Er kam, sah, siegte – und tanzte. Portugals Fernando Santos ist der (Groß)Vater des überraschenden EM-Erfolgs.
Und plötzlich ging einem das Herz auf. Vergessen waren Portugals Unentschieden in der Gruppenphase. Das ungerechte Weiterkommen gegen Kroatien. Sämtliche Mauertaktiken, Ronaldos rich-bitch-Verhalten, ein Fußball, mit dem man Spiele nur hässlich gewinnen kann. Vergeben und vergessen. Denn Fernando Manuel Costa Santos tanzte.
Seinen ersten Verein trainierte er 1987
Oben, auf dem Jubel-Podest inmitten der Haupttribüne im Stade de France, dort, wo sich verschwitzte Athleten aus Portugal aufgebaut hatten, um den EM-Pokal zu feiern, tauchte das markante Gesicht von Fernando Santos auf. Santos ist Jahrgang 1954, machte sein erstes Profispiel 1971, trainierte seinen ersten Klub 1987. Da waren 13 Spieler seines Kaders in Frankreich noch nicht mal geboren. Santos kommt aus einer anderen Zeit und hat viel gesehen – exakt so sieht er auch aus. Was ihn an sich schon sympathisch macht. Aber als sich der alte Mann dann zu den wummernden Stadionbässen bewegte, zerflossen die Herzen vor den Bildschirmen.
Die Hände zu sanften Fäusten geballt, schwang Santos die Arme auf und ab, wackelte dabei mit der Hüfte, traf nicht einen Takt und schaffte es, gleichzeitig Fehl am Platze zu wirken und doch genau der Richtige für diesen Moment zu sein. Minuten vorher sah man ihm, einen Portugal-Schal elegant um den Hals und das Jackett geschwungen, über den Rasen schlendern und sich mit seinen Co-Trainern zu unterhalten. 40 Meter entfernt tobte die Party, Ronaldo zeigte, dass er selbst Muskeln in den Lachfalten besitzt, Nani raste durch die Menge, die alten Haudegen aus der Abwehr posierten für ein Gruppenfoto. Santos ließ sie machen. Er hatte seine Arbeit getan.