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Seite 2: Darum lieben wir doch den Fußball

Erst nach der Pause wusste Atle­tico mit dem Ball­be­sitz auch etwas anzu­fangen. Diego Simeone wech­selte Links­außen Yan­nick Car­rasco ein und stellte damit sein System um. Die Außen­spieler Koke und Saul Niguez gingen auf die Ach­ter­po­si­tionen. Atle­tico spielte nun mit einem 4−3−3 mit einer leichten Asym­me­trie: Antoine Griez­mann ori­en­tierte sich als Rechts­außen vor­nehm­lich in Rich­tung Straf­raum, Car­rasco band sich tiefer in den Spiel­aufbau ein.

Zidane wech­selt Atle­tico stark

Atle­tico konnte die eigenen Ball­be­sitz­an­sätze nun besser aus­spielen. Koke riss im zen­tralen Mit­tel­feld das Spiel an sich, Car­rasco gewann auf dem linken Flügel die ent­schei­denden Eins-gegen-Eins-Duelle und brachte Her­ein­gaben in den Straf­raum. Real wie­derum stand auf den Flü­geln immer unkom­pakter. Ronaldo merkte man spä­tes­tens nach dem Wie­der­an­pfiff, dass er ange­schlagen in das Spiel ging. Es fehlte lange Zeit ein Links­außen, der auch nach hinten mit­ar­beitet. Schon in der 47. Minute vergab Griez­mann eine Rie­sen­chance, als er einen Elf­meter an die Latte schoss. Auch danach blieb Atle­tico die spiel­be­stim­mende Mann­schaft.

Zidane spielte dem Gegner mit seinen Wechsel weiter in die Karten: Dass Ben­zema und nicht der ange­schla­gene Ronaldo den Platz ver­lassen musste, lässt sich anhand der indi­vi­du­ellen Fähig­keiten eines Ronaldos noch halb­wegs schlüssig erklären. Warum mit Kroos aber aus­ge­rechnet jener Spieler den Platz ver­ließ, der wenigs­tens ab und an für län­gere Ball­be­sitz­phasen von Reals sorgte, erschließt sich auch bei drei­fa­cher Betrach­tung nicht. Zumal Zidane keinen defen­siver Spie­lertyp für Kroos ein­wech­selte, son­dern mit Isco einen sogar noch offen­si­veren Spiel­ma­cher. Es kam, wie es kommen musste: Atle­tico erzielte in der 78. Minute den Aus­gleichs­treffer.

Elf­meter-Lot­terie

In der fol­genden Ver­län­ge­rung mussten beide Teams ans kör­per­liche Limit gehen. Die Spieler kämpften und krampften sich bis ins Elf­me­ter­schießen. Cris­tiano Ronaldo ent­schied dieses am Ende für sich. Es war seine ein­zige bedeu­tende Aktion an diesem Abend. Zidane jetzt dafür zu loben, dass er den völlig ent­kräf­teten Ronaldo nicht aus­wech­selte, wäre dann aber doch zu hoch gegriffen; es ist ja nicht so, dass die statt­dessen aus­ge­wech­selten Ben­zema und Kroos keine guten Elf­me­ter­schützen sind.

So darf sich Atle­tico am Ende ärgern. Ärgern, dass sie die erste Halb­zeit ver­pennten. Ärgern, dass Griez­mann den Elf­meter ver­sem­melte. Ärgern, dass sie trotz einer tollen Cham­pions-League-Saison ohne Titel dastehen. Atle­tico wäre ein wür­diger Cham­pions-League-Sieger gewesen. Und doch reckte am Ende Real Madrid den Hen­kel­pott in die Lüfte. Es ist eben eine der her­aus­ra­genden Qua­li­täten des Fuß­ball­sports, dass am Ende nicht auto­ma­tisch das Team gewinnt, das den Sieg lang­fristig ver­dient hat. Und genau darum lieben wir doch den Fuß­ball.