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Seite 2: Helden für eine Nacht

Sollte ich heute ein Gemälde malen von der bis­he­rigen EM, malte ich keine Hoo­li­gans, keinen bedröp­pelten Cris­tiano Ronaldo, keinen stür­menden Dimitri Payet. Ich malte das Bild von Armando Sadiku und seinem 50-Meter-Sprint nach seinem Tor.

Wie er seine Kol­legen weg­ges­ti­ku­liert, die Augen feucht, die Lippen gepresst. Wie er läuft und läuft, im Voll­sprint, als wäre klar, dass er, sollte er je auf­hören zu laufen, sofort in den Ruhe­stand wech­seln. Wie er die letzten Meter bis zur Ersatz­bank auf Knien rut­schend über­windet. Wie er dort kauert, wäh­rend sich halb Alba­nien, zumin­dest aber sein Team auf ihn stürzt, mit offenen Augen und Mün­dern, ungläubig, per­plex. Wie Andi Lila, ein Name wie aus Bul­lerbü, auf den Pulk klet­tert und seine Freude in die Nacht brüllt, diese magi­sche Nacht von Lyon. Den Bizeps gespannt, die Fäuste gereckt.

Was für ein Moment.

(Video­link)

Alba­nien siegte 1:0, wir waren Zeuge eines his­to­ri­schen Spiels. Das ver­mut­lich schnell ver­gessen wird, drei Punkte rei­chen wohl nicht für das Ach­tel­fi­nale. Spä­tes­tens am Don­nerstag, nach dem letzten Vor­run­den­spiel, werden Andi Lila und Armando Sadiku ihre Trai­nings­an­züge packen und in den Som­mer­ur­laub fliehen.

Als wären es Fuß­ball­stars

Und wer weiß, viel­leicht wird einer der neuen Natio­nal­helden Alba­niens dann neben uns am Strand liegen, unbe­merkt, irgendwo zwi­schen San­to­rini und Las Palmas. Wir werden rät­seln über den uns unbe­kannten Akzent und die Fre­quenz der vielen SMS und Anrufe, die das Smart­phone des Aller­welts­ge­sichts auf der Nach­bars­liege emp­fängt. Wir werden mit­be­kommen, wie ein Lands­mann des Mit­ur­lau­bers mit Schnapp­at­mung ange­laufen kommt, ihn zu Sel­fies und Auto­grammen auf Son­nen­milch­tuben nötigen wird und beseelt schluch­zend wieder von dannen zieht.

Krass, werden wir uns denken, wäh­rend wir unsere krebs­roten Körper abends zum EM-Halb­fi­nale in die Dorf­kneipe schleppen, dieser Typ, der sich in der Mit­tags­sonne syn­chron zu uns alle halbe Stunde gewendet hat, dieser Typ scheint ja berühmt zu sein. Fast so, als wäre er ein Fuß­ball­star.