Das EM-Qualifikationsspiel zwischen Bulgarien und England wurde von rassistischen Ausfällen bulgarischer Fans überschattet. Nicht der erste Vorfall dieser Art. Was hinter den Entgleisungen steckt.
Die schlechte Nachricht ist, dass Bulgarien all das schon einmal erlebt hat. 2011 war der bulgarische Verband nach einem anderen EM-Qualifikationsspiel gegen England (und Affenlauten von den Rängen gegen die Nationalspieler Ashley Cole und Ashley Young) zu einem teilweisen Ausschluss der Zuschauer sowie einer Strafe von 40.000 Euro verurteilt worden. Acht Jahre später scheint es, als habe sich nichts geändert.
Seit Jahren befindet sich der harte Kern der bulgarischen Fanszenen im Krieg mit dem Fußballverband. Die überwiegend rechten Ultragruppen ignorieren die meisten Spiele des Nationalteams – und wenn sie doch einmal auftauchen, dann machen sie Ärger, so wie am Montagabend. Ärger, der diesmal zu Bestrafungen von historischen Ausmaßen führen könnte.
Zumal es nicht nur Michajlow an echter Einsicht mangelt. So verstieg sich Nationalcoach Krassimir Balakow nach dem Spiel zunächst zu der Aussage, England habe ein größeres Problem mit Rassismus als Bulgarien, und wollte über die Ereignisse im Nationalstadion am liebsten gar nicht diskutieren: „Rassismus ist ein sensibles Thema. Ich habe nichts gehört, aber den englischen Spielern ging es offenbar anders, deshalb wurde das Spiel zweimal unterbrochen.“
„Wir alle leiden unter einem solchen Verhalten“
Am Ende war Bulgariens Kapitän Iwelin Popow der einzige Protagonist seines Teams, der versucht hatte, Einfluss zu nehmen – und sich damit den Respekt der englischen Spieler erwarb. Die Halbzeitpause hatte Popow in einer hitzigen Diskussion mit den vermeintlichen Anhängern verbracht, nach dem Spiel sagte er: „Wir alle leiden unter einem solchen Verhalten. Meinen Sie, ausländische Spieler kommen noch gerne nach Bulgarien nach dem, was hier passiert ist? Rassismus ist ein weltweites Problem, das ausgerottet werden muss.“
Was die bulgarische Presse betrifft, so waren „Schande“ und „Demütigung“ am Montag die am häufigsten verwendeten Wörter. Begriffe, die sich sowohl auf die schlimme Darbietung auf dem Platz als auch auf die schreckliche Atmosphäre auf den Rängen beziehen ließen. Der bulgarische Fußball hat endlich wieder Schlagzeilen geschrieben. Leider aus den komplett falschen Gründen.