Seit Freitagabend steht fest: Leeds United ist zurück in der Premier League. Nach 16 langen Jahren Zweit- und Drittliga-Fußball, Chaos und einem Beinahe-Bankrott spielen die stolzen Peacocks wieder in Englands höchster Spielklasse. Zu verdanken haben sie das einem Verrückten.
Wer schönen Fußball dem Ergebnis opfert, den solle man foltern, sagte Marcelo Bielsa mal. Nicht umsonst nennen sie den Trainer von Leeds United „El Loco“, den Verrückten. Weil er besessen ist von diesem Sport. Weil er sich mal drei Monate lang in einem Kloster eingeschlossen hat, mit 30 Büchern. Weil er niemals auf die Idee käme, sich auf die Trainerbank zu setzen. Er nimmt stattdessen auf einem Plastikeimer Platz, der zwei Meter davor zu stehen hat. Und weil er genial ist. Und wer genial ist, ist meist auch ein bisschen verrückt. Nun hat der Argentinier die Peacocks nach 16 langen Jahren zurück in die Premier League geführt. Mit schönem Fußball, und sogar ein bisschen ergebnisorientiert.
Bis zu diesem erlösenden Freitagabend, an dem der direkte Aufstiegskonkurrent West Bromwich Albion bei Huddersfield Town 1:2 verloren und Leeds damit auf dem Sofa in die Premier League geschickt hat, liegt ein langer, dreckiger Weg für die Mannschaft aus Yorkshire. Schulden über 150 Millionen Euro, Beinahe-Bankrott, windige Entscheidungsträger und Drittliga-Fußball prägten die letzten zwei Jahrzehnte.
Als alles Schlechte seinen Lauf nahm, schielte Leeds United noch gierig Richtung Orbit. Mit dem Erreichen des Champions-League-Halbfinals 2001 wähnte sich der Verein in der Elite des Weltfußballs angekommen. Trainer David O’Leary hatte eine junge, aufregende Mannschaft um Rio Ferdinand, Alan Smith und Harry Kewell gebaut, die in der Runde den AC Mailand, FC Barcelona und Real Madrid überstanden hatten. Im letzten Moment aber an einer Mannschaft scheiterte, die eine noch goldener schimmernde Generation aufbot, als es Leeds möglich war: Der FC Valencia mit Gaizka Mendieta, Pablo Aimar und John Carew.
Und dennoch, Leeds‘ Vereinsboss Peter Ridsale war nach berauschenden Europapokalnächten auf den Geschmack gekommen, er wollte den Titel, egal wie. Beschwipst von der Euphorie, ging er All-In, nahm einen Kredit in Höhe von 60 Millionen Euro auf, den es mit der einkalkulierten Champions-League-Teilnahme in der nächsten Saison auszugleichen galt. Er kaufte weiter teuer ein. Spieler wie Robbie Fowler und Robbie Keane kamen. Doch der Erfolg blieb aus.
Die Teilnahme an der Champions League wurde zweimal verpasst und riss ein tiefes finanzielles Loch, so begann ein Ausverkauf sondergleichen. Wobei es Rio Ferdinand als erstes traf. Er ging am Ende der Saison 2002 als damals teuerster Verteidiger der Welt für 46 Millionen Euro zu Manchester United, Publikumsliebling Alan Smith folgte später für neun, auch Fowler, Kewell und Keane gingen. Außerdem musste das Trainingsgelände verkauft werden. Den vorläufigen Schlusspunkt setzte es mit dem Verkauf des Vereins 2005.