Er hat das Zeug, in die Fußstapfen von Blochin oder Schewtschenko zu treten. Warum Dortmund mit ihm im zweiten Anlauf ein Schnäppchen macht und wer sein größter Widersacher ist.
Kein Wunder, dass die Interessenten Schlange standen. Liverpool, Arsenal, Chelsea haben um ihn gebuhlt. Dortmund hat es vor Beginn der Saison 2015/16 erstmals versucht. „Zwei Tage vor Ende der Transferperiode“, wie Kiews Präsident Igor Surkis später ausplauderte. Zu kurzfristig für Yarmolenko, der es nie auf den schnellen Karrieresprung abgesehen hat, sondern mit Bedacht vorgeht.
Als die Chinesen im Winter 2016 ein Fantasie-Angebot für ihn vorbereiten, erscheint er nicht einmal zum anberaumten Treffen. Kein Interesse. Doch die Zeiten ändern sich. In Kiew wird ihn ohnehin niemand aufhalten. Wenn ein „Angebot kommt, das Verein und Spieler gefällt, wird er gehen“, so Surkis stets.
Yarmolenko träumte von der Premier League und der Bundesliga. Und dort von Vereinen, bei denen er auch zum Einsatz kommen würde, da er sagt: „Klar kannst du zum FC Barcelona wechseln, ein cooles Selfie mit Lionel Messi machen, es bei Instagram hochladen, eine Millionen Likes kassieren und stolz auf dich sein. Aber ich bin keiner von denen. Ich spiele lieber für Everton.“
Dynamo ist Dynamo, Stoke ist Stoke
Dorthin allerdings wollen sie ihn nicht ziehen lassen, so Präsident Surkis: „Wir sollten ihn nicht zu Klubs wie Everton oder Stoke wechseln lassen. Dynamo ist Dynamo, und Stoke ist Stoke. Wir spielen in der Champions League, und Stoke kämpft ums Überleben.“
25 Millionen Euro soll er Dortmund nun gekostet. Angesichts der Mondpreise, die inzwischen vor allem in England für alles, was laufen kann, bezahlt werden, geradezu ein Schnäppchen. Selbst für Everton oder Stoke. Oder eben für Dortmund. Erst Recht nach dem Abgang von Dembélé. Im Gegensatz zu dem ist Yarmolenko übrigens äußerst pflegeleicht. Von einer Ausnahme abgesehen.
Denn seine Achillesverse spielt in der eigenen Nationalmannschaft und heißt Taras Stepanenko. Defensiver Mittelfeldspieler von Schachtar Donezk. Und Intimfeind von Yarmolenko. Dabei war eigentlich alles gut zwischen den beiden. Bis zum Oktober 2015.
Der Feind im eigenen Team
Dynamo spielt gegen Donezk, Yarmolenko grätscht Stepanenko übel um. Nach dem Spiel schließen sie scheinbar Frieden, umarmen sich und tauschen die Trikots. Doch als Yarmolenko kurz darauf in die Dynamo-Kurve geht, wirft er das Trikot seines Nationalmannschaftskollegen achtlos zu Boden. Und lässt es hernach liegen. Und auch im Rückspiel geraten die beiden nach einem Treffer von Stepanenko aneinander. Yarmolenko tritt und prügelt seinen Gegner bedingungslos zu Boden.
Fast gut also, dass er nun in Dortmund spielen wird und Stepanenko wenigstens im Liga-Alltag aus dem Weg gehen kann. Zumal das, was er kann, zu kostbar ist, als dass es der Weltöffentlichkeit vorenthalten werden darf. Champions League mit Dynamo hin oder her.
Yarmolenko ist keiner, der mit dem Ende der Gruppenspiele ins Vergessen geraten sollte. Sondern einer für diese Europapokal-Nächte unter vernebeltem Flutlicht, an die sich jeder erinnert. Einer, dessen Name ins kollektive Gedächtnis gehört. Zusammen mit Oleg Blochin und Andrej Schewtschenko. Von wegen „Scheva zwei“. Eher Yarmo, der Erste.