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Seite 2: „Der Verrückte“ ist sein Vorbild

Sein Inter­esse an Bielsa nahm unge­sunde Züge an, wie er selbst zugibt: Ich sah in ihm eine mythi­sche Gestalt. Ich hörte alle seine Reden. Ich hatte sie auf Kas­sette und hörte sie mir für gewöhn­lich beim Joggen an.“

Später, als sein Inspi­rator in Buenos Aires tätig war, fuhr Sam­paoli die 300 Kilo­meter mit dem Auto auf der Pan­ame­ri­cana durch die argen­ti­ni­sche Pampa, nur um Trai­nings­ein­heiten zu ver­folgen. Er legte sich mit einem gewissen Sicher­heits­ab­stand auf die Lauer und beob­ach­tete per Fern­glas jede Aktion.

Das Ideal Bielsa

Jahre später hatte diese Fas­zi­na­tion für Bielsa nicht nach­ge­lassen. 2007 verlor er mit Sporting Cristal 0:5 gegen Club Amé­rica in der Copa Libert­adores. Sam­paoli war ent­täuscht, aber nicht vom Resultat: Ich wurde seinem Ideal nicht gerecht.“

Doch bevor Sam­paoli über­haupt in der Copa Libert­adores an der Sei­ten­linie stehen konnte, star­tete er seine Kar­riere zunächst bei klei­neren Ama­teur­mann­schaften. Die Ver­ant­wort­li­chen seines ehe­ma­ligen Klubs Newell’s Old Boys wurden durch einen Zei­tungs­ar­tikel auf ihn auf­merksam. Der berich­tete fol­gendes: Mitte der neun­ziger Jahre trai­nierte Sam­paoli einen Verein namens Atlé­tico Bel­grano und führte den Klub bald an die Tabel­len­spitze. Als ihn der Ver­band wegen unge­bühr­li­chen Ver­hal­tens für einige Spiele sperrte, ver­folgte der Argen­ti­nier die Spiele kur­zer­hand ver­steckt in einer Baum­krone am Sei­ten­rand und gab seiner Mann­schaft aus luf­tiger Höhe Anwei­sungen. Ganz in der Tra­di­tion seines Vor­bilds Bielsa, genannt der Ver­rückte“.

Ein Foto davon erschien in Rosa­rios Zei­tung La Capital. Newell’s Ver­ant­wort­liche boten ihm prompt den Job beim Farm­team Argen­tino de Rosario an. Für Sam­paoli der nächste Schritt.

Er über­nach­tete auf der Straße – um Fuß­ball zu sehen

Wie fuß­ball­ver­sessen er ist, beweist auch fol­gende Geschichte: Wäh­rend seine Lauf­bahn als Ama­teur­trainer langsam in Fahrt kam, ent­schied er sich für eine Stu­di­en­reise nach Europa. Sam­paoli wollte Trai­nings­ein­heiten in Spa­nien und Ita­lien besu­chen. Doch sein Budget war eher knapp berechnet. Manchmal hatten wir nichts zu essen und keinen Ort zum Schlafen.“ Für den Fuß­ball­lehr­ling kein Grund, die Reise abzu­bre­chen. Er über­nach­tete auf der Straße.

Diese Ent­beh­rungen sollten sich bald aus­zahlen. Die erste Pro­fi­sta­tion hatte Sam­paoli in Peru. Bei einem Klub namens Juan Aurich in Chic­layo erhielt er einen Lohn von 2500 Dollar – für das gesamte Trai­ner­team. Später ging es nach Chile und Ecuador. Der end­gül­tige Durch­bruch folgte bei Uni­ver­sidad de Chile. Zunächst als Bielsa für Arme“ ver­spottet, prägte Sam­paoli einen Spiel­stil, der unwei­ger­lich an Bielsas Mann­schaften erin­nerte und ihm den Spitz­namen Pro­fessor“ ein­brachte. Er kon­zen­triert sich auf Pass­fuß­ball, ana­ly­siert und stu­diert sehr viel, kopiert auch viele Ideen von anderen Trai­nern und baut sie um. Bielsa ist hierbei natür­lich ein gutes Vor­bild“, hat das Sam­paolis heu­tiger Mit­ar­beiter Matías Manna in einem Inter­view mit dem spiel​ver​la​ge​rung​.de mal zusam­men­ge­fasst.