Wir haben eine Feel-Good-Team-Empfehlung für euch, Italien bleibt Weltmeister und Lettland verliert in der Liga der Fußballzwerge. Was ihr in der Nations League verpasst habt.
Tsygankov zündet – der Einwechselspieler der Ukrainer sorgte mit seinem Tor im Spiel gegen Spanien eine Viertelstunde vor Schluss für die zweitgrößte Überraschung des Nations-League-Spieltags (dazu später mehr). Mit den gewonnenen drei Punkten macht die Ukraine die Gruppe 4 der 1. Nations-League-Liga wieder richtig spannend. Auch Deutschland hat noch gute Chancen, sich den Gruppensieg zu sichern – ungefähr so souverän wie Werder Bremens Klassenerhalt 2019/20.
Lettland in Liga D, das ist ein bisschen wie der einzige Ü30er auf einer Ab-16-Party. Die Gruppengegner Färöer, Andorra und Malta sowie Liechtenstein, Gibraltar und San Marino aus der Parallelgruppe haben zusammengerechnet nicht mal halb so viele Einwohner wie der Staat im Baltikum. Was die Letten nicht davon abhält, sich an das Niveau der Liga anzupassen und gegen Malta in der Nachspielzeit auch die erste Pleite zu kassieren. Ganz schön lettargisch.
Klingt langweilig, war aber tatsächlich die größte Überraschung des Spieltags: Zum ersten Mal seit 2014 hat San Marino ein Spiel nicht verloren. Gegen Liechtenstein war man sogar spielbestimmend, ein Wort, dass bei den San Marinesen seit circa einem Jahrzehnt nicht mehr gefallen sein dürfte. Wäre das Tor von Dante Rossi in der ersten Hälfte nicht aberkannt worden, wäre sogar der erste Sieg seit 16 Jahren (damals auch gegen Liechtenstein) perfekt gewesen.
Wem Island als EM- und WM-Teilnehmer mittlerweile ein bisschen zu populär geworden ist, dem sei hier die luxemburgischen Nationalmannschaft als neues Feel-Good-Team empfohlen. Das Großherzogtum spielt in Liga C alles andere als ein Abstiegskandidat, im Spiel gegen Montenegro feierte man den dritten Sieg in vier Spielen. Zwei Spieltage vor Ende grüßt man damit vor Montenegro, Aserbaidschan und Zypern von der Tabellenspitze.
Diogo Jota war mit zwei Toren Spieler des Tages bei Portugal gegen Schweden. Dabei stand der 50-Millionen-Neuzugang von Liverpool eigentlich nur als Corona-Vertretung von Cristiano Ronaldo auf dem Platz. Diese Kadertiefe kann Schweden nicht ganz aufbieten, gegen Portugal liefen die Skandinavier etwa mit dem mittlerweile 34-jährigen Marcus Berg im Sturm auf. Wir lernen: Es gibt auch ein Leben nach dem HSV.
Ausgerechnet Eriksen, werden die Engländer jetzt sagen. Der langjährige Tottenham-Profi erzielte das entscheidende Tor beim 1:0 von Dänemark gegen England am Mittwochabend – Ex-Teamkollege Harry Kane schmerzte der Treffer wohl besonders. Und auch Trainer Gareth Southgate muss sich nach zuletzt eher schwachen Auftritten Kritik gefallen lassen.
Schottland, sonst eher so der 1. FC Nürnberg unter den Nationalmannschaften, hat in diesen Tagen berechtigte Hoffnung auf bessere Zeiten. Nicht nur, dass man sich im November zum ersten Mal nach 23 Jahren wieder für ein großes Turnier qualifizieren könnte, auch in der Nations League läuft es blendend: Ryan Frasers Treffer gegen Tschechien brachte den Schotten den dritten Sieg und einen Vier-Punkte-Vorsprung in der Liga B, Gruppe 2.
Auch ein WM-Finale gab’s unter der Woche in der Nations League – wenn auch nur das der inoffiziellen Weltmeisterschaft, deren Titelträger aktuell Italien ist. Den Titel dürfen die Italiener auch weiterhin behalten, die Tabellenführung in ihrer Nations-League-Gruppe musste die Squadra Azzurra aber vorübergehend an Polen abgeben.
Österreichs Trainer Franco Foda schickte gegen Rumänien ein Bundesliga-All-Star-Team aufs Feld – elf Profis aus der deutschen Liga in der Startelf sind ein Novum für den Alpenstaat. Der Gegner war verunsichert, hatte in den Spielen zuvor schließlich erst die EM-Quali verspielt und dann eine 0:4‑Klatsche gegen Norwegen kassiert. Ausgerechnet Alessandro Schöpf, der sich mit solchen Negativerlebnissen ja gut auskennen sollte, versetzte den Rumänen nun den nächsten Schlag.
Wenn für Israel aktuell mal etwas geht, dann aufgrund von Eran Zahavi (hier ein Bild aus der Nations-League-Partie gegen Schottland). Fünf der letzten sechs Tore seines Landes hat der Israeli erzielt. Einen Großteil davon am Mittwoch: 2:0 lagen die Slowaken bis zur 60. Minute vorne, dann wurde es Zahavi zu bunt und er brachte sein Land mit einem Hattrick eigenhändig zurück auf die Siegerstraße.