Bruno Labbadias Wechsel zum VfL Wolfsburg wurde von vielen Fans abgelehnt. Nach Platz 5 in der Hinrunde stellen diese erstaunt fest, dass der Trainer doch ganz gut in die Autostadt passt.
Doch bei genauerem Hinsehen und mit ein wenig Eingewöhnungszeit scheint die Paarung Labbadia und der VfL Wolfsburg doch ganz ordentlich hinzuhauen. Den Fans aus der Volkswagenstadt liegt schließlich schon lange einiges an den Wurzeln ihres Klubs als Arbeiterverein. Und auch ihr Trainer stammt trotz der mitunter weltmännischen Attitüde aus einfachen Verhältnissen: der Vater Tiefbauarbeiter, die Mutter Angestellte in einer Gardinenstangenfabrik – und Labbadia selbst schloss noch in den ersten Jahren seiner Profikarriere eine Lehre als Versicherungskaufmann ab.
Historische Parallelen
Die etwas kitschige Geschichte vom Arbeiterjungen, der sich ehrgeizig nach oben gekämpft hat, weiß man in Wolfsburg zumindest zu honorieren. Zudem ist Labbadias Herkunft noch in weiterer Hinsicht mit der Stadt- und Vereinshistorie Wolfsburgs verknüpft. Seit den 1960er Jahren wurden tausende italienische Gastarbeiter von VW angeworben, viele wurden sesshaft. Wo heute Bundesliga-Fußball in der VW-Arena gespielt wird, befand sich früher gar das sogenannte Italienerdorf. Labbadias Eltern waren bereits 1956 ebenfalls als Gastarbeiter aus Italien nach Deutschland gezogen, er selbst bekam erst mit 18 Jahren einen deutschen Pass.
Die Arbeit, die er selbst in seinen Aufstieg gesteckt hat, verlangt Labbadia nun von seiner Mannschaft. Und das viele Training zahlt sich aus: Der VfL, in den Vorjahren stets unter seinen Möglichkeiten, wirkt fitter und ausdauernder, schießt auch mal die späten Tore. Apropos Training: Angerechnet haben Labbadia die VfL-Fans auch, dass er im Sommer auf ein Trainingslager in weiter Ferne verzichtete. Man habe in Wolfsburg optimale Bedingungen, meinte er.
40 Punkte und noch mehr
Optimale Bedingungen sind es auch, mit denen der VfL in der Rückrunde die Mission erneuter Klassenerhalt angehen kann. Lediglich zwölf Punkte fehlen bis zur 40-Punkte-Marke. Für die Fans zählt zunächst nicht mehr und nicht weniger. Während der Erfolgsphase der letzten Wochen haben sie begonnen, die fehlenden Punkte rückwärts herunterzuzählen.
Wenn Labbadia in diesem Jahr den Nichtabstieg bereits einige Spieltage vor Toreschluss sichert, sind sie in Wolfsburg mit seiner Arbeit zufrieden. Er selbst sagt, man würde sich keine Grenze setzen. Und auch die VfL-Anhänger sagen sicher nicht Nein, sollte es am Ende doch mehr werden. So viel Weltmanntum ist eben doch beiden eigen, Labbadia wie dem VfL Wolfsburg, dass grundsätzlich auf großen Füßen gedacht wird.