Er ist Platzsprecher beim Wiener Sportklub, und er ist blind. Fehlendes Sehvermögen macht er durch seine Liebe zum Fußball, ortstypischen Schmähund fleißige Helfer wett.
„I steh auf die Burschen“, sagt Spöttling. „Sie leihen dem Wesen die Augen, und ich leihe ihm die Stimme.“ Vor dem Spiel diktieren die Assistenten die Aufstellungen, der Platzsprecher tippt sie mit einer Schreibmaschine für Blindenschrift ab. Ein Fernglas gehört ebenfalls zur Ausrüstung des Teams, dazu funkt der vereinseigene Kameramann, sollte ihnen eine wichtige Szene entgehen. Beinahe paradiesische Arbeitsbedingungen, meint Spöttling. „Am Anfang hat mich der Manager von der Haupttribüne aus angerufen. Das hat schon ein paar Minuten dauern können, bis ich den Torschützen durchgesagt habe. Heute geht das ganz gschwind.“
Von Stevie Wonder bis hin zum Wienerlied
Eine fette Gage bekommt Spöttling nicht, mehr als eine Aufwandsentschädigung ist angesichts der prekären Finanzsituation des Drittligisten nicht drin. „Seit 17 Jahren bekomme ich mehr oder weniger das Gleiche“, so der Platzsprecher, der sich mit staatlicher Unterstützung über Wasser hält. Daneben jobbt der passionierte Pianist als Sänger und Entertainer – sein Repertoire reicht von Stevie Wonder über Grönemeyer bis hin zum Wienerlied.
„In meinem Kalender ist noch Platz. Ich würde gern einmal ein Spiel in Deutschland kommentieren“, sagt das Mitglied des 1. FC Nürnberg. Den Club hat er nicht zuletzt wegen der Radioübertragungen von Günther Koch ins Herz geschlossen hat. „Wenn ich den Koch gehört hab’, hast mich nicht stören dürfen. Da hätt’ ich dich glatt umbracht.“
„Dieses Match muss man sich einfach anschauen“
Auch beim Sportklub hatte er es schon mit großen Kulissen zu tun. 7000 Fans kamen vergangenen Sommer zum Testspiel gegen den AS Rom, Ende März wird der Platz wieder voll sein, das Derby gegen die Vienna steht ins Haus. Das Spiel und Spöttlings Kommentar werden live vom ORF übertragen. Der Platzsprecher brennt schon auf seinen Einsatz: „Das Derby ist ein Zirkus mal vier. Dieses Match muss man sich einfach anschauen.“