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Unter all den Bil­dern, die aus der Fuß­ball­kar­riere von Pierre Litt­barski geblieben sind, rührt eines ganz beson­ders, das mit der Ball­fer­tig­keit dieses außer­ge­wöhn­li­chen Spie­lers über­haupt nichts zu tun hat. Es war bei jenem berühmt-berüch­tigtem WM-Halb­fi­nale 1982, das allein schon wegen des fiesen Fouls von Toni Schu­ma­cher an Patrick Bat­tiston auf ewig in Erin­ne­rung bleibt, aber bei­leibe nicht nur des­halb. Son­dern auch wegen der unbe­irrten Auf­hol­jagd der nie auf­ste­ckenden Deut­schen, die in der Ver­län­ge­rung aus einem 1:3 ein 3:3 machten. Wegen des Fall­rück­zieher-Tors von Klaus Fischer, das die Mann­schaft über­haupt erst ins Elf­me­ter­schie­ßens brachte. Und, und, und.

Zu behaupten, Pierre Litt­barski habe eine nicht ganz unwich­tige Rolle in diesem epi­schen Match gespielt, wäre eine fahr­läs­sige Unter­trei­bung. Er schoss das 1:0 selbst, berei­tete den 2:3‑Anschlusstreffer von Karl-Heinz Rum­me­nigge direkt und das Fischer-Tor indi­rekt vor. Und selbst­ver­ständ­lich ver­wan­delte er in der Straf­stoß­lot­terie seinen Elf­meter eis­kalt.

Anders als Uli Stie­like (und wir reden hier von einem wirk­lich grausam ver­gurkten Elfer). Wäh­rend Stie­like danach sofort zusam­men­bricht und Toni Schu­ma­cher ihn aus dem Weg schafft wie einen alten Kar­tof­fel­sack, um sich auf den nächsten Schützen zu kon­zen­trieren, nimmt Litt­barski den unglück­li­chen Mit­spieler in den Arm und wiegt ihn wie eine Mutter ihr untröst­li­ches Kind. Um Sekunden darauf den waid­wunden Stie­like zurück ins Leben zu holen, weil Schu­ma­cher den nächsten Schuss pariert und alles wieder auf Anfang gestellt hat.

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Eher Bra­si­lianer als Deut­scher

So war er, der Litti. Oder um es mit den Worten des 11FREUNDE-Kol­legen Uli Hesse zu sagen: der ein­zige Licht­blick inmitten all dieser Kühl­schränke, die in den Acht­zi­gern für die Natio­nalelf gespielt haben. Das ist viel­leicht etwas arg über­spitzt for­mu­liert, aber man weiß immerhin, was der Mann meint.

Galt die Natio­nalelf in jenem Jahr­zehnt als ein Team, das die soge­nannten deut­schen Tugenden doch ein biss­chen zu sehr ver­in­ner­licht hatte, so ver­kör­perte Pierre Litt­barski das exakte Gegen­teil. Wo andere auf Kraft­fuß­ball bauten, ver­sprühte er Spiel­witz. Wo andere zum Lachen in den Keller gingen, machte er seine Späße. Wo andere von Ehr­geiz zer­fressen waren, blieb er ein­fach nur ein netter Kerl. Als er viele Jahre später den bra­si­lia­ni­schen Natio­nal­trainer Felipe Sco­lari traf, begrüßte der ihn mit den Worten: Du bist kein Deut­scher. Du bist ein Bra­si­lianer. Schau dir nur an, wie du Fuß­ball gespielt hast.“