Takahara, Pinola, Quaresma – zwölf Fußballprofis, von denen ihr (vielleicht) nicht wusstet, dass sie immer noch spielen.
Demba Ba (35)
Teilt sich mit dem ehemaligen Bayern-Spieler Jürgen Ey den Titel „Bundesligaspieler mit dem kürzesten Nachnamen“. Glückwunsch dazu. Aber ey, Ba kickte auch ganz gut, vor allem in jener Zeit, als er bei Hoffenheim mit Vedad Ibisevic und Chinedu Obasi die beste Offensive der Bundesliga bildete. Danach ging er nach England, und seit 2014 spielte er abwechselnd in China und der Türkei. Aktuell steht er bei Erdogans Retortenklub Basaksehir unter Vertrag, der in diesem Jahr Meister wurde. In der Champions League traf Ba neulich gegen Manchester United, in der Liga ist er nach sieben Spielen noch ohne Torerfolg.
Naohiro Takahara (41)
War 2002 Japans Spieler des Jahres und Torschützenkönig in der J‑League. Klar, dass die Super-Scouts vom Super-HSV auf diesen Super-Stürmer aufmerksam wurden. Takahara spielte drei Jahre in Hamburg. Die Fans nannten ihn „Chancentod“, die Presse nannte ihn „Sushibomber“. 2006 spielte er noch ein Jahr in Frankfurt, dann kehrte er nach Japan zurück, wo er unter anderem für Urawa Red Diamonds und Shimizu S‑Pulse auflief. Danach hörte man lange nichts von ihm, und man war sich recht sicher, dass er mittlerweile HSV-Scout oder TV-Experte oder Big-Brother-Bewohner war, aber in Wahrheit spielte er immer weiter. Vor vier Jahren gründete er den Okinawa Sportverein, angelehnt an den Hamburger Sportverein. Die Vereinsfarben, Blau-Gelb, sind wiederum eine Hommage an die Boca Juniors, für die Takahara zu Beginn seiner Karriere ein paar Spiele gemacht hat. Beim OSV, der momentan in der 5. Liga spielt, ist er Geschäftsführer, Trainer und Spieler in Personalunion. In der aktuellen Saison hat er fünf Tore in vier Partien gemacht.
Javier Pinola (37)
Auf seinem Kopf gingen zwei der besten Frisuren der vergangenen 50 Jahre eine kongeniale Partnerschaft ein: der Klappscheitel und der Vokuhila. Ernst Huberty mit Mike Werner am Tresen der Liebe. Geht’s besser? Für den 1. FC Nürnberg machte Pinola über 300 Pflichtspiele, bei den Fans war er so beliebt, dass sogar ein Block im Max-Morlock-Stadion nach ihm benannt wurde. Fast noch wichtiger aber: Ein 2012 im Nürnberger Tiergarten geborenes weibliches Schabrackentapir wurde nach ihm getauft. 2015 zog Pinola, also der Spieler, zurück nach Argentinien, wo er mittlerweile für River Plate spielt. In der laufenden Saison läuft er sogar gelegentlich als Kapitän auf.
Vagner Love (36)
Noch so ein Frisurenwunder mit einem Namen, auf den jeder Klassik hörende Softerotikdarsteller der Achtziger neidisch gewesen wäre: Vagner Love. Der Brasilianer ist auch deshalb ein außergewöhnlicher Spieler, weil ihm die Kälte in Osteuropa offenbar nichts anhaben kann. Eine Zeit lang war er gefühlt jeden Mittwoch in der Champions League oder dem Uefa-Cup zu sehen, wo er für ZSKA Moskau auf Torejagd ging. Danach begann eine kleine Odyssee: China, Frankreich, Türkei, Brasilien, aktuell spielt er in Kasachstan für Qairat Almaty. Wir warten immer noch auf die „Eurogoals“-Sondersendung mit dem Titel „Love knows no borders“. Ach so, die aktuelle Saisonbilanz von Love: 13 Spiele, sieben Tore.
Roque Santa Cruz (39)
Kam als 18-Jähriger aus Paraguay nach Deutschland und spielte acht Jahre für die Bayern. Schoss ein paar feine Tore und machte ein paar feine Spiele. Größter Erfolg: Champions-League-Sieger 2001. Zweitgrößter Erfolg: Ein Song der Bierzeltrockgruppe Sportfreunde Stiller hieß wie er. Ging nach seiner Bayern-Zeit nach England und dann nach Spanien. 2016 kehrte er, mittlerweile 35 Jahre alt, zurück in seine Heimat Paraguay und schloss sich seinem Jugendverein Club Olimpia in Asunción an, mit dem er seitdem ein paar Mal Meister wurde. Seine Torquote ist besser als je zuvor: Seit seiner Rückkehr machte er 129 Spiele für Olimpia und schoss 59 Tore. Vorvergangenes Wochenende traf er im Ligaspiel gegen Club 12 de Octubre doppelt.
Paolo Guerrero (36)
Wechselte ebenfalls mit 18 Jahren zum FC Bayern. Die meisten Bundesligaspiele machte der Peruaner aber für den HSV. Er schoss einige wichtige Tore, unter anderem im Uefa-Cup-Achtelfinale 2009 bei Galatasaray, als der HSV einen 0:2‑Rückstand in ein 3:2 drehte. Einmal warf er eine Flasche auf einen Fan, der ihn beschimpft hatte. Ein anderes Mal, im Januar 2010, kehrte er nicht aus seiner Heimat Peru nach Hamburg zurück. Er leide, so gab er vor, unter Flugangst. Der „Spiegel“ interviewte daraufhin einen Flugangstexperten, der sagte: „Herr Guerrero könnte sich für diesen einen Flug wegbeamen – mit einem starken Psychopharmaka.“ Im März schließlich trat Guerrero die beschwerliche Reise an. Als er in Hamburg ankam, musste er allerdings feststellen, dass der HSV einen besseren Stürmer (Ruud van Nistelrooy) verpflichtet hatte. 2012 wagte er noch mal eine Flugreise und kehrte endgültig zurück nach Südamerika. Dort erlebt er seitdem einen goldenen Karriere-Herbst. Die Corinthians schoss er zur Klub-Weltmeisterschaft, in der Copa America erreichte er mit Peru 2019 das Finale. Aktuell spielt er für Internacional in Porto Alegre. Die ersten drei Saisonspiele verliefen prächtig (drei Tore), danach riss er sich das Kreuzband.