Nach seiner Wahl zum HSV-Präsidenten muss Marcell Jansen beweisen, dass er als Erneuerer taugt und mehr ist als eine Marionette von Vorstandschef Bernd Hoffmann.
Marcell Jansen ist ein umtriebiger Mann. Gerade mal 33 Jahre alt, investiert er das Geld aus seiner Profikarriere in mehr oder weniger hippe Unternehmungen wie ein Sanitätshaus, eine Patisserie oder einen Bio-Laden. Obwohl er bereits mit 29 Jahren seine Laufbahn beendet hat und er die großen Titel allesamt beim FC Bayern gewann, ist er in den Gremien des seit Jahren im Niedergang befindlichen Hamburger SV zur Symbolfigur für sportliche Kompetenz geworden.
Was auch ein wenig daran liegen mag, dass seinem Auftritt stets ein zarter Schwiegersohn-Schmelz anhaftet, der beim hanseatischen Klientel hoch im Kurs steht und seinen Ehrgeiz auf sympathische Weise abrundet.
Sein Engagement und seine Reputation brachten ihn schon früh in den Aufsichtsrat des HSV. Viele Anhänger sind froh, dass dort überhaupt noch einer sitzt, der sich für den Klub im aufgeweichten Rasen des Volksparkstadions wälzte. Jansen war Außenverteidiger.
Jansen wusste genau, was die Mitglieder hören wollten
Als er sich 2015 aus dem Profizirkus zurückzog, sagte er: „Drei Vereine reichen. Es wäre unglaubwürdig, würde ich jetzt noch ein anderes Wappen küssen.“ Solche Sätze sorgen für hohe Glaubwürdigkeit bei Fans. Für Authentizität, die kein Funktionär aus Wirtschaft oder Hautevolee durch guten Willen oder fette Geldspritzen je erreichen könnte.
Als Marcel Jansen (799 Stimmen) am vergangenen Samstag mit erdrutschartigem Vorsprung gegenüber seinem Kontrahenten Ralph Hartmann (489 Stimmen) zum neuen und damit jüngstem Präsidenten in der 132-jährigen Geschichte des HSV gewählt wurde, wusste er genau, was die Mitglieder hören wollten. „Wir brauchen eine Leistungskultur in unserem Verein. Es reicht nicht, nur in unserer schönen Stadt zu leben, sondern wir müssen auch erfolgreich sein.“
Worte, die aus dem Mund eines Sommermärchen-Protagonisten wie Balsam auf viele geschundene HSV-Seelen wirken. Wer die jüngere Geschichte des Klubs kennt, dem wird kein Gegenargument auf derlei Forderungen einfallen. Und so ist auch gegen Jansens zentrale Botschaft erst einmal nichts einzuwenden: „Es muss endlich Schluss sein mit Lagerbildung.“