Als Peter Odemwingie 2013 seinen Wechsel zu den Queens Park Rangers forcieren wollte, scheiterte der Transfer in buchstäblich letzter Minute. Odemwingie allerdings befand sich da schon auf dem Gelände seines potenziellen neuen Arbeitgebers und gab aus seinem Auto heraus erste Interviews. Der gescheiterte Wechsel brachte sowohl dem Spieler als auch dem Klub gehörig Spott ein. Für Odemwingie texteten einige Fans den Hit „Call me maybe“ um. Auszug: „I am in your carpark – so sign me maybe“. Die Queens Park Rangers mussten sich derweil beim folgenden Spiel gegen Norwich bei jedem missglücktem Torschuss aus der Gästekurve den Ruf anhören: „Oh Odemwingie – he would have scored that!“
Doch Odemwingie ist nicht der Einzige, dessen Interviews auf der Zufahrt zu den Rangers Berühmtheit erlangt haben. Trainer Harry Redknapps Aussagen vom Lenkrad aus gehörten lange fast obligatorisch zum letzten Tag der Transferperiode – ähnlich wie hierzulande „Dinner for one“ am Silvesterabend. Fernsehsender stellten bereits Compilations der besten Autointerviews mit Redknapp zusammen, „@HarrysCarWindow“ hat einen eigenen Twitter-Account mit über 3000 Followern.
Der „Independent“ schrieb schon 2012 von der „Kunst des Autointerviews“ und der geglückten PR-Strategie des Trainers. Er wirke wie einer dieser „Immer ein Wort für jeden“-Typen und habe genau das richtige Auto gewählt, um auf den Fragesteller herabblicken zu können.
Alle bieten mit
Die Faszination in England für den letzten Tag der Transferperiode speist sich vor allem aus den Unsummen an Geld, die den Besitzer wechseln. Der Roulettetisch ist nirgendwo in Europa so übervölkert wie im Mutterland des Fußballs. Zudem verdienen nicht nur Vereine und Spieler, sondern auch Fans und Wettanbieter am letzten Transfertag. All die Gerüchte und Nachrichten, denen sich „Sky Sports“ so ausführlich widmet, sind im wettverrückten Königreich nichts anderes als Updates zu den Spekulationsobjekten. Es gibt wohl keinen Transfer, auf den die Fans nicht setzen könnten.
Doch damit nicht genug: Neben vielen skurrilen Wetten konnten die Fans bei einem Anbieter einst darauf setzen, mit welcher Phrase der Moderator von „Sky Sports“ am „Deadline Day“ seine Moderation beginnt. 16 – 1 gab es beispielsweise für „If this true“ (Wenn das stimmt). Der Satz „Wir melden uns live von Harry Redknapps Auto“ hatte eine Quote von 33 – 1.