Großes Kino in Dortmund, Gonzo in Leverkusen und keine Eier in Frankfurt – noch immer auf der Suche: unsere 11 des Spieltags.
Robert Lewandowski
Jemand am Samstagabend „Sky“ geguckt? Dort lief eine lustige Verwechslungskomödie unter der Regie von Pep Guardiola, „Lewa lieber ungewöhnlich“. Toller Plot: Die Bayern mauern plötzlich anstatt Tiki-Taka zu spielen und schießen hässliche Abstaubertore statt traumhafter Kombinationshütten. In der Hauptrolle: Robert Lewandowski als Bösewicht, großes Kino, in der Bewertung auf „dfb.de“ gab es sogar ganze drei von drei Punkten. Wer allerdings an ein großes Racheepos denkt, liegt falsch, denn bei all den Schlüsselspielern, die die Bayern den Dortmundern in den letzten Jahren weggekauft haben, ist es ja mittlerweile ein bewährter Handlungsstrang, dass ein Ex-Dortmunder für die Bayern in Dortmund zum Sieg trifft. Womit wir bei…
Mario Götze
wären, der die vergangene Woche abseits des Teams im Einzeltraining mit Lewandowski verbrachte, um ihm die Choreografie aus „Ex-Verein abschießen und nicht jubeln“ beizubringen, die im letzten Jahr bei Götze ja so gut funktioniert hat. Mit Erfolg. Zum Spiel selber hat Götze dieses Mal zwar nichts Großartiges beigetragen, allerdings hat er sich vor seiner Einwechslung vor der Dortmunder Südtribüne warmmachen müssen, was in etwa so viel Spaß gemacht haben muss wie ein achtwöchiger Tauchkurs im Klärwerk Dortmund-Ost. Ein übleres Gepfeife hat es seit „Wind of Change“ von den Scorpions nicht mehr gegeben. Und wie viele Schimpfwörter sich Götze in dieser kurzen Zeitspanne hat anhören müssen, wollen wir lieber gar nicht wissen. Wahrscheinlich alle.
Thiago Alcantara
Besonders gerührt hat uns Thiago Alcantaras Comeback nach knapp einjähriger Verletzungspause. In der 69. Minute wurde Bayerns Zauberspanier eingewechselt und wackelte direkt einen Gegenspieler derart lässig aus, dass wir annehmen, Dr. Müller-Wohlfahrt habe Thiago das Innenband eines Tangotänzers eingesetzt. Oder auch zwei. Nach dem Spiel gab es dann das große Gefühlskino: Umarmungen der Mitspieler, Applaus von den mitgereisten Fans und Tränen der Rührung beim Spanier. Schnüff. Der ein oder andere Kollege sitzt noch heute Mittag mit einem Bottich Eis und einer XXL-Packung Taschentücher schluchzend vor dem TV und guckt Rom-Coms.
Alexander Madlung
Bedauerlich, dass die Frankfurter Eintracht selbst an Ostern nicht in der Lage war, ihre Eier zu finden und schon wieder einen Vorsprung abschenkte. Positiv hervorheben möchten wir an dieser Stelle aber Verteidigerkante Alex Madlung. Nicht nur, weil der 32-Jährige mit Körperbau und ‑beherrschung eines mies gelaunten Schlachtermeisters unsere vage Hoffnung aufrechterhält, trotz allgemeiner körperlicher Knotigkeit doch noch irgendwann Profi zu werden. Vor allem möchten wir Madlungs erstaunliche Statistik hervorheben, die besagt, dass der Mann 23 seiner 26 Bundesligatore nach Standards erzielte. Um noch erfolgreicher bei Standards zu sein, müsste er, nunja, zum Standardtänzer umschulen. Madlungs auslaufenden Vertrag in Frankfurt wird übrigens nicht verlängert. Ob er woanders weitermacht oder die Stahlkappenstollenschuhe an den rostigen Zimmermannsnagel hängt, wird sich herausstellen. Er könnte sich ab Sommer auch voll und ganz seinem Hobby widmen: Auf Baustellen in Kopfballduelle mit Abrissbirnen gehen. Und gewinnen.
Marcelo
Dass man sportliche Höchstleistungen mit dem Hintern vollbringen kann, weiß jeder, der mit dem Gina Wildschen Gesamtwerk vertraut ist. Alle übrigen, falls es sie gibt, konnten sich davon am Samstag überzeugen, als Hannovers Marcelo eine Ecke per Po ins Tor der Frankfurter verwertete und damit das Remis der 96er in Frankfurt auf den Weg brachte. Wir klatschen Applaus. Mit den Arschbacken.
Peter Knäbel
Kennt noch jemand dieses blonde Mädchen, das einst bei „TV Total“ Auskunft darüber gab, was sie eines Tages beruflich zu tun gedenke? Sie konnte kaum einen Satz unfallfrei zu Ende bringen, beharrte aber darauf, dass „Megastar“ ein angemessener Karriereweg für sie sei. Nun, irgendwie erinnert uns der HSV derzeit an die junge Dame, deren Megastar-Karriere wir leider nicht weiter verfolgt haben (Helene Fischer?), denn auch beim HSV klafft eine gewaltige Lücke zwischen Anspruch und Realität. Man fabuliert seit Wochen von Thomas Tuchel und darüber, wie viel Geld ihm nun in den Hintern zu blasen sei, kriegt aber währenddessen ununterbrochen auf die Schnauze, so etwa beim 0:4 in Leverkusen. Daran hat auch Neu-Coach Peter Knäbel nichts ändern können, der sich dieser Tage sicherlich wünscht, er wäre lieber Megastar geworden, als zum HSV zu gehen. Aber wer tut das nicht?
Gonzalo Castro
Man of the Match in Leverkusen war übrigens ganz klar Bayers Gonzalo Castro. Gegen einen HSV, der so schlecht war, dass die Macher der „Goldenen Himbeere“ überlegen, demnächst auch Fußballmannschaften zu prämieren, schoss Castro zwei Tore selber und legte die übrigen beiden von Stefan Kießling auf. Der Mann kommt so schnell und umweglos zur Sache, dass er darüber nachdenken sollte, sich in „Gonzo“ Castro umzubenennen. Vielleicht kann er ja damit eine Goldene Himbeere gewinnen. Weil: Meister wird er in Leverkusen nicht werden.
Slawomir Peszko
Wenn am Mittwoch unser Therapeut kommt, um mit uns in der wöchentlichen Gruppensitzung an unserer kleinen Blutgrätschen-Obsession zu arbeiten, werden wir das Spiel Freiburg gegen Köln thematisieren müssen. Nicht nur Slawomir Peszko war es, der mit seiner saftigen Grätsche ein kraftvolles Testimonial für die hohe Kunst der Sense ablegte, an seiner Stelle könnten auch Sascha Riether oder Deyverson stehen, die beide dunkelstes Gelb sahen, für Blutgrätschen, wegen derer sich die Felder rund um das Freiburger Stadion spontan selber umpflügten. Aus Angst, Riether, Deyverson und Peszko würden das sonst machen.
Patrick Herrmann
Gladbachs Patrick Herrmann ist derzeit so gut, er müsste momentan wahrscheinlich nicht mal zu den Auswärtsspielen mitfahren, er würde sie trotzdem irgendwie entscheiden. Die Reise ins malerische Sinsheim trat der jüngst vertragsverlängerte Herrmann sicherheitshalber aber doch an und entzückte uns nicht nur mit zwei Toren, sondern vor allem auch mit seinem Pass vor dem 3:1 durch Raffael, als er den Ball mit dem Außenrist in den Lauf von Max Kruse spielte. Ein Pass, so gefühlvoll, dass Jesus dieses Jahr ein paar Stunden früher auferstanden ist, nur um sich Herrmanns Vorlage in der Sportschau anzusehen.
Nico Schulz
Na gut, so ganz genau haben wir die Sache mit Ostern nicht verstanden. Vor allem auch nicht diese Sache mit dem Fasten, aber glaubt man der Bibel – und damit meinen wir freilich unsere persönliche Bibel „So werde ich Heribert Fassbender“ von Thomas Gsella – dann betrifft das Fasten Traumtore am Osterspieltag. Oder so. Anders können wir uns die völlige Abwesenheit von richtig geilen Toren an einem ansonsten ja recht torreichen Spieltag nicht erklären. Kein Fallrückzieher, kein Lupfer, kein Hackentor, einzig Herthas Nico Schulz’ Direktabnahme gegen Paderborn zum 2:0, aber auch die war nicht unbedingt überirdisch oder gar göttlich. Immerhin: Zur Auferstehung der Hertha im Abstiegskampf hat sie gereicht.
Der SC Paderborn
Es sind Zahlen, die selbst John Carpenter gruseln lassen würden: jämmerliche 2:26 Tore stehen für den SC Paderborn seit Jahresbeginn zu Buche, der Klub belegt Platz 17 in der Rückrundentabelle und gefühlsmäßig hat selbst die Japanische Flagge mehr Punkte als der SCP in der Rückserie. Gegen Hertha präsentierten sich die Westfalen erneut völlig harmlos, das Abenteuer Bundesliga scheint sich so langsam aber sicher dem Ende zuzuneigen. Aber wenigstens konnte man den Trip nach Berlin nutzen, um die Fanfreunschaft zu Tasmania zu vertiefen.