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Seite 2: Was macht Hoffnung? Nichts!

Nein, nichts an der Natio­nal­mann­schaft macht der­zeit Hoff­nung auf Bes­se­rung. Was nicht nur an der erbar­mungs­wür­digen spie­le­ri­schen und kämp­fe­ri­schen Dar­bie­tung gegen Spa­nien lag, son­dern auch an der völ­ligen Abwe­sen­heit zweier Grund­tu­genden einer Sport­mann­schaft, näm­lich Lei­den­schaft und Inspi­ra­tion. Es war ja kein Zufall, dass Löw ges­tern Abend auf der Trai­ner­bank so sto­isch drein­blickte, son­dern die logi­sche Kon­se­quenz der letzten Jahre, in denen er sich sys­te­ma­tisch gegen Kritik, gegen Stimmen von außen, gegen neue Ein­flüsse abge­härtet hat.

Das ging solange eini­ger­maßen gut, wie ihm die DFB-Füh­rung die Treue hielt. Nun aber gehen selbst enge Weg­ge­fährten auf Distanz. Lange ent­stand etwa der Ein­druck, Bier­hoff trage den prä­si­dial-ent­rückten Habitus seines lang­jäh­rigen Weg­ge­fährten loyal mit, sogar auf die Gefahr hin, selbst abge­hoben und ent­rückt zu wirken. Doch der Manager ist zu sehr Macht­mensch, um sich noch länger von Löw abhängig zu machen. Und so rückte er schon vor dem Spa­nien-Spiel rhe­to­risch geschickt vom Bun­des­trainer ab. Wir müssen nun auch die Stim­mung ins Posi­tive drehen“, sprach Bier­hoff. Den Weg, den der Bun­des­trainer ein­ge­schlagen hat, gehe ich bis ein­schließ­lich der EM mit.“ Das war nur auf den ersten Blick ein Treue­be­kenntnis, auf den zweiten Blick war es die klare Bot­schaft: für ein mise­ra­bles Abschneiden beim Tur­nier im nächsten Jahr sei allein der Coach ver­ant­wort­lich.

Das Ergebnis: Eine Trai­ner­dis­kus­sion

Nun könnte die Trai­ner­frage schneller als geplant aktuell werden, vor allem dann, wenn es eine klare Alter­na­tive gäbe. Nach­s­wuchs­trainer Stefan Kuntz und der der­zeit unbe­schäf­tigte Ralf Rang­nick würden sicher nicht ablehnen, wenn ihnen das zweit­höchste Staatsamt ange­tragen würde. Viel­leicht bekommt Löw aber auch noch einmal die Gele­gen­heit, sich grund­le­gend zu kor­ri­gieren. Dazu müsste er spiel­tak­tisch neue Wege gehen, die Mann­schaft end­lich defensiv sta­biler machen, das Pres­sing pro­fes­sio­na­li­sieren.

Wenn Löw noch will, muss er wieder begeis­tern

Vor allem aber müsste er sich selbst noch einmal grund­le­gend neu erfinden. Er müsste zeigen, welch große Freude ihm der Job macht. Er könnte Kritik als will­kom­mene Her­aus­for­de­rung und nicht als Majes­täts­be­lei­di­gung auf­fassen. Er könnte wieder Neu­gier aus­strahlen und Lei­den­schaft ange­sichts der vielen hoch­ta­len­tierten, jungen Spieler, die er im Kader hat.

Nur wer selbst begeis­tert ist, kann andere begeis­tern. Eine alte Erkenntnis, aber auch die ein­zige Per­spek­tive für Joa­chim Löw. Und viel­leicht eine Anre­gung für die nächste Cho­reo­gra­phie des Fan­klubs Natio­nal­mann­schaft.