Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seite 3: Zuerst die Enstellung, dann die Trickkiste

Jetzt ist mit der Familie Colom­ba­rini eine ähn­liche Phi­lo­so­phie ein­ge­kehrt. Die Colom­ba­rinis haben den Dorf­verein Gia­co­mense aus der untersten Kreis­klasse bis in die Pro­fi­liga geführt und 2013 die SPAL über­nommen. Fran­cesco, heute 76, han­delte mit Eis­waf­feln, ver­suchte, aus allem Mög­li­chen Geld zu machen und erfand in den sech­ziger Jahren Kunst­harz­pa­neele für Kühl-LKW, die er bei sich zu Hause auf dem Dach­boden pro­du­zierte. Aus einer kleinen Manu­faktur wurde eine Fabrik mit Zweig­stellen in Bra­si­lien und den USA. Wachstum in kleinen, beharr­li­chen Schritten. Auch im Fuß­ball. Es gibt ein Füh­rungs­team, das ein­ge­schworen ist, die Atmo­sphäre ist fami­liär.

Nach­wuchs­zen­trum und Sta­dion werden schritt­weise reno­viert, das zer­rüt­tete Ver­hältnis zur Bevöl­ke­rung gekittet. Die Familie Colom­ba­rini arbeitet nach klaren Prin­zi­pien: solides Wirt­schaften, knall­harte Kal­ku­la­tion, Zuver­läs­sig­keit, Ver­trauen und totale Hin­gabe.

Zuerst die Enstel­lung, dann die Trick­kiste

Die Bud­get­grenzen für den Sport­di­rektor, unseren ehe­ma­ligen Spieler Davide Vagnati, sind zwar eng gesetzt, aber inner­halb dieser Grenzen ist er frei. Er klap­pert landauf, landab die Fuß­ball­plätze ab und sucht ver­kannte Talente, Bank­drü­cker, Stu­dien- und Kar­rie­re­ab­bre­cher. Ein­ziges gemein­sames Merkmal: Ita­liener, mit Wut im Bauch, Lern­be­reit­schaft und Team­geist. Zuerst kommt die Ein­stel­lung, dann die Trick­kiste. Keine Allüren, keine hohen Gehälter, keine Hän­ge­par­tien mit Spie­ler­be­ra­tern.

Trainer Sem­plici will unbe­dingt das letzte Spiel gewinnen und wech­selt Mirco Ante­nucci ein, unseren Tor­schüt­zen­könig, außerdem Fran­cesco Vicari, Jung­ta­lent, das in Novara auf der Ersatz­bank ver­küm­merte, bei uns aber in wenigen Monaten zum Abwehr­gi­ganten gereift ist. Die Mann­schaft zeigt wieder Biss und Sou­ve­rä­nität. Und sie spielt auf unser“ Tor, unter der Curva Ovest. Ante­nucci schießt aus der Distanz, der Tor­wart pariert, wäh­rend Zigoni umge­rissen wird. Ein klarer Elf­meter. Der Schieds­richter pfeift nicht. Wie so oft in letzter Zeit. Die Fehl­ent­schei­dungen gegen uns haben Para­noiker und Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker auf den Plan gerufen. Wir sind nur ein armer Pro­vinz­verein, man will uns nicht in der Serie A. Wir haben trotzdem den Auf­stieg geschafft. Und jetzt schaffen wir das Füh­rungstor, denn im Liegen erwischt Zigoni den Abpraller: 2:1.

Die Spieler kommen mit dem Fahrrad

Bari wirkt machtlos, stüm­per­haft. Und wir können es noch immer nicht fassen. Nächste Saison laufen da unten Higuain und Dybala, Insigne und Dzeko auf. Dann kommt Lei­den­schaft wieder von Leiden. Es sei denn, unser Trainer schafft das nächste Wunder …

Sem­plici, Jahr­gang 1967, ist einer der Glücks­griffe unseres Sport­di­rek­tors. In den unteren Spiel­klassen hatte er meh­rere Teams zum Auf­stieg geführt, war nach zwei Ent­las­sungen aber von der Bild­fläche ver­schwunden. Scheinbar. In Wirk­lich­keit betreute er erfolg­reich den Nach­wuchs der Fio­ren­tina und lernte, einen ständig fluk­tu­ie­renden Kader tak­tisch immer neu ein­zu­stellen. Es ist nicht die große Bühne, aber Vagnati schaut auch hinter die Kulissen. Im Dezember 2014 über­nimmt Sem­plici eine strau­chelnde Mann­schaft – und ver­liert 0:2, zu Hause. Die Zuschauer beschimpfen die Mann­schaft, sie würde sich nicht mit dem Verein iden­ti­fi­zieren, hätte keine Hal­tung. Sem­plici geht mit den Spie­lern in die Fan­kurve und erklärte den Fans, dass sie falsch lägen. Die Spieler hätten Moral und Poten­tial, aber um es auf den Platz zu bringen, bräuchten sie bedin­gungs­lose Unter­stüt­zung.

Die Fans ziehen mit, erste Siege stellen sich ein, locken eine neue Gene­ra­tion ins Sta­dion. Meine Kum­pels und ich kaufen Dau­er­karten, wir bringen unsere Kinder mit. Die alten Nörgler, die nur noch kommen, um zu sehen, dass früher alles besser war, ver­stummen oder werden über­tönt. Bald sind alle Par­tien aus­ver­kauft. Vor Heim­spielen stehen die Fans näch­te­lang am Kas­sen­häus­chen an. Mit Schlaf­sack, Zelt, Ther­mos­kanne. Als käme Real Madrid. Es kommen die Spieler der SPAL. Die meisten mit dem Fahrrad.