Seit 2016 wurden die Schmerzen immer extremer, heute kann Stefan Kießling kaum mehr seinen Schuh zubinden. Für Leverkusen spielt er trotzdem noch. Ein Gespräch über Hüftprothesen und respektlose Kollegen.
Das komplette Interview mit Stefan Kießling gibt es in der aktuellen 11FREUNDE-Ausgabe. Außer über seine Hüftprobleme spricht er darin über sein Ende in der Nationalmannschaft, Abschiede von Teamkollegen und ein letztes Ziel vor seinem Karriereende im Sommer. Außerdem (unter anderem) im Heft: der rasante Zerfall des 1. FC Köln, die Geschichte der Westkurve vom HSV, „Wenn der Fußball nie modern geworden wäre“, Interview mit Stefan „Paule“ Beinlich. Zum aktuellen Heft geht es hier.
Stefan Kießling, wie geht es Ihrer Hüfte?
Ist Ihnen an meinem Gang nichts aufgefallen?
Sie humpeln.
Ich habe im Hüftgelenk einen Knorpelschaden und Arthrose.
Nicht die optimalen Voraussetzungen für einen Fußballprofi.
Ich habe täglich meine Probleme und brauche längere Pausen als die anderen Jungs. Wir hatten in diesem Jahr drei Testspiele, bei denen ich jeweils 90 Minuten auf dem Platz stand. Die Tage danach waren übel.
Wie fühlen Sie sich dann?
Sagen wir es so: Links kann ich mir an solchen Tagen problemlos den Schuh zubinden. (Lacht.)
Und rechts?
Trifft irgendwann Knochen auf Knochen und ich komme nicht weiter runter. Was die Sache mit den Schuhen relativ kompliziert macht. Fakt ist: Der Knorpel wächst bei mir an dieser Stelle im Hüftgelenk nicht mehr nach. Der ist einfach weg – und das tut dann eben weh.
Wann hatten Sie das erste Mal Probleme?
Im Wintertrainingslager 2016, zunächst wirkte es allerdings harmlos. Im Spiel gegen Sporting Lissabon prallte ich dann mit meinem Gegenspieler zusammen und stürzte auf die Hüfte. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich täglich extreme Schmerzen. Egal ob auf der Couch, beim Laufen oder im Training.
Trotzdem spielten Sie bis zur Sommerpause durch. Warum?
Weil ich sonst Spiele verpasst hätte. Ich blendete die Probleme aus und rettete mich mit Schmerzmitteln in die Sommerpause.
Was sagten die Ärzte?
Nach der Saison hieß es, dass sich der Befund so verschlechtert habe, dass ich wohl nicht mehr würde spielen können. Die Spezialisten waren sich sicher, dass es das für mich gewesen sei. Doch ich dachte nicht ans Aufhören, nicht eine Sekunde. Es fühlte sich eher an wie: „Jetzt erst recht!“
War das Ihrem Körper gegenüber verantwortungslos?
Dass ich mir nach der Karriere Gedanken über eine künstliche Hüfte machen muss, ist vollkommen klar. Aber ich höre im Sommer auf, meine Karriere ist in drei Monaten vorbei. Insofern ist es, so hart das klingen mag, mittlerweile auch egal.