Bruno Labbadia hat Hertha BSC nicht nur stabilisiert, sondern radikal verändert. Wie hat er das geschafft? Fünf Gründe für den Berliner Aufschwung.
3. Flügelpower
Die hohe Rolle der Außenverteidiger sorgt dafür, dass die Hertha viel Geschwindigkeit über die Flügel aufnehmen kann. Das Zentrum lässt die Hertha absichtlich verwaisen. Stattdessen soll der Ball direkt die Flügel entlang gespielt werden. Die Außenverteidiger suchen dafür das Zusammenspiel mit den Außenstürmern, die leicht in die Mitte einrücken.
Die Hertha kommt mit dieser Spielweise vergleichsweise oft in gute Flankenpositionen. Von der Grundlinie aus schlagen die Spieler den Ball in den Strafraum – und finden dort Vedad Ibisevic. Der Stürmer brilliert in seiner Rolle als Strafraumstürmer mit Köpfchen.
4. Alte Männer mit Mehrwert
28,4 Jahre: So hoch war das Durchschnittsalter der Berliner Startelf gegen Borussia Dortmund. Nur Urs Fischer (Union Berlin) und Friedhelm Funkel (Fortuna Düsseldorf) haben in dieser Saison ältere Mannschaften aufgestellt.
Labbadia setzt auf Erfahrung. Mit Per Skjelbred (32), Peter Pekarik (33), Ibisevic (35) sowie Torhüter Rune Jarstein (35) sind vier Stammspieler bereits über dreißig Jahre alt. Ex-Hertha-Coach Jürgen Klinsmann attestierte diesen Spielern in seinem Tagebuch, „keinen Mehrwert“ für den Verein zu schaffen. Mit ihren starken Leistungen unter Labbadia widerlegen sie diese Aussage eindrucksvoll.
5. Stammelf gefunden
Labbadia hat seine Stammelf gefunden – und er lässt seine Stammelf spielen. Gerade einmal drei Startelfänderungen nahm er in seinen fünf Spielen als Hertha-Trainer vor. Acht Spieler standen in allen fünf Partien in der Startformation. Labbadia setzt auf feste Strukturen statt auf Rotation. Die Spieler wissen, was sie zu tun haben. Mit dieser Strategie fuhr er bislang gut.
So langsam zeigen sich allerdings erste Abnutzungserscheinungen. Die Spieler wirken nicht mehr so fit wie in den ersten Partien. Sowohl gegen den FC Augsburg als auch gegen Borussia Dortmund agierten die Herthaner nach der Pause vorsichtiger, sie konnten das hohe Tempo nicht halten. Die Müdigkeit droht zum Problem zu werden.
In den nächsten zwei Wochen stehen Spiele gegen Frankfurt, Freiburg und Leverkusen an. Im nächsten Schritt wird Labbadia zeigen müssen, dass sein System nicht nur mit der A‑Elf funktioniert. Doch er selbst weiß, dass er in Berlin erst am Anfang steht. „Wir sollten nicht den zweiten vor dem ersten Schritt gehen. Wir beenden die Saison und werden auch im nächsten Jahr wieder angreifen.“ Vielleicht kann die Hertha nach einer Saison voller Schlagzeilen bis zum Saisonende noch weitere positive Nachrichten schreiben.