Kevin De Bruyne schubst ein wenig, Julian Schuster wird zum Traumtorschützen und Robert Lewandowski legt ein Solo hin, auf das selbst Maradona stolz wäre. Spielt sich selber Knoten in die Beine: unsere 11 des Spieltags.
Robert Lewandowski
Spätestens seit seinem sensationellen Lupfer gegen Freiburg sind wir uns sicher, dass Robert Lewandowski derart viel Gefühl in den Füßen hat, dass er sich spontan an einen Konzertflügel setzen und fehlerfrei Chopins Fantasie Impromptu ausschließlich mit seinen Außenrists spielen könnte. Seit Samstag kommt nun hinzu, dass der Pole auch Sololäufe ansetzen und abschließen kann, bei denen selbst Diego Maradona beim Zugucken ein wenig schwindelig würde. Im Spiel gegen Hannover legte Lewandowski einen sechzig Meter währenden Sprint hin, vernaschte dabei sechs Hannoveraner Spieler, die Minuten später Discofox tanzend auf dem Parkplatz wieder zu sich kamen, und schloss dann ab, kompromissloser als Rainer Callmund am offenen Buffet. Ein Alleingang, so cool und so gnadenlos, dass Liam Neeson bereits nach den Filmrechten gefragt hat, um basierend auf Lewandwoskis Solo „96 Hours 3“ zu drehen. Wir sagen: Film ab!
Juan Arango
Vielleicht könnte sich Lewandowski auch gemeinsam mit Juan Arango an den Flügel setzen und vierfüßig Klaviersonaten spielen, denn auch in Arangos Beinen steckt mehr Gefühl als in den gesamten Discographien von Chris de Burgh und Barry White zusammen. Was er am Samstagabend wieder unter Beweis stellte, als er beim 3:0 gegen die Hertha mit einem wunderschönen Fernschuss-Tor und einer Vorlage der Man of the Match war. Bekanntermaßen wird der Vertrag des Venezolaners in Gladbach nicht verlängert. Wie wir aus sicherer Quelle erfahren haben, soll Arango seine Karriere im Sommer beenden, um Bob Ross’ Show „The Joy of Painting“ wiederzubeleben, in der er dann wunderschöne und filigrane Landschaftsbilder malen wird. Mit den Füßen, klar.
Kevin de Bruyne
Diskoschubsereien sind – neben Fußball, Schmierwurst und Super Nintendo – unsere große Leidenschaft. Paar Bierchen, Leute anrempeln, bisschen schubsen – was man halt so macht, wenn einem Samstagabends langweilig ist. Gerne laden wir für nächstes Wochenende Wolfsburgs Kevin de Bruyne ein, der im Spiel gegen Augsburg seine vorzüglichen Schubserei-Fähigkeiten andeutete und Schiri Felix Zwayer mit dem klassischen Asi-Brustschubser mit angelegten Armen anging. Ein wunderbarer Move, der der Legende nach einst von Kalle Grabowski persönlich erfunden worden sein soll und mittlerweile zum Signature Move von Disko-Prolls und Halbstarken rund um den Globus geworden ist. Also, lieber Kevin, komm doch einfach mit nächstes Wochenende. Hast ja eh frei.
Julian Schuster
Sollte man Julian Schusters fußballerische Fähigkeiten beschreiben, würde man wahrscheinlich in die faßbendersche Floskelkiste greifen und die Worte „solide“ und „passabel“ herauskramen. Seit zwei Wochen schwingt sich Freiburgs Käptn nun aber auf, auch die Worte „technisch überragend“, „boah alter ey“ und „waaaaaaas?“ zu bestimmenden Attributen seines Spiels zu machen, denn sein wunderbarer Fernschuss aus knapp 25 Metern in den Winkel war nach seinem Fallrückzieher in der Vorwoche bereits das zweite Traumtor in kürzester Zeit. Woher Schuster diese neu erworbenen Fähigkeiten hat, wissen wir nich. Aber wahrscheinlich besucht er gerade den Abendkurs „Traumtore leicht gemacht“ an der VHS Freiburg oder trifft sich ab und an mit Juan Arango, der ihm mit einem venezolanischen Schraubstock die Füße in die benötigte Traumtor-Gelenkstellung presst.
Karim Guédé
Dass Schuster überhaupt die Möglichkeit erhielt, dem Bremer Tor einen dritten Winkel zu zimmern, lag dabei an Karim Guédé. Guédé büffelte sich in der 15. Minute mit der Grazilität eines eine Treppe herunterfallenden Kühlschranks durch den Bremer Strafraum, eine Urgewalt, angesichts derer die Werderaner Abwehrspieler den Ball hilflos und ängstlich vor die Füße von Schuster kickten. Der Rest ist bekannt. Gerüchten zufolge war sein Bruder im Geiste, Augsburgs Sascha Mölders, angesichts der Guédéschen Schneise im Bremer Sechzehner derart gerührt, dass er sich spontan ein Pflug-Geschirr über die Schultern warf und einen Hektar Ackerland im Augsburger Umland umpflügte. Schön.
Alexandru Maxim
Der elegante „11FREUNDE-Zielwasser-Flachmann“ aus hochwertigem Edelstahl geht in dieser Woche an Stuttgarts Alexandru Maxim. Der hatte vor wenigen Wochen im Spiel gegen Frankfurt frei vor dem gegnerischen Kasten gestanden, allerdings das Kunststück vollbracht, den Ball neben das Netz zu frankmillen. Das Tor war dabei in etwa so leer wie demnächst Uli Hoeneß‘ Konto. Im Duell gegen Tabellennachbarn Hamburg machte es Maxim nun besser und schoss den Ball frei vorm Tor einfach rein und seinen VfB zum wichtigen Sieg. Man merkt: Der Junge lernt schnell.
Stefan Aigner
Man kann Frankfurts Stefan Aigner mit Fug und Recht als den Matchwinner im Abstiegskrimi gegen Nürnberg bezeichnen. Zwar schoss der Mittelfeldspieler kein Tor selber, aber er bereitete die ersten beiden Treffer vor und brachte das 5:2 seiner Eintracht damit erst auf die Reise. Insbesondere der zweite Assist verdient unsere lobende Erwähnung, stand Aigner schließlich blank vor Nürnbergs Keeper Schäfer und hätte auch selber abschließen können, legte aber auf den besser postierten Joselu ab. Doppelt kollegial, denn wenige Augenblicke zuvor hatte Joselu den besser postierten Aigner getrost ignoriert und den Ball lieber in die Nürnberger Mischwälder gebolzt. Eine Szene, die bei der 11FREUNDE-Betriebsmannschaft zu Pöbeleien, Kratzern und Beleidigtes-mit-dem-Ball-nach-Hause-gehen geführt hätte, niemals aber zu einem selbstlosen Pass wenig später. Profis halt.
Tranquillo Barnetta
Der wichtige Führungstreffer der Eintracht ging übrigens auf das Konto von Tranquillo Barnetta, der bei uns ohnehin schon gewonnen hat, weil er sich jedes Jahr pünktlich zum Movember den dicksten Schnauzbalken der Liga stehen lässt. Ein Schnauz, so mächtig, dass ihm die Straßenfeger der Frankfurter Stadtwerke neidisch nachschauen und frustriert ihre Kehrbesen in den Straßengraben werfen, wenn er vorbeigeht. Nun hat Barnetta mal wieder getroffen, das erste Mal übrigens seit 2010, eine unterwältigende Quote für einen offensiven Mittelfeldspieler. Liegt aber wahrscheinlich daran, dass man mit Bärten keine Tore schießen kann.
Josip Drmic
Um den Titel des schönsten Tores des Spiels bewarben sich am Sonntagnachmittag gleich mehrere Beteiligte. José Campagna etwa, mit seinem robertocarloshaften Spannschuss oder Vaclav Kadlec, mit seiner eingedrehten Tunnel-Außenrist-Winkel-Kombo. Der Titel geht letztlich aber, und das recht unbestritten, an Josip Drmic. Der Schweizer nahm in der 64 Minute einen langen Pass von Campagna mit der Hacke an und drosch ihn in einer fließenden Bewegung mit dem Vollspann ins lange Eck. Ein Bewegungsablauf, so geschmeidig und majestätisch-elegant, dass nun eine Raubkatzenart nach diesem Treffer benannt werden soll. Gerüchten zufolge hat sich zudem Zlatan Ibrahimovic nach Drmics Nummer erkundigt, um endlich mal mit jemandem auf Augenhöhe über Hacken-Ballannahmen und anschließende Gewaltschusstore zu reden.
Adam Szalai
Der Titel des hässlichsten Tores des Spieltags andererseits geht an Schalkes Adam Szalai. In der 93 Minute tauchte Szalai allein vor Braunschweigs Keeper Davari auf und vergab zunächst kläglich, setzte dann aber nach und grätsch-pressschlägerte den Ball aus einem Zweikampf mit Bicakcic heraus mit Unterlatte in den Knick. Ein Tor, schmutziger als der Küchenboden der Ludolfs. Andererseits: Umgeben von Gelsenkirchener Barock und mit der Eurofighter-Mentalität in der DNA ist „Hässlich“ auf Schalke ja gerne mal das neue „Schön“.
Sead Salihovic
Im mittlerweile zwölften Retortico der Bundesligageschichte besiegte Hoffenheim am Sonntagabend Bayer Leverkusen, die sich nun in Bieder Verliererkusen umbenennen wollen, um dem derzeitigen Leistungsniveau Rechnung zu tragen. Besonderes Highlight im Spiel war Sead Salihovics listiger Elfer á la Antonin Panenka, oder wie Hoffenheimer Anhänger ihn nennen: „Hä? Wer?“ Wie dem auch sei, die Sinsheimer dürften nun endgültig aus den gröbsten Abstiegssorgen raus sein und auch Schiedsrichter Dr. Jochen Drees fiel positiv auf, da er es fertig brachte, das Spiel zu Ende zu pfeifen, ohne irgendwelche Phantomtore zu geben. Glückwunsch dazu.