Luton Town hätte es auf dem Weg in Richtung Premier League fast bis zum letzten Zwischenstopp Wembley geschafft. Mit einem Mini-Etat. Doch die fehlenden Mittel macht nicht nur der Trainer wett.
Dass das altehrwürdige Kenilworth Road Stadium ein solches Spiel erleben würde, hätte bei Luton Town vor Beginn der Saison sicher niemand geglaubt. Zu diesem Zeitpunkt war eher geplant gewesen, sich im Sommer hoffentlich über den Klassenerhalt zu freuen oder nach einer langen und idealerweise unspektakulären Saison zufrieden in den Urlaub zu fahren. Stattdessen ging es aber tatsächlich weiter mit Fußball: Der englische Zweitligist Luton hat es sensationell bis in die Playoffs zur Premier League geschafft. Mit einem der kleinsten Budgets der ganzen Liga und einem Marktwert, der dem der Konkurrenz nicht ansatzweise gleicht, hatte der Klub sich den sechsten Platz in der Championship und damit ein Ticket für die Aufstiegsspiele gesichert.
Daher war jüngst Huddersfield Town zu Gast an der ausverkauften Kenilworth Road, wo 10.000 Verrückte Alarm machten. Mehr geht nicht. Vor dieser kleinen, aber feinen Kulisse erspielte sich das Team ein 1:1, fuhr also mit realistischen Chancen aufs Finale im Wembley zum Rückspiel am Montag – wo es aber dann den späten und entscheidenden Nackenschlag setzte. In der 82. Minute kassierten die „Hatters“ das 0:1, das sie nicht mehr egalisieren konnten. Nur knapp zehn Minuten und eine Verlängerung also fehlten dem kleinen Klub zum Auftritt im Wembley Stadium. Die dortigen Dimensionen wären sie beileibe nicht gewöhnt gewesen – doch vielleicht wird es Zeit, sich auf die Großen einzustellen. Denn trotz der spärlichen Verhältnisse wäre es nicht zu hoch gegriffen, dem Verein aus dem nördlichen Dunstkreis Londons auch im nächsten Jahr viel zuzutrauen. Zuletzt hatte Luton 1992 erstklassig gespielt, also im letzten Jahr vor dem Start der neu gegründeten Premier League. Wie war es nun trotz der geringen finanziellen Mittel möglich, der höchsten Spielklasse so nah zu kommen wie lange nicht?
Dass dieses Team ohne einen einzigen Star eine sehr erfolgreiche Saison hinter sich hat, machen viele an Nathan Jones fest. Der walisische Coach übernahm im Abstiegskampf der vierten Liga und führte die Hatters nun – mit einer kurzzeitigen Unterbrechung wegen eines Engagements in Stoke – in die Spitzengruppe der zweiten Liga. „Er hat Struktur reingebracht“, erkannte Mick Harford an, der zwischenzeitlich die Mannschaft trainiert hatte, als es Jones in höhere Sphären zog. Dort blieb der Erfolg aus, Jones kehrte zurück, und der Dank der Fans in Luton ist ihm seitdem sicher. Er schweißt das fast komplett britische Team zusammen, in dem einzig der neu verpflichtete Veteran Robert Snodgrass nennenswerte Erstliga-Erfahrung hat.
Zudem ist Jones stark vom eigenen Plan überzeugt: „Die Arbeit, die ich mache, das Taktik-Bewusstsein, das ich habe, die Art, wie wir trainieren – ich glaube nicht, dass es viele gibt, die bessere Arbeit machen als wir.“ Das sagte er der BBC schon 2018, unmittelbar nach dem Aufstieg in die dritte Liga. Er wisse, das wirke vielleicht arrogant, aber: „Ich will zu einhundert Prozent auf dem höchsten Level arbeiten und werde nicht aufhören. Entweder schaffe ich das, oder ich sterbe bei dem Versuch.“ Markige Worte, die nun beinahe schon Wirklichkeit geworden wären. Womöglich taugt Jones auch deshalb zum präzisen Propheten, weil er als walisisches Landei einen starken christlichen Glauben pflegt.