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Hertha BSC steht mal wieder in den Schlag­zeilen. Das war in dieser Saison selten eine gute Nach­richt für die Ver­ant­wort­li­chen, blieb die Hertha doch meist mit Skan­dalen und Skan­däl­chen im Gespräch, sei es das Tage­buch von Jürgen Klins­mann oder die Miss­ach­tung der Corona-Regeln durch Salomon Kalou.

Doch aktuell lässt die Mann­schaft tat­säch­lich mit guten Nach­richten auf­hor­chen. Unter Trainer Bruno Lab­badia hat sie sich zur Mann­schaft der Stunde gemau­sert. Daran ändert auch die knappe 0:1‑Niederlage gegen Borussia Dort­mund nichts. Fünf Gründe, warum Lab­badia die Hertha aus dem Abstiegs­kampf geführt hat.

1. Sta­bi­lität
Fünf Spiel­tage wurden seit dem Wie­der­be­ginn der Bun­des­liga aus­ge­spielt. Hertha gewann drei, spielte einmal Unent­schieden und verlor am Wochen­ende 0:1 gegen Borussia Dort­mund.

Her­aus­ra­gend sind vor allem die defen­siven Werte der Hertha. Erst drei Gegen­tore musste das Team unter Lab­badia hin­nehmen, nur der BVB ließ seit der Corona-Pause einen Treffer weniger zu. Gerade einmal elf Schüsse aufs Tor gaben Ber­lins Gegner ab. Die Defen­sive steht.

Das ver­dankt Hertha vor allem Lab­ba­dias neuer Taktik: Sein 4 – 2‑3 – 1‑System ist wenig spek­ta­kulär. Die Mann­schaft füllt es jedoch mit Lei­den­schaft und Ein­satz­freude. Die beiden Vie­rer­ketten ver­schieben kom­pakt, immer wieder rücken ein­zelne Spieler hervor, um zum Pres­sing über­zu­gehen.

Die Hertha besticht vor allem mit Lauf­freude. So knackte Vla­dimir Darida gegen Borussia Dort­mund mit 14,65 gelau­fenen Kilo­me­tern den Bun­des­liga-Rekord, den er erst eine Woche zuvor gegen Augs­burg auf­ge­stellt hat. Her­thas Mit­tel­feld lässt defensiv kaum Lücken.

2. Außen­ver­tei­diger als Flü­gel­läufer
Ein Grund für die hohe Sta­bi­lität ist ein Kniff, den Lab­badia auf den Außen-Posi­tionen anwendet. Von seinen Außen­ver­tei­di­gern for­dert er, dass sie sich ins Offen­siv­spiel ein­schalten. Sie sollen weit vor­rü­cken, teils sogar bis an die geg­ne­ri­sche Abwehr­kette.

Die Lücken, die sie dabei hin­ter­lassen, werden von den zen­tralen Mit­tel­feld­spie­lern geschlossen. Her­thas Dop­pel­sechs lässt sich auf die Außen­ver­tei­diger-Posi­tionen fallen. Zum Einen helfen sie hier beim Spiel­aufbau, zum Anderen erhöhen sie durch diese Absi­che­rung die defen­sive Sta­bi­lität.

3. Flü­gel­power
Die hohe Rolle der Außen­ver­tei­diger sorgt dafür, dass die Hertha viel Geschwin­dig­keit über die Flügel auf­nehmen kann. Das Zen­trum lässt die Hertha absicht­lich ver­waisen. Statt­dessen soll der Ball direkt die Flügel ent­lang gespielt werden. Die Außen­ver­tei­diger suchen dafür das Zusam­men­spiel mit den Außen­stür­mern, die leicht in die Mitte ein­rü­cken.

Die Hertha kommt mit dieser Spiel­weise ver­gleichs­weise oft in gute Flan­ken­po­si­tionen. Von der Grund­linie aus schlagen die Spieler den Ball in den Straf­raum – und finden dort Vedad Ibi­sevic. Der Stürmer bril­liert in seiner Rolle als Straf­raum­stürmer mit Köpf­chen.

4. Alte Männer mit Mehr­wert
28,4 Jahre: So hoch war das Durch­schnitts­alter der Ber­liner Startelf gegen Borussia Dort­mund. Nur Urs Fischer (Union Berlin) und Fried­helm Funkel (For­tuna Düs­sel­dorf) haben in dieser Saison ältere Mann­schaften auf­ge­stellt.

Lab­badia setzt auf Erfah­rung. Mit Per Skjelbred (32), Peter Pekarik (33), Ibi­sevic (35) sowie Tor­hüter Rune Jar­stein (35) sind vier Stamm­spieler bereits über dreißig Jahre alt. Ex-Hertha-Coach Jürgen Klins­mann attes­tierte diesen Spie­lern in seinem Tage­buch, keinen Mehr­wert“ für den Verein zu schaffen. Mit ihren starken Leis­tungen unter Lab­badia wider­legen sie diese Aus­sage ein­drucks­voll.

5. Stammelf gefunden
Lab­badia hat seine Stammelf gefunden – und er lässt seine Stammelf spielen. Gerade einmal drei Star­t­el­fän­de­rungen nahm er in seinen fünf Spielen als Hertha-Trainer vor. Acht Spieler standen in allen fünf Par­tien in der Start­for­ma­tion. Lab­badia setzt auf feste Struk­turen statt auf Rota­tion. Die Spieler wissen, was sie zu tun haben. Mit dieser Stra­tegie fuhr er bis­lang gut.

So langsam zeigen sich aller­dings erste Abnut­zungs­er­schei­nungen. Die Spieler wirken nicht mehr so fit wie in den ersten Par­tien. Sowohl gegen den FC Augs­burg als auch gegen Borussia Dort­mund agierten die Her­thaner nach der Pause vor­sich­tiger, sie konnten das hohe Tempo nicht halten. Die Müdig­keit droht zum Pro­blem zu werden.

In den nächsten zwei Wochen stehen Spiele gegen Frank­furt, Frei­burg und Lever­kusen an. Im nächsten Schritt wird Lab­badia zeigen müssen, dass sein System nicht nur mit der A‑Elf funk­tio­niert. Doch er selbst weiß, dass er in Berlin erst am Anfang steht. Wir sollten nicht den zweiten vor dem ersten Schritt gehen. Wir beenden die Saison und werden auch im nächsten Jahr wieder angreifen.“ Viel­leicht kann die Hertha nach einer Saison voller Schlag­zeilen bis zum Sai­son­ende noch wei­tere posi­tive Nach­richten schreiben.