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Seite 2: Keine Lust aufs Verteidigen

Allzu oft wirkt es so, als sei die Taktik Uniteds schlicht: die Offen­siv­reihe wird es schon richten. Und vor allem Cris­tiano Ronaldo. Doch die Pro­bleme in der Defen­sive fangen bereits mit dem Rück­kehrer an. Der ehe­ma­lige nie­der­län­di­sche Natio­nal­spieler Danny Blind sieht Ronaldo gar als einen der Haupt­gründe für die aktu­elle Misere bei United. Gegen­über Sport­nieuws sagte er: Normal presst ein Spieler und pro­vo­ziert so Fehler beim Gegner. Ronaldo macht das aber nicht. Er denkt nur an seine Tore und denkt, dass seine Mit­spieler den Ball schon für ihn erobern werden.“

Die man­gelnde Bereit­schaft zu pressen, lässt sich auch anhand von Sta­tis­tiken belegen. Laut dem Portal FBREF​.com hat der Por­tu­giese rund drei bis vier Pres­sing­si­tua­tionen pro Spiel. Vor einem Jahr bei Juventus hatte er im Ver­gleich dazu noch acht bis neun. Seine Pres­sing­ver­suche sind zudem nicht oft von Erfolg gekrönt. Das muss zwar nicht unbe­dingt Ziel von erfolg­rei­chem Pres­sing sein, gar nicht zu pressen hilft aber erst recht nicht. Gegen­pres­sing kann näm­lich auch dann erfolg­reich sein, wenn dadurch die geg­ne­ri­schen Spieler for­ciert sind, den Ball in eine andere Rich­tung zu spielen, um damit einen auf­kom­menden Spiel­fluss zu unter­binden.

Im Gegen­satz zu Ronaldo stehen seine Mann­schafts­kol­legen bei zehn bis 20 Pres­sing­si­tua­tionen pro Partie. Natür­lich – Ronaldo ist Stürmer, zu pressen scheint auf den ersten Blick nicht eine seiner Haupt­auf­gaben zu sein. Denn ja, er schießt Tore, aber die Art seines (nicht vor­han­denen) Pres­sings ver­än­dert die Statik und damit auch die Art des Spiel­sys­tems und der Ver­tei­di­gung. Auch im Ver­gleich mit seinen Kol­legen im Sturm schneidet er in dieser Kate­gorie schlechter ab. Lewan­dowski kommt auf rund zehn Pres­sing­si­tua­tionen pro Spiel und Messi in der aktu­ellen Saison auf zwölf. Von allen Stür­mern aus den fünf Top­ligen hat Ronaldo den schlech­testen Pres­sing­wert.

Der Ronaldo-Effekt

Auch die Hal­tung und Kör­per­sprache Ronaldos können für sein Team nach­teilig wirken. Nach den Nie­der­lagen gegen Aston Villa und Everton mar­schierte er direkt nach dem Abpfiff in die Kabine, ohne Grüße an die Fans. Nach dem Spiel gegen Lei­cester fing ihn sein Trainer recht­zeitig ab. Er sollte wie jeder andere Spieler auch zu den mit­ge­reisten Fans gehen. Nach der ersten Halb­zeit gegen Ber­gamo wirkte der Por­tu­giese eben­falls resi­gniert. Abwinken, Kopf schüt­teln, lamen­tieren.

In den ersten sechs Spielen in der Pre­mier League erzielte Ronaldo zwar fünf Treffer, die Wochen danach blieb sein Konto aber blank. In Man­chester scheint sich ein ähn­li­cher Effekt abzu­zeichnen wie damals bei Juventus Turin. Sein ehe­ma­liger Mit­spieler Leo­nardo Bonucci sagte zu The Ath­letic: Ronaldos Anwe­sen­heit hatte einen großen Ein­fluss auf uns. Unter­be­wusst fingen die Spieler an zu denken, dass er allein schon aus­rei­chen würde, um die Spiele zu gewinnen.“ Gegen Ber­gamo funk­tio­nierte das mal wieder. Doch die Wochen zuvor werfen Gründe auf, um die Nach­hal­tig­keit dieser Denke anzu­zwei­feln.

Schafft United den Tur­n­around?

Die Dis­kus­sion um Cris­tiano Ronaldo wird sich im Rahmen halten, solange er trifft. In Man­chester ist er nahezu unan­tastbar, aber es mehren sich Stimmen, die auf sein man­gelndes Defen­siv­ver­halten hin­weisen. Sein Trainer scheint sich mal wieder gerettet zu haben. Die Not­lan­dung wurde trotz Tur­bu­lenzen fürs Erste geschafft. Nicht nur das Spiel gegen Liver­pool wird weg­wei­send für Sol­skjær sein. Auch danach bleibt das Pro­gramm hart: es warten Tot­tenham und Man­chester City. Die nächsten Spiele werden zeigen, wie aus­sa­ge­kräftig der spek­ta­ku­läre Sieg gegen Ber­gamo wirk­lich war.