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Seite 2: „Alle schreien nach neuen Reformen“

Was meinen Sie kon­kret?
Alle schreien nach neuen Reformen, sei es gerade bei der Cham­pions League oder auch, was das Spiel selbst betrifft. Nun wurde die Tor­li­ni­en­technik Goal­Con­trol ein­ge­führt. Das geht noch klar für mich, aber ich sage: Lasst den Fuß­ball doch auch so, wie er ist. Wenn jetzt auch noch der Video­be­weis ein­ge­führt wird, dann kann man den Dop­pel­pass“ am Wochen­ende gleich ein­stellen. Dann gibt es keine Dis­kus­sionen am Sonntag mehr in den Ver­eins­heimen der Ama­teur­teams, das ist ja quasi ein deutsch­land­weiter Dop­pel­pass“ mit noch bes­seren Experten. (Lacht.)

Gäbe es den Video­be­weis, dann hätte Ihr Tor gegen Lever­kusen wahr­schein­lich nicht gezählt, oder?
Wenn ich so ein Gegentor bekommen hätte, hätte ich wohl gerufen: Klares Abseits!“ So habe ich gesagt: Oh, schwer zu ent­scheiden.“ Im Ernst: Ich habe die Sorge, dass der Ein­fluss von außen zu groß ist und damit der Spiel­fluss zer­stört wird. Wenn jetzt immer weiter am Spiel rum­ge­dok­tert wird, dann spielen wir bald 105 Minuten statt 90. Man sollte das Spiel ein­fach mal in Ruhe lassen.

Wenn wir gerade über Reformen für die Bun­des­liga spre­chen: Viele Experten for­dern, dass sich Deutsch­land für Inves­toren öffnen sollte, um mit Eng­land mit­zu­halten.
Ich wüsste nicht, was das national bringen sollte. Es gibt nur sechs inter­na­tio­nale Plätze. Wenn die Ver­eine von Inves­toren geführt werden, erhöht sich diese Zahl nicht. In den ver­gan­genen Jahren haben es immer wieder Ver­eine geschafft, nach oben durch­zu­stoßen – ohne externe Geld­geber: Mainz, Augs­burg, Han­nover im Jahr 2010. Im inter­na­tio­nalen Ver­gleich kann das anders aus­sehen, aber Inves­toren sind gleich­zeitig keine Garantie für den Erfolg.

Was halten Sie von RB Leipzig?
Schwie­rige Frage für mich. Ich will es mal so sagen: Wenn sich ein Investor zu Wer­be­zwe­cken einen Verein stra­te­gisch raus­sucht, ohne regio­nalen Bezug, nur um ihn nach oben zu bringen, dann finde ich das schon frag­würdig.

Die Befür­worter ent­gegnen, dass die Tra­di­ti­ons­klubs eben nicht solide gewirt­schaftet hätten.
Die Tra­di­ti­ons­klubs, von denen immer die Rede ist, haben auch Fehler gemacht, das ist mit Sicher­heit richtig. Aber sie haben auch dar­unter gelitten, dass andere Ver­eine durch das große Geld so schnell den Weg nach oben gehen konnten. In diesem Punkt können Ver­eine wie zum Bei­spiel der KSC nun einmal nicht mit RB mit­halten. Es bleibt ein Spagat für die Klubs, man kann auch mit finanz­kräf­tigen Part­nern arbeiten und gleich­zeitig die Tra­di­tion und Fan­kultur wahren.

Wie nehmen Sie Fan­kultur wahr?
Mich inter­es­siert nicht nur, was auf dem Platz geschieht, son­dern auch das Drumhe­rum. Ich infor­miere mich über die Fan­szenen und hatte bei meinen Sta­tionen eigent­lich immer einen guten Draht zu den Leuten. Der Sup­port – ob aus­wärts oder zu Hause – ist schon sehr wichtig für mich, das pusht mich auf dem Platz.

Stimmt es, dass Sie wäh­rend des Boy­kotts der Han­no­ve­raner Fan­szene eine Art Mit­tels­mann zur Ver­eins­spitze waren?
Wir haben uns zumin­dest aus­ge­tauscht, ich habe mich mit ein­zelnen Fan­ver­tre­tern getroffen, danach sind wir mit dem Mann­schaftsrat zu Herrn Kind gegangen. Das war eine schwie­rige Zeit in Han­nover, weil vieles zusam­menkam: Der Fast-Abstieg, das ver­lo­rene Derby gegen Braun­schweig, dann ergriff der Verein bestimmte Maß­nahmen“, um es mal freund­lich aus­zu­drü­cken. Wir hatten als Spieler das Gefühl: Das Ding kippt hier gerade bedenk­lich.