Beim Regionalligaspiel zwischen Babelsberg und Cottbus kam es zu Ausschreitungen und ekligen Entgleisungen. Vor allem Cottbus-Fans fallen nicht zum ersten Mal extrem negativ auf.
Die Vorgeschichte
Wegen der unterschiedlichen Ligazugehörigkeit kam es in der Vergangenheit zu keinen Auseinandersetzungen in der Liga zwischen den Brandenburger Vereinen Energie Cottbus und dem SV Babelsberg 03. Der Verein Babelsberg 03 und seine Fans positionieren sich deutlich links. In Cottbus hingehen zeigen sich seit Jahren Nazis offen in der Kurve. So fiel das 1999 gegründete „Inferno Cottbus“ schon 2005 mit einem antisemitischen Spruchband gegen Dynamo Dresden auf.
Beim Hinspiel im November kam es in Cottbus bereits zu zahlreichen Entgleisungen, die an der Gesinnung vieler Cottbuser Fans keinen Zweifel lassen. So waren in der Stadt antisemitische Parolen wie „Juden 03“ oder „Juden Babelsberg“ und weitere wie „Babelsberg vergasen“, „Nazihools Energie“ oder „Zecke Verrecke“ zu sehen. Im Stadion wurde auf der Sitzplatztribüne „Fotzen Nulldrei“ hochgehalten.
Zu hören war – in Anlehnung an die Toraufschriften der nationalsozialistischen Konzentrationslager – auch der Gesang „Arbeit macht frei, Babelsberg 03“.
Was geschah am Freitag in Babelsberg?
Zwei Mal musste die Partie unterbrochen werden, zunächst weil mehrere vermummte Cottbus-Fans den Platz stürmten und den Weg zu den aktiven Babelsberg-Fans suchten, was durch Ordner und Polizei verhindert werden konnte und zu Festnahmen führte. Das zweite Mal wurde die Partie unterbrochen, weil Pyrotechnik und Böller aus der Gästekurve in den Heimbereich gefeuert wurden. In der Babelsberg-Kurve wurde zu Beginn der zweiten Halbzeit Pyrotechnik gezündet.
Wie auf Bildern eindeutig zu erkennen ist, wurde von Anhängern im Gästeblock mehrfach der Hitlergruß gezeigt. Neben „Arbeit macht frei – Babelsberg 03“ war auch der Gesang „Zecken, Zigeuner und Juden“ zu vernehmen.
Wie reagierten die Vereine?
Auf der Pressekonferenz im Anschluss an das Spiel verpasste es Energie Cottbus Trainer Claus-Dieter Wollitz, deutliche Worte zu den Vorkommnissen zu finden. Vielmehr zeigte er, dass er die offen neonazistische und antisemitische Fanstruktur ausblendet. Diese nicht zu erkennen ist ein Ding der Unmöglichkeit. So sagte er man brauche Emotionen, Fans und Fankultur, auch hätten die Fans niemanden verletzen wollen.
Deutlicher – wenn auch erst vier Tage später – reagierte das Präsidium von Energie Cottbus in einer Stellungnahme. In dieser werden die Vorkommnisse mit „furchtbaren Umfängen und Ausmaßen“ beschrieben. Das Spiel sei missbraucht worden von „Kriminellen und Gewalttätern“, nicht von Energiefans. Das Präsidium spricht bei den Tätern von Personen, die dem „losen als auch organisierten rechtsextremen Klientel zuzuordnen sind“. Darunter seien auch Personen der Gruppen „Inferno Cottbus“, „Unbequeme Jugend“ und der befreundeten Chemnitzer „New Society“. Das Präsidium prüfe derzeit „alle rechtlichen Möglichkeiten und weiterführende Maßnahmen“, wie beispielsweise lebenslange Hausverbote bei Veranstaltungen von Energie Cottbus sowie bundesweite Stadionverbote.
Der SV Babelsberg 03 „bedauert die Vorfälle rund um das Brandenburg-Derby“. Der Verein spricht von „volksverhetzenden und menschenverachtenden Artikulationen aus dem Gästeblock“. Auch wolle man „sich kritisch mit der aktiven Fanszene in der Nordkurve zu der Pyroaktion zu Beginn des Spiels auseinandersetzen“. Allerdings wehrt sich der Verein dagegen, „dass in einzelnen Medienberichten diese ‚illegale Showeinlage’ mit den Aktivitäten der randalierenden Gäste gleichgesetzt wird und undifferenziert von randalierenden Hooligans gesprochen wird“.
Was nun?
Das Problem mit den rechtsextremen Fans von Energie Cottbus ist nicht neu, es ist seit über einem Jahrzehnt bekannt. Bisher ist es dem Verein nicht gelungen, die rechten Strukturen zu durchbrechen und auch jetzt ist das nicht zu erwarten.
Vielmehr zeigt sich – anders als von Cottbus Trainer Wollitz in der Pressekonferenz nach dem Spiel behauptet –, dass Fußball sehr wohl politisch ist. Das kann und darf nicht ausgeblendet werden. Im Gegenteil, es muss allen bewusst sein. Es fängt mit homophoben Beleidigungen wie „Schwuchtel“ oder antiziganistischen wie „Zigeuner“ an. Deren Akzeptanz durch Stillschweigen ist der Nährboden für all die Nazis, die sich wieder vermehrt in deutschen Stadien breitmachen.