Statt seine Karriere zu beenden, will Jakub Blaszczykowski seinem Ex-Verein Wisla Krakau Geld leihen und wieder für den Klub spielen. Ohne Gehalt.
Wenn das Karrierende naht, fällt vielen Fußballern die Altersvorsorge ein. Sie wechseln dann nach China, nach Japan, manchmal in die USA. Sie verdienen dort gutes Geld, Verein und Liga profitieren vom Namen und von der Erfahrung – oft eine Win-Win-Situation. Und so hätte es wenig verwundert, wenn auch Jakub Blaszczykowski nach seinem Abgang aus Wolfsburg vor zwei Wochen noch einmal nach Übersee gewechselt wäre: Der Pole ist 33 Jahre alt, Rekord-Nationalspieler seines Heimatlandes mit 105 Einsätzen, er hat 28 Tore in 235 Bundesliga-Partien erzielt.
Stattdessen kündigte Blaszczykowski an, nun „den nächsten Schritt“ in seiner Karriere zu machen. Der heißt Wisla Krakau, Achter der ersten polnischen Liga und bedroht vom Zwangsabstieg. Damit nicht genug: Kuba will dort ohne Gehalt spielen. Und er will dem Traditionsverein Geld leihen, damit der erstklassig bleibt. Ein Profi, der sich gegen den letzten Bonus vor dem Ende entscheidet, und selbst noch was drauflegt – er sagt, dass sei sein Weg, seine Dankbarkeit zu zeigen.
Der Durchbruch in Krakau
Denn Wisla Krakau ist ein besonderer Verein für Blaszczykowski. Schon zu Dortmunder Zeiten sagte er, er wolle eines Tages dorthin zurück. Krakau bedeutete für ihn von 2005 bis 2007 den Durchbruch, in 51 Spielen gelangen ihm drei Tore und zehn Assists, danach wechselte er zum BVB. „Ich habe eine große Chance von Wisla bekommen und ich vergesse nie, wer mir eine Chance gegeben hat“, sagte er „schwatzgelb.de“. „Nur durch Wisla Krakau bin ich auf das professionelle Level gekommen. Das war ein wichtiger Schritt und dafür möchte ich zum Ende meiner Karriere ‚Danke‘ sagen.“
Wisla hat aktuell massive finanzielle Probleme, zudem sind die Eigentümerverhältnisse ungeklärt. Am 22. Dezember vermeldete der Verein, dass es zwei neue Besitzer gebe: Vanna Ly, ein Mitglied der kambodschanischen Königsfamilie, und Mats Hartling, ein britischer Investor. Am 3. Januar dementierte Wisla seine eigene Ankündigung wieder, der Vertrag sei nicht zustande gekommen. Daraufhin drohte der polnische Fußballverband dem Klub mit dem Lizenzentzug für die Ekstraklasa, weil nicht klar sei, wer der Lizenznehmer sei. Sollte der achtfache polnische Meister nicht bis Ende Januar handeln, drohe der Zwangsabstieg in die dritte Liga, heißt es von Verbandsseite.
Retter in letzter Sekunde könnte jetzt Blaszczykowski werden. Der polnische Technologie-Unternehmer Jaroslaw Krolewski kündigte am Samstag an, dass er Wisla gemeinsam mit dem Ex-Wolfsburger und einem anonymen Investor insgesamt rund eine Million Euro leihen will – zu gleichen Teilen von je 310.000 Euro. Das Geld könnte dem Klub Zeit verschaffen, um einen neuen Investor und Besitzer zu finden. Krolewski sagte: „Blaszczykowski ist eine sehr bescheidene Person und gibt jetzt das, was für ihn im Leben nie eine Rolle spielte: Materialismus und Geld.“
Vorbild: Papst Johannes Paul II.
Es ist das nächste Kapitel in einer außergewöhnlichen Biografie. Blaszczykowski gab sich stets bescheiden, beschwerte sich auch in schweren Zeiten kaum, in Dortmund machte ihn das zum Publikumsliebling. Im Interview mit 11FREUNDE bezeichnete er Papst Johannes Paul II. als Vorbild. Dort erzählte er auch, wie ein trauriger Vorfall in seiner Kindheit ihn sein Leben lang begleitete: Als er zehn Jahre alt war, erstach sein Vater seine Mutter. Er wuchs daraufhin bei seiner Großmutter auf. „Du musst auf dem Boden liegen, damit du weißt, wie er schmeckt“, sagte er 11FREUNDE.
Schon im Training
Nach zwei Meisterschaften in der Bundesliga, dem Pokalgewinn 2012 und dem Champions League-Finale 2013 setzt sich Blaszczykowskis Karriere nun also nicht in China, Japan, oder den USA fort, sondern in Polen. Er selbst äußerte sich bisher übrigens nicht zu seinem Engagement. Polnische Medien berichten, er sei vorige Woche ins Mannschaftstraining eingestiegen.