Gewalt, Pyro, Polizeieinsätze – Fußballfans haben oft nicht den besten Ruf. Der „FC PlayFair!“ will das nun ändern. Ihr ehrgeiziges Ziel: Fußball-Fankultur soll UNESCO-Kulturerbe werden.
Wie sie auf die UNESCO gekommen sind? „Wir haben eine Lücke gesehen“, sagt Sautter, und auch eine Gelegenheit. „Wir können jetzt ganz klar regeln, was in der Fankultur schützenswert ist und was nicht“, sagt Vogt. Doch eine dudenreife Definition der Fankultur ist kompliziert. Wann ist man schon Fußballfan? Erst wenn Jürgen Klopp in Lebensgröße auf dem Rücken prangt? Oder reicht schon der wöchentliche Sportschau-Ritus?
Es sind häufig Feinheiten die entscheiden. „Wenn es Richtung Pyro, Gewalt und Gesetzesverstöße geht, das ist es nicht“, sagt Vogt. Doch Bernd Sautter, beseelt von schwäbischer Genauigkeit, hakt ein, denn die „Pyrotechnik ist Teil einer Strömung, die durchaus unter Fankultur subsumiert wird, nämlich Ultra“. Dennoch ist die Pyrotechnik nicht Teil des Antrags. Die Bewerbung ziele schließlich darauf ab, „das Verbindende an der Fußball-Kultur zu betonen – und nicht die Dinge, die unterschiedlich gesehen werden“.
Die „große“ Hürde zur UNESCO
Einfach ist der Weg zum Kulturerbe nicht. Die Auflagen sind so umfangreich wie das Telefonbuch einer mitteldeutschen Großstadt. Laut UNESCO muss die kulturelle Ausdrucksform auf menschlichem Wissen und Können basieren, eine Tradition verkörpern, zeitgemäß sein und sich kreativ weiterentwickeln, von Generation zu Generation.
Sautter und Vogt sind davon überzeugt, dass ihr Antrag diese Auflagen erfüllt. Zunächst müssen sie sich jedoch durch die innerdeutschen Regularien kämpfen. „Es gibt drei Ebenen: Land, Bund und International“, sagt Maria Harnack, die Ansprechpartnerin der Landesstelle für immaterielles Kulturerbe NRW. Der FC PlayFair! hat seine Bewerbung für die Landesebene in Nordrhein-Westfalen eingereicht. Durch die hohe Fandichte ist NRW besonders prädestiniert für dieses Projekt.
Ob es für das Landesverzeichnis reicht, entscheidet sich im April 2018. Doch selbst wenn es die Fankultur auch auf die Bundesebene schafft, ist der internationale Erfolg keinesfalls garantiert. „Wenn man im Bundesverzeichnis aufgenommen ist, dann ist das nochmal eine ganz schön große Hürde zur UNESCO“, sagt Harnack.
Das Auswärtige Amt reicht jährlich nur eine Bewerbung bei der UNESCO ein. Bisher stehen Orgelbau, die Idee der Genossenschaft und eben die Falknerei auf der Liste. Es werden wohl noch ein paar Jahre in die Stadien ziehen, bis sich die Fans gegenseitig zur „Immaterialität“ beglückwünschen können. Bis dahin bleibt Attila die einzige kulturelle Instanz der Liga.
Wer den UNESCO-Antrag des FC PlayFair! unterstützen will, kann dies auf deren Homepage tun: UNESCO-Antrag