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Seite 2: „Er war kein Zirkus-Freak“

Seine ersten großen Erfolge feiert er ab 1990 beim Yomiuri FC (heute Tokyo Verdy). In 192 Spielen macht er 100 Tore für den Klub. Er ist bei der Grün­dung der J. League dabei, trifft mit seiner Mann­schaft auf Pierre Litt­barskis JEF United Chiba oder Guido Buch­walds Urawa Red Dia­monds. Er wech­selt nach Europa, spielt für Croatia Zagreb (heute Dinamo Zagreb) und den FC Genua. In der Serie A macht er sein Debüt am 4. Sep­tember 1994 gegen den AC Mai­land. Nach ein paar Minuten gerät er mit Franco Baresi anein­ander, der ihm auf dem Platz die Nase bricht.
 
Wirk­lich besser läuft es auch danach nicht. Miura kommt auf 21 Ein­sätze für Genua, nur zehnmal steht er in der Startelf. Immerhin schießt er sein ein­ziges Tor im Derby gegen Sampdoria.
 
Rück­bli­ckend tun Fuß­ball­fans seine Zeit in Europa manchmal als Witz oder Werbe-Gag ab. In Ita­lien hat man ihn aber nicht ver­gessen. Im Jahr 2016 schreibt der Jour­na­list Franco Fice­tola: Die Hoff­nung ist, dass die Ita­liener eines Tages ver­stehen werden, dass Kazu­yoshi Miura kein Zirkus-Freak oder ähn­li­ches war. Er war ein­fach ein Junge, der von der anderen Seite der Welt kam und ver­suchte, seine Träume wahr werden zu lassen.“ Einer, der nicht wie viele andere Kinder darauf war­tete, dass eines Tages ein Scout am Trai­nings­platz steht, son­dern der ein­fach loszog, um die Fuß­ball­welt selbst zu ent­de­cken. Gegen jede Ver­nunft.
 
Die Inter­views und Spiel­szenen aus seinen frühen Jahren in Bra­si­lien oder Europa wirken heute, als seien sie aus einem anderen Uni­versum. Da steht dieser Junge, ein biss­chen naiv, ein biss­chen nervös, und erklärt, was er hier möchte, tau­sende Kilo­meter ent­fernt von der Heimat. Da rennt, köpft und schießt dieser Junge, als ginge es darum, die ganze Welt für eine Sekunde aus den Angeln zu heben. Der Stoff, aus dem Mär­chen sind. Oder ein Manga.

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Miura inspi­riert eine legen­däre Anime-Serie

Yoichi Taka­hashi, der Erfinder der Anime-Serie Super Kickers“, hat einmal erzählt, dass seine Figur Cap­tain Tsu­basa“ in Anleh­nung an Miura ent­stand. In einem Inter­view mit So Foot“ sagte er: Ich habe mich von Kempes’ oder Mara­donas Bewe­gungen inspi­rieren lassen. Aber eigent­lich wünschte ich mir, dass Tsu­basa Kazu Miura ähnelt, denn er war der erste japa­ni­sche Fuß­ball­profi, der im Aus­land gespielt hat.“

Das stimmt zwar nicht – Yasu­hiko Oku­dera spielte bereits in den sieb­ziger Jahren für den 1. FC Köln –, aber die Par­al­lelen sind tat­säch­lich offen­sicht­lich: Wie Miura geht auch Tsu­basa in Jugend­jahren nach Bra­si­lien, um dort das Fuß­ball­spielen zu erlernen. Wie Miura kehrt er eines Tages heim, um sein Wissen wei­ter­zu­geben und seine Mann­schaften zum Sieg zu schießen.

In der Natio­nalelf läuft es für Miura besser als in Ita­lien oder Kroa­tien. Mit zwölf Tref­fern in der Qua­li­fi­ka­tion für die WM 1998 schießt er Japan fast im Allein­gang nach Frank­reich. Aber Takeshi Okada streicht ihn wenige Wochen vor Tur­nier­be­ginn aus dem Kader. Der Trainer steht nicht auf den extra­va­ganten Stürmer. Diesen Spieler, den sie zu Beginn seiner Kar­riere in Bra­si­lien den Japaner“ nannten, den sie in Japan wie­derum den Bra­si­lianer“ nennen. Der seine Tore mit dem Kazu Dance“ aus­giebig feiert, seine Arme kreisen lässt und sich dann mit der Hand in den Schritt greift. Der eine Schau­spie­lerin als Freundin hat und sich für Mode inter­es­siert. Für seine Kla­motten soll er sich sogar eine Zweit-Woh­nung gekauft haben.

Ohne Miura scheidet Japan in der Vor­runde aus, zwei Jahre später beendet der Stürmer seine Kar­riere in der Natio­nal­mann­schaft, ohne je bei einer WM teil­ge­nommen zu haben.