In der Premier League sorgt der FC Watford derzeit für Furore. Sei es der Underdog-Status, die Transfers oder das feine Gespür von Trainer Marco Silva – die Parallelen zu Leicester City sind offensichtlich. Wir machen den 11Freunde-Märchen-Check.
Dass Jamie Vardys ungewöhnlicher Karriereweg nicht so Recht in die schillernde Premier League passen will, ist kein Geheimnis. Den Aufstieg vom Amateur-Kicker zum Top-Torjäger hätten ihm wohl nur wenige zugetraut. Denn er ist eben nicht so aalglatt, wie viele andere Profis. Im Jahr 2007 wurde er nach einer Kneipen-Schlägerei zu einer Freiheitsstrafe wegen Körperverletzung verurteilt. Sechs Monate musste Vardy eine Fußfessel tragen. Inklusive einer Ausgangssperre von 16 bis 6 Uhr. Teilweise waren die Auswärtsspiele für ihn schon nach 60 Minuten zu Ende. Seine Karriere schien schon fast beendet. Genau wie die von Watfords Troy Deeney.
Im Jahr 2010 wechselte Deeney vom Drittligisten FC Walsall in die Hauptstadt. Zwei Jahre später schlug er in einem Nachtklub zwei Personen krankenhausreif – vor laufenden Kameras. Nicht gerade die feine englische Art. Der damals 24-Jährige bekam zehn Monate Haft aufgebrummt. Auch seine Karriere schien beendet, bevor sie richtig begonnen hatte. Doch drei Monate später kam Deeney wegen guter Führung auf freien Fuß. Und er erhielt von Watford eine zweite Chance. Mittlerweile ist er einer der Toptorjäger bei den „Hornets“. Und ein Mann klarer Worte: Nach dem 2:1‑Sieg gegen Arsenal sprach er den „Gunners“ öffentlich ihre „Cojones“ ab. Der Mittelstürmer vom Typ „Kleiderschrank“ steuerte dabei übrigens selbst einen Treffer bei. Das führt uns zur nächsten Leicester-Parallele.
Der gute Saisonstart
2015 startete Leicester City äußerst vielversprechend in die neue Spielzeit. Siege gegen West Ham, Sunderland und Aston Villa gaben dem eigentlichen Abstiegskandidaten schon früh Aufwind. Dazu teilte man sich die Punkte mit Tottenham und Stoke. Nach neun Spieltagen stand Ranieris Team bereits auf Rang fünf. Nur eine Niederlage gegen Arsenal London musste der spätere Meister hinnehmen.
Gegen eben jenes Arsenal gewann Watford am achten Spieltag mit einem Last-Minute-Treffer. Außerdem holte Silvas Team gegen Bournemouth, Southampton und Swansea weitere Dreier. Jürgen Klopps FC Liverpool trotze man beim spektakulären 3:3 einen Zähler ab. Gegen den FC Chelsea verlor man zuletzt äußerst unglücklich. Einzig die 0:6‑Heimniederlage gegen Manchester City will irgendwie nicht so recht ins Gesamtbild passen. Dennoch: aktuell stehen die Underdogs auf Platz sechs – in Schlagdistanz zur Spitzengruppe.
Der Status als Underdog
Trotz des guten Saisonstarts wurde die Mannschaft von Ranieri in der Meister-Saison zunächst nicht ernst genommen. Warum auch? Also spielte die Mannschaft lange Zeit unter dem Radar. Erst im Winter wurde deutlich, dass es sich beim Höhenflug der „Foxes“ nicht um ein „One Hit Wonder“ handelte, sondern, dass Leicester schlicht guten Fußball spielte. Doch bis die Konkurrenz das begriffen hatte, grüßten Vardy & Co. schon von der Tabellenspitze. Und gaben Platz eins nicht mehr her.
Auch der FC Watford wird aktuell nicht ernst genommen. In einer Liga mit so vielen finanzstarken Spitzenklubs, kann man sich ja schließlich nicht auch noch um die „Kleinen“ kümmern. Dabei ist das äußerst schade. Denn das Beispiel von Leicester hat gezeigt, dass es im Fußball auch noch Überraschungen geben kann. Selbst in der Premier League. Was wäre das schon, wenn die „Hornets“ aus London ebenfalls unbemerkt unter dem Radar fliegen können. Um dann eiskalt zuzustechen. „Against all odds“.