Bernd Leno
Bei all den Kameras, die inzwi­schen ein han­dels­üb­li­ches Bun­des­liga-Spiel durch­leuchten, wäre es viel­leicht eine ganz inter­es­sante Maß­nahme der all­mäch­tigen DFL gewesen, eines der Dinger im Schlaf­zimmer des HSV-Stür­mers Art­joms Rud­nevs zu instal­lieren. Ver­mut­lich hätten wir den bul­ligen Angreifer dabei beob­achten können, wie er ver­zwei­felt Kissen via Sche­ren­schlag durch sein Bett beför­dert, vier­tel­stünd­lich von schweiß­ge­ba­deten LENOOOO!“-Rufen unter­bro­chen. Obwohl: der Lever­ku­sener Keeper war am Sonntag so gut, dass er wahr­schein­lich auch noch den Schlaf des armen Rud­nevs wach­ge­halten hätte. Dass seine Mann­schaft mit 1:0 gewann, lag daran, dass sich Leno hel­den­hafter in die Schüsse der Gäste aus Ham­burg warf als ein ver­liebter Leib­wächter. Gleich dreimal parierte Leno dabei gegen Rud­nevs. Das waren nicht irgend­welche 0815-Chancen, son­dern eigent­lich glas­klare Tore. Zu schade, dass Leno am großen Wahl-Sonntag zu tun hatte. In seiner Form hätte er den Angriff von rechts sicher­lich sou­verän abge­wehrt.

Leo­nardo Bit­ten­court
Wir wissen nicht ganz genau, was man im Groß­raum Han­nover ins Grund­wasser gemischt hat, aber es scheint enorme Schäden am Geruchs­sinn zu för­dern. Wie sonst lässt sich die fast schon his­to­risch miese Spür­nase der 96er auf dem Trans­fer­markt erklären? Nicht nur, dass man bei den eigenen Neu­ver­pflich­tungen fast voll­ständig daneben lag, auch der Abgang von Leo­nardo Bit­ten­court rächte sich brutal. Denn bei seiner Rück­kehr in sein ehe­ma­liges Wohn­zimmer ent­deckte der 22-Jäh­rige aus­ge­rechnet seinen Tor­rie­cher und traf dop­pelt. Bild­lich gespro­chen, benahm sich der Mann vom 1. FC Köln wie ein gehörnter Ehe­mann, der seine Frau mit einem Neuen erwischt und in der Folge die gemein­same Woh­nung mit einer Ket­ten­säge zer­legt, die gemein­same Katze nass rasiert und den gemein­samen Sohn auf den Namen Yves-Jeremy“ umtaufen lässt, um anschlie­ßend den gemein­samen Por­sche bei eBay-Klein­an­zeigen ein­zu­stellen. Zu ver­schenken. Mit der gemein­samen Ste­reo­an­lage im Kof­fer­raum. Als Han­no­ve­raner wären wir heute ziem­lich stinkig.

Lukas Hra­decky
Der Haste Scheiße am Handschuh“-Award des Spiel­tags geht diesmal nach Frank­furt, wo Tor­wart Lukas Hra­decky einen der­maßen beschis­senen Arbeitstag erwischte, dass man sich kurz­zeitig wünschte, er würde für den Rest des Sams­tags zum Vor­sit­zenden der AfD bestimmt, damit er die Partei in seiner ihm gege­benen Tol­pat­schig­keit dazu ver­pflichtet, bei zukünf­tigen Wahl­kampf­ver­an­stal­tungen Tor­ten­ka­ta­pulte im Hin­ter­grund auf­zu­stellen und Gut­scheine für alle ört­li­chen Kon­di­to­reien aus der Par­tei­kasse zu finan­zieren. Aber man kann ja nicht alles haben.

Philipp Lahm
Mitte der zweiten Halb­zeit der Partie zwi­schen Bayern Mün­chen und Werder Bremen stat­tete Kom­men­tator Wolf Fuss die Zuschauer mit einer Infor­ma­tion aus. Da hatten die Bayern gerade den 625. Pass des Spiels auf die Reise geschickt. Dem gegen­über standen 108 der Gäste aus Bremen. 115 der 625 Bayern-Pässe hatte zu diesem Zeit­punkt Philipp Lahm gespielt. Und damit sieben Stück mehr als die kom­plette geg­ne­ri­sche Mann­schaft. Wahn­sinn. Am Ende waren es 926 zu 162 Pässe. Immerhin: Werder hatte mit Lahm aus­ge­gli­chen. 162 hieß es am Ende auch bei ihm. 95 Pro­zent davon kamen auch noch an. Zum Ver­gleich: Wer­ders Außen­ver­tei­diger Ale­jandro Galvez gelangen ganze 27 Pässe. Die spielt Bay­erns Dau­er­lut­scher Lahm ver­mut­lich auch dann noch, wenn er mit gebro­chenen Beinen auf der Tri­büne sitzt. Und wir sollten uns nach Spielen wie diesen end­lich einen neuen Begriff für chan­cenlos“ aus­denken. Das wird der Domi­nanz der Bayern in sol­chen Duellen ähn­lich gerecht wie die Bezeich­nung ganz nett“ für einen Son­nen­un­ter­gang am letzten Urlaubs­abend im Kari­bi­k­ur­laub, wäh­rend einem der inzwi­schen eng befreun­dete Bar­keeper den 162. Drink mischt.

Raf­fael
Glad­bachs Bra­si­lianer beim Fuß­ball­spiel zuzu­schauen, ist manchmal so, als würden einem 500 schot­ti­sche Falt­ohr­katzen durch die Syn­apsen krab­beln. Denn der Spiel­ma­cher kuschelt der­maßen sanft mit dem Spiel­gerät herum, dass wahr­schein­lich sogar seine Frau vor dem hei­mi­schen Fern­seher Tob­suchts­an­fälle bekommt. Wir könnten es zumin­dest ver­stehen. Gegen Frank­furt flauschte sich Raf­fael ein ums andere Mal durch die Kühl­schrank­de­fen­sive der Ein­tracht und war Dreh- und Angel­punkt der Borussen-Offen­sive. Sein 30-Meter-Lupfer-Tor ist da kaum eine Erwäh­nung wert, so normal und bei­läufig wirken selbst die kleinen Kunst­werke bei ihm.

Andrej Kra­maric
Hof­fen­heims Angreifer tut uns leid, wurde er doch im Winter von einem echten Fuß­ball­mär­chen in Lei­cester in den knüp­pel­harten Abstiegs­kampf der Bun­des­liga nach Sins­heim trans­fe­riert. Doch statt dem Husa­ren­ritt und einer zünf­tigen Meis­ter­party seiner alten Kol­legen hin­ter­her­zu­weinen, hat sich der Kroate ein­fach zu einer Art Lebens­ver­si­che­rung für die TSG gemacht. Bei seinen ver­gan­genen vier Ein­sätzen war der 24-Jäh­rige an vier Toren betei­ligt, gegen Wolfs­burg erzielte er gar den spä­teren Sieg­treffer und holte zudem noch einen Elf­meter heraus. Den ver­schoss dann sein Kapitän Kevin Volland, obwohl Kra­maric sich ange­boten hatte. Wie gesagt: Er tut uns leid.

King­sley Coman
Man kann tau­send Worte ver­lieren über die Spiel­freude von King­sley Coman. Man könnte Romane schreiben über seine Ball­be­hand­lung und Comics zeichnen über seinen Life­style. Man sollte viel­leicht sogar Sach­bü­cher ver­fassen über seine Fri­su­ren­wahl, aber um zu zeigen, wie viel Spaß der junge Fran­zose im Duell gegen Bremen hatte, muss dann am Ende dann doch wieder nur ein Sym­bol­video aus der weiten Welt des Inter­nets her­halten. Hier ist es:

Moritz Hart­mann
Ob Moritz Hart­mann eines Tages als der ekel­haf­teste Stürmer in die Liga­ge­schichte ein­gehen wird, ist unwahr­schein­lich. Doch seinem Verein, dem FC Ingol­stadt, heftet in dieser Saison nun mal so sehr das Stigma der Ekel­truppe an, dass Hart­mann roman­ti­sche Geschichte fast in Ver­ges­sen­heit gerät. Denn vor nicht mal vier Jahren war Hart­mann in Ingol­stadt schon in die zweite Mann­schaft abge­schoben worden und kickte gegen den TSV Buch­bach und Seli­gen­porten, statt in den Bun­des­liga für Furore zu sorgen. Im Gift­gipfel gegen den VfB Stutt­gart ekelte sich der FCI also zu einer zwi­schen­zeit­li­chen 3:1‑Führung, wobei Hart­mann den unge­wöhn­li­chen Tor­reigen der Ingol­städter mit einem Schuss aus der Kate­gorie Betonfuß“ eröff­nete, nach dem man dem Tor­netz im Sport­park bereits einen Vier­zig­tonner Mobilat senden wollte. Hartman hat nun sieben Liga­tore und damit über ein Drittel aller FCI-Bun­des­li­ga­treffer erzielt. Davon hätte er damals in Buch­bach sicher auch nicht zu träumen gewagt.

Gon­zalo Castro
Eigent­lich hatten wir den Namen Gon­zalo Castro schon in den Zet­tel­kasten mit dem Titel Fehl­ein­kauf“ ein­ordnen wollen, doch natür­lich lagen wir daneben. Der­zeit mau­sert sich Castro beim BVB neben den Aub­ameyangs, Mkhi­ta­ryans, Kagawas und Reus’ zum heim­li­chen Mann für die magi­schen Momente. Seine Vor­lage vor dem 1:0 durch Marco Reus war nicht nur sein siebter Assist der Saison, son­dern der­maßen male­risch, dass Bob Ross sich im Grabe vor Freude eine Staf­felei auf­stellte, um den Moment für immer fest­zu­halten.

Max Kruse
Neu­lich sind wir mal wieder Taxi in Berlin gefahren. Unter­hielten uns mit dem Fahrer über den BFC Dynamo („Immer noch ne Macht, weeste?“) und Rad­fahrer („Allet Orjan­spender!“). Dann stiegen wir aus und mussten Minuten später fest­stellen, dass wir Kippen und Feu­er­zeug im Wagen ver­gessen hatten. Wie ärger­lich! Ob sich Max Kruse auch kopf­schüt­telnd zum nächsten Späti begeben hat, um dort Ersatz für seinen Ver­lust zu besorgen? Wären wir gerne dabei gewesen an jenem frühen Sonn­tag­morgen. Tach. Zehn Schlümpfe, einen kleinen Milch­kaffee zum Mit­nehmen und 75.000 Euro, bitte.“ So viel Kohle hat der Stürmer vom VfL Wolfs­burg offenbar im Oktober 2015 in einem Ber­liner Taxi ver­gessen, wie die Bild“-Zeitung recht­zeitig vor dem Spieltag ver­mel­dete. Kruse, so heißt es, habe ver­mut­lich am Poker-Event World Series of Poker“ teil­ge­nommen. Was nicht unbe­dingt erklärt, warum der Fuß­baller so viel Bar­geld durch die Haupt­stadt kut­schierte. Da will ich doch ein biss­chen mehr drüber wissen“, hat sich VfL-Manager Klaus Allofs zu Wort gemeldet. Sind wir gerne mit dabei. Kruse wurde bei der 0:1‑Niederlage gegen die TSG Hof­fen­heim nach 60 Minuten aus­ge­wech­selt. Um beim Thema zu bleiben: Kruse hatte an diesem Wochen­ende ein eher durch­schnitt­li­ches Blatt erwischt.

Die Fans
Ob Darm­städter, Augs­burger, Dort­munder oder Mainzer: An diesem Wochen­ende zeigten Fuß­ball­fans mal wieder, dass sie nicht die brand­schat­zenden Radau­brüder sind, zu denen sie nur zu gerne von Polizei und Politik gemacht werden, son­dern dass die meisten unter ihnen nor­male Men­schen sind, die wissen, dass ihr Verein das Größte, aber nicht das Wich­tigste ist. Daran sollten wir uns alle erin­nern, wenn wieder ver­sucht werden sollte, jene Fans an den Pranger zu stellen oder ihre Rechte mit den absur­desten Begrün­dungen und Methoden zu beschneiden. Denn ohne sie ist Fuß­ball zwar weiter ein Spiel, aber ein leider ein ziem­lich graues.