Luton Town hätte es auf dem Weg in Richtung Premier League fast bis zum letzten Zwischenstopp Wembley geschafft. Mit einem Mini-Etat. Doch die fehlenden Mittel macht nicht nur der Trainer wett.
Die jüngste Saison lief für ihn und sein Team hingegen vollkommen irdisch und gerade deshalb sensationell. Schon währenddessen erfreuten sich die englischen Kommentatoren daran, mit welchem geringen Markwert die Hatters durch die Liga stürmten. Bestehend aus einem Team, das in Teilen auch schon in der vierten Liga für Luton kickte und durch meist ablösefreie erfahrene Spieler ergänzt wurde, belegt der Klub den viertletzten Platz der Championship, was den Gesamt-Marktwert des Kaders angeht.
Es gibt in Englands Unterhaus einige Einzelspieler wie den Torschützenkönig Aleksandar Mitrovic aus Fulham, die es – so wie ganz Luton – auf rund 20 Millionen Euro bringen. Und noch einmal zur Reise durch die Spielklassen: Noch 2014 war an der Kenilworth Road Fünftliga-Fußball angesagt. Vor acht Jahren waren hier Teams wie Kidderminster oder Macclesfield zu Gast. Und nun, vor zwei Monaten, war es schon der Champions-League-Sieger FC Chelsea, der im FA Cup vor frenetischer Kulisse erst in Rückstand geriet und schließlich einen späten wie knappen 3:2‑Auswärtssieg einfuhr.
Nicht nur bezüglich des Marktwerts oder der vergangenen Ligazugehörigkeit, sondern auch im Hinblick auf das Budget gibt es eine riesige Diskrepanz zur Konkurrenz. „Was Luton erreicht hat, ist absolut unbeschreiblich“, begeistert sich deshalb der Fußball-Finanzexperte Kieran Maguire im Interview mit ITV News Anglia. „Der Klub generiert weniger Geld als die große Mehrheit der Vereine in der Championship. Er gibt mit Sicherheit weniger für Spielergehälter aus. Das Durchschnitts-Gehalt in der Liga liegt bei 15.000 Pfund pro Woche; das von Luton wohl bei rund 6000 Pfund“, schätzt der Autor des Buchs „The Price of Football“.
Auch in Sachen Vereins-Einkommen überrascht das Abschneiden der Hatters. Allein der AFC Bournemouth, in diesem Jahr als Zweitplatzierter einer der direkten Aufsteiger, machte das Sechsfache an Umsatz verglichen mit Luton. Und doch verlief das direkte Duell in der vergangenen Spielzeit bei je einem knappen Heimsieg äußerst ausgeglichen. Wäre Luton, so wie Bournemouth, im kommenden Jahr im Oberhaus angetreten, hätte das aber einen erheblichen Wandel in der Kasse bedeutet: Experte Maguire rechnet angesichts der Premier-League-Dimensionen samt einer Vielzahl an Werbeeinnahmen mit einer Verzehnfachung des Budgets eines Klubs wie Luton Town. „Ich denke, ein Aufstieg würde für Transformationen sorgen im Hinblick auf die Möglichkeiten, die sich dem Klub dann böten.“
Beim Saisonabschluss des Klubs, der schon vor den Playoffs in feierlicher Abendkleidung begangen wurde, stellte Stürmer Elijah Adebayo aber den wohl wichtigsten Faktor heraus: Im Verein wird zusammengehalten, und die Fans transportieren den Siegeswillen auf den Rasen. Auf die Frage, warum denn die endende Spielzeit so erfolgreich war, kratzte Adebayo sich schüchtern an der Nase und nuschelte dann ins Mikrofon: „Ich meine, es ist ziemlich leicht, wenn du 10.000 Leute hast, die das Stadion elektrisieren.“ Donnernder Applaus im Saal.
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