Schalke 04 entlässt seinen Trainer David Wagner. Die Entscheidung nach zwei Spieltagen kommt nicht überraschend. Denn dem Coach gelang es nie, sein Team vor den Störfeuern im Verein zu schützen.
Die Idee war gut, aber Schalke mal wieder nicht bereit. Als David Wagner im Sommer 2019 neuer Trainer bei den Königsblauen wurde, war die Welt eine andere. Corona assoziierten die meisten mit einer mexikanischen Biermarke. Clemens Tönnies war der wenig geliebte, aber doch geachtete Klubmäzen und starke Mann im Aufsichtsrat. Die graue Eminenz im Vorstand, Peter Peters, zog an vielen Strängen im deutschen Fußball und wurde ein Banker im Gelsenkirchener Umland mal nervös, sprach der Finanzchef mit beruhigender Stimme auf ihn ein. Schalke war nominell die Nummer drei im deutschen Fußball – und nun hatte der clevere Sportvorstand Jochen Schneider einen Coach aus England verpflichtet, der noch eine Extraprise Aufbruchsstimmung verbreitete: David Wagner.
Einer, der den chronisch klammen Traditionsklub Huddersfield wieder in einen veritablen Premier-League-Verein verwandelt hatte. Der zuvor auch die zweite Mannschaft des verhassten Reviernachbarn in die 3. Liga hochgehievt hatte. Einer, der mit jungen Leuten kann, der nach vorne spielt und milieuübergreifend kommuniziert. Ein Mini-Klopp, intelligent, eloquent, modern und als Yellow-Paper-Sahnehäubchen: der Trauzeuge des hochverehrten Liverpool-Coachs und BVB-Reformators war.
Mit Wagner sollte eine neue Zeit auf Schalke anbrechen. Und es ließ sich gut an. Der Trainer räumte auf, verlieh verdiente Stars wie Ralf Fährmann oder Sebastian Rudy zielorientiert an andere Klubs und wertete stattdessen leicht verschwurbelte Jungprofis wie Amine Harit zu Schlüsselspielern auf.
Als die Königsblauen im Januar 2020 ihr vorerst letztes Bundesligaspiel gewannen, belegte der Klub Platz fünf, punktgleich mit Borussia Dortmund. Was dann folgte, kam einem Erdrutsch gleich. Die Pandemie führte den Verein in atemberaubender Geschwindigkeit an die Grenzen seiner wirtschaftlichen Belastbarkeit. Im Vorstand folgte in Punkto Außendarstellung ein Fehler auf dem anderen. Patriarch Tönnies verlor seinen Nimbus als Retter in der Not im Zuge des Skandals in seinen Fabriken, nachdem er durch seine rassistischen Äußerungen den Rückhalt im Verein verloren hatte. Peter Peters verschwand durch die Hintertür.