In einer großen Aktion wenden sich mehr als 800 Profis an homosexuelle Spieler und sichern diesen ihre Solidarität zu. Das sind die Statements von Dedryck Boyata, Christoph Kramer, Jonas Hector, Almuth Schult, Amos Pieper, Sven Michel, Max Kruse und vielen anderen.
Die Erklärung ist ein Auszug aus der neuen 11FREUNDE-Ausgabe #232. Das Heft findet ihr ab morgen im Kiosk oder schon heute bei uns im Shop.
„Wir sollten uns in unserer gesamten Gesellschaft, und damit selbstverständlich auch im Fußball, bewusst machen, was Vielfalt und Toleranz bedeuten! Deshalb ist es wichtig, dass dieses Thema, auch durch die Aktion, an Bedeutung und Aufmerksamkeit gewinnt. Es ist irrelevant, welche sexuelle Orientierung jemand hat. Und es darf kein negatives Aufsehen erregen, wenn jemand homosexuell ist.“
„Der Sport verbindet täglich Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und sexueller Orientierung, er hat eine integrative Wirkung. Niemand darf sich aus Angst vor Ausgrenzung, Diskriminierung und Benachteiligung aufgrund seiner sexuellen Identität verstecken oder verstellen müssen. Wir gewinnen und verlieren gemeinsam, jubeln und weinen. Offenheit und Vielfalt machen uns stark, auf dem Feld und außerhalb!“
„Wir sind im Jahr 2021! Jeder sollte lieben dürfen, wen immer er lieben möchte. Das sollte etwas ganz Normales sein. Am Ende profitieren wir alle von einem offenen Miteinander in einer vielfältigen Gesellschaft. Aber diese Offenheit darf nicht nur ein Wort sein, sie muss auch von uns allen gelebt werden. Wir in unserer Mannschaft und im Ganzen als Klub Hannover 96 stehen dafür ein.“
„Würde es einen Unterschied machen, wenn sich einer meiner Mitspieler outen würde? Nein! Unsere Fans, der Verein und unser Team haben immer klargemacht, dass wir jeden so akzeptieren, wie er ist. Ich glaube, es gibt für einen homosexuellen Spieler kaum einen sichereren Ort als den FC St. Pauli. Aber wir müssen auch über den Tellerrand schauen und als Spieler unseren Teil dazu beitragen, dass jeder und jede ohne Furcht vor Diskriminierung so sein darf, wie er oder sie möchte. Nicht nur bei uns, sondern überall. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass das, was in vielen Teilen der Gesellschaft schon als normal verstanden wird, auch endlich im Profisport zur Selbstverständlichkeit wird. Wir werden diejenigen, die von Diskriminierung betroffen sind, nicht alleine lassen.“
„Sollte sich einer meiner Mitspieler outen, würde ich das mutig finden, aber auch nicht aus allen Wolken fallen. Wir leben im Jahr 2021, und meine Generation ist sicherlich die gegenüber Homosexuellen toleranteste, die es in Deutschland je gegeben hat. Das ist so in meinem Freundeskreis, der mit Fußball nichts zu tun hat, und das ist so unter Fußballprofis. Ich habe jedenfalls im Laufe meiner Karriere nie eine Kabine erlebt, von der ich annehmen würde, dass sie Probleme mit einem Outing gehabt hätte. Was vielen Leuten außerhalb zudem nicht klar ist: Es gibt in den Vereinen doch längst offen schwul lebende Mitarbeiter, und da habe ich nie mitbekommen, dass das eine Thema wäre. Warum ich es trotzdem mutig finden würde, liegt eher an der zu erwartenden Reaktion des Publikums. Der Ton in den Kurven ist halt rau, und ich könnte jeden gut verstehen, der sich dem nicht aussetzen möchte.“
„Über seine Sexualität zu sprechen, ist immer eine persönliche Sache. Genauso ist der Zeitpunkt eines Coming Outs eine persönliche Entscheidung, zu der niemand gedrängt oder genötigt werden sollte – aus Gesprächen mit Personen, die diesen Schritt bereits gegangen sind, wissen wir, dass das offene Leben einer Beziehung abseits der gesellschaftlich akzeptierten heterosexuellen Norm leider viel zu oft bedeutet, Anfeindungen ausgesetzt zu sein, Familienmitglieder oder Freunde zu verlieren oder auf seine sexuelle Identität reduziert zu werden. Im Kosmos Fußball kommt hinzu, dass alles unter den Augen der Medien und der Öffentlichkeit geschieht. Jeder von uns hat bereits Diskriminierung erlebt, auf dem Platz und auch abseits davon, egal ob Homophobie, Rassismus, Sexismus oder andere Formen der Ausgrenzung, manchmal als absichtliche Beleidigung, manchmal als unbedachte Äußerung. Sie alle haben eins gemein: Sie sind scheiße und müssen aufhören. Dafür müssen wir aufstehen, aufklären, hinhören, zuhören und lernen, jede Spielminute, jeden Tag.“
„Die Vereinskultur von Mainz 05 ist weltoffen, unsere Fankurve lebt schon lange und laut, dass sie bunt ist. Dasselbe gilt auch für unsere Kabine: Egal ob homosexuell, bisexuell, heterosexuell, intersexuell, transsexuell oder asexuell, bei uns spielt keine Rolle, wen du liebst oder mit welchem Geschlecht du dich identifiziert – du bist Teil der 05-Familie, deshalb bist du ein Teil von uns. Wir stehen hinter dir, wir stehen zusammen.“
„In meiner Generation wird Homosexualität offen thematisiert, so dass die sexuelle Neigung zumindest in meinem Umfeld mittlerweile kaum noch ein Diskussionsthema ist. Wir sind da komplett tolerant. Dennoch müssen wir realistisch sein: Homophobie existiert in Teilen der Gesellschaft genauso wie Rassismus und religiöse Vorurteile. Aber es ist gut und wichtig, das alles nicht zu tabuisieren. Es muss miteinander geredet werden, und das wird es seit einiger Zeit auch ziemlich offen. Prominente haben sich geoutet, und es sollte schnellstens auch dem Letzten bewusst werden: Schwarz, weiß, homo, hetero – scheißegal! Ich denke daher: Wenn sich ein bekannter Spieler outet und sich weitere Profis anschließen würden, wäre das im Fußball relativ schnell kaum noch ein Thema. Und das würde ich mir wünschen! Ich würde ihm klar sagen: Respekt für den Mut, voranzugehen!“ Und ich würde mich jedenfalls ganz sicher vor ihn stellen und ihn unterstützen. Egal, ob er in meinem Team oder in der gegnerischen Mannschaft spielt. Und ich bin mir sicher, dass die große Mehrheit aller Spieler auch so handeln würde!“
„Zu den Dingen, die den Fußball ausmachen, zählt für mich auch, dass er für jeden da ist – also für Männer und Frauen, für Europäer, Asiaten, Christen, Buddhisten und alle anderen auch. Das ist auf jeden Fall sehr bereichernd, auch wenn sich für mich auf dem Fußballplatz sowieso die Frage nach Herkunft, sexueller Orientierung oder Religion überhaupt nicht stellt. Hier ist ja viel wichtiger, ob jemand schnell ist, eine besonders gute Technik hat oder eine Kämpfernatur ist.“
„Wir Fussballprofi müssen Leistung bringen und stehen dabei als öffentliche Personen andauernd unter Beobachtung. Damit umzugehen, lernen wir natürlich, aber es ist sowieso schon anstrengend. Bei einem Coming Out würde erstmal ein medialer Sturm losbrechen, der zusätzlich extrem kräftezerrend wäre. Der betreffende Spieler müsste also eine ganz schön dicke Haut haben, um all das zu verarbeiten, was auf ihn zukäme. Idealer Weise müssten sich die Medien verpflichten, das nicht zu einer Sensation aufzubauschen, und Privatleben das sein zu lassen, was es ist: privat. Denn genau in dieser Sensationsmache liegt für mich die Kernproblematik. Sie ist leider die Realität und nicht das Wunschdenken über die Integration von schwulen Minderheiten in unserer Gesellschaft. Wenn ein Mitspieler sich trotzdem outen würde, würde er von mir allen Support bekommen, den er benötigt. Die Sexualität eines Menschen hat uns nämlich scheißegal zu sein, so lange sie nicht gegen Gesetze verstößt. Und das ist zum Glück bei Homosexualität nicht mehr der Fall.“
„Für mich sind, nicht nur im Fußball, alle Menschen gleich, egal welche Hautfarbe, Religion oder eben auch sexuelle Ausrichtung sie haben. Und wenn sich einer meiner Kollegen outen würde, würde ich ihn vor den Idioten da draußen schützen, die sich immer noch von Homosexuellen gestört oder gar bedroht fühlen. Das ist auch der Grund, weshalb es bislang noch nicht passiert ist. Wenn sich ein Fußballprofi zu irgendwas äußert, weiß es im nächsten Moment die ganze Welt. Und wenn ein Fußballprofi sein Coming Out hätte, wäre die öffentliche Reaktion schlicht zu groß. Daher kann ich jeden verstehen, der sich dem nicht aussetzen will.“
„Würde einer meiner Mannschaftskameraden sein Coming Out haben, würde ich daraus kein großes Thema machen, weil es für mich keines ist. Aber natürlich würde ich ihn ansprechen, ob er irgendwelche Unterstützung braucht, und die würde er selbstverständlich von mir bekommen. Sollte er befürchten, dass ihm das in seiner Mannschaft Probleme bereitet, bin ich fest davon überzeugt: Das ist nicht so!“
„Der Vielfalts-Gedanke ist fest im Leitbild unseres Vereins verankert und wird auf und neben dem Platz von uns gelebt. Bei uns muss niemand seine Herkunft, Religiosität oder Sexualität verstecken. Als Team stehen wir auch nach Abpfiff des Spiels füreinander ein.“
„Der VfL Bochum 1848 spricht sich in seinem Leitbild klar gegen jede Form der Diskriminierung aus. Niemand soll sich ängstigen oder ausgegrenzt fühlen. Fußball verbindet, das Fairplay endet nicht an der Seitenauslinie oder nach 90 Minuten. Deshalb unterstützt die Lizenzspielermannschaft des VfL die Solidaritätserklärung – Ihr könnt auf uns zählen!“
„In unserer Charta heißt es: Herzlich willkommen in der schönsten Stadt Deutschlands – egal, woher Du kommst, was Du glaubst, was Du hast oder bist, wie Du lebst und wen Du liebst. Das leben wir beim 1. FC Köln – und da stehen wir als Mannschaft voll dahinter.“
„Wir sind hier in Berlin – wenn nicht hier, wo sonst sollte sich ein Profifußballer outen können. Berlin steht wie keine andere Stadt für Vielfalt und ist somit Vorbild für ganz Deutschland. Für uns ist es selbstverständlich, dass jeder das Recht hat, glücklich zu sein und so zu leben, wie er oder sie es gerne möchte – egal, welche sexuelle Orientierung oder welche Herkunft man hat.“
„Bisher war ich noch nicht in der Situation, mitzuerleben, wie sich ein Mitspieler geoutet hat. Für mich wäre das kein Problem und ich denke, dass es auch in Berlin kein Problem wäre, da ich weiß wie die Stadt tickt. Die meisten Menschen hier sind sehr offen und auch Hertha BSC steht für Vielfalt und Toleranz. Die Welt ändert sich und jeder bemüht sich auf seine Art, die Welt besser zu machen. Wenn sich ein Spieler besser fühlt, wenn er sich geoutet hat, dann sollte er das tun.“
„Leider ist engstirniges und intolerantes Denken in manchen Köpfen immer noch verankert. Der Fußball findet in der Öffentlichkeit statt. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir Fußballer als Vorbilder offen und tolerant mit dem Thema Homosexualität umgehen und konsequent inakzeptables Verhalten anprangern. Das gilt übrigens auch bei dem Thema Rassismus.“
„Die Spieler haben Angst davor, verurteilt zu werden. Sie denken, dass sich für sie daraus Nachteile für ihre Karriere ergeben könnten. Das ist eine schwierige Situation, die sie genau abwägen werden. Wenn du als Fußballer der erste aktive Spieler in der Bundesliga bist, der sich outet, bekommst du die volle Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und in den Medien und möglicherweise wirst du zur Zielscheibe für Anfeindungen und der Druck auf dich wird noch größer. Als Fußballprofi sollten wir einfach Fußball spielen können und nur für unsere Leistung bewertet werden.“
„Wir müssen uns nichts vormachen: die Angst, allgemein in der Gesellschaft schief angeschaut oder beleidigt zu werden, ist einfach noch immer allgegenwärtig. Umso wichtiger ist es, sich als Mannschaft und als Verein Hertha BSC klar gegen Rassismus, Diskriminierung und Homophobie auszusprechen und aktiv einzusetzen. Bei uns macht das übrigens auch die Fanszene. Sie ist sehr aktiv und initiiert immer wieder verschiedene Aktionen. Mit den Hertha-Junxx haben wir sogar den ersten schwul-lesbischen Fanclub der Bundesliga.“
„Es sollte in unserer Gesellschaft egal sein, welche Sexualität eine Person lebt. Jeder Mensch ist perfekt, einzigartig und etwas Besonderes. Und deshalb sollte sich auch niemand verstecken müssen – vor allem nicht auf einem Fußballplatz, der ein Ort gelebter Integration ist. Wir sind davon überzeugt, dass man als Sportler nur dann seine optimale Leistung abrufen kann, wenn man befreit ist und seine Identität nicht verstecken muss. Auf dem Spielfeld geht es um Fußball und nicht darum, wen man liebt. Es geht um Respekt, Fairness, Chancengleichheit, Toleranz und Akzeptanz.“
„Niemand sollte Angst davor haben, sich so zu zeigen wie er/sie ist, wofür er/sie steht und wen er/sie liebt. Es ist traurig, dass dies heutzutage noch nicht in der Gesellschaft akzeptiert ist und wir uns immer noch darüber Gedanken machen müssen! Wir verachten jegliche Form von Intoleranz und Diskriminierung und stehen für Vielfalt!“
„In einer offenen und toleranten Welt, wie wir sie immer vortrefflich beschreiben, sollte es keine Rolle spielen, wen wir lieben. Dass Homosexualität im Fußball oder allgemein im Sport überhaupt thematisiert werden muss, zeigt aber, dass vieles nur leere Wortehülsen sind. Liebe unter Menschen, egal welchen Geschlechts, darf nicht diskriminiert werden. Deshalb hat der 1. FC Nürnberg das auch in seiner Satzung verankert.“
„Beim SSV Jahn vertreten wir eine weltoffene, liberale und tolerante Gesamthaltung. Wir fordern ein und leben vor, Menschen unabhängig von Herkunft, Religion, Behinderung, Geschlecht, Alter oder sexueller Orientierung zu respektieren und wollen damit unserer gesellschaftlichen Verantwortung als Profifußballcub gerecht werden. Dazu gehört zweifelsfrei auch ein offener, respektvoller Umgang mit Homosexualität im Profifußball. Die sexuelle Neigung eines Spielers bildet für uns beim SSV Jahn keinerlei Bewertungsmaßstab. Entscheidend ist allen voran die Persönlichkeit.“