Zinedine Zidane legt fünf Tage nach dem Champions-League-Triumph sein Traineramt bei Real Madrid nieder. Der Verein wirkt geschockt. Aber es ist die perfekte Entscheidung.
„Die Mannschaft braucht einen Wechsel, um weiter siegreich zu bleiben. Sie benötigt eine neue Ansprache, eine andere methodische Arbeit. Deshalb habe ich die Entscheidung so getroffen“, sagte Zidane heute Mittag auf der eiligst einberufenen Pressekonferenz. Seine Spielern, die im Urlaub sind, hatte er vorab nur per Chatgruppe in Kenntnis gesetzt.
Er, dem vorgeworfen wird, kein klares taktisches Konzept zu besitzen. Er, der eigentlich nie Trainer sein wollte. Er, der aber stets den Respekt der mit Stars gefüllten Kabine besessen haben soll. Er, der dreimal hintereinander die Champions League gewann. Er ist weg.
Real wird älter
Den wichtigsten Punkt nannte Zidane gestern selbst: „Ich habe nicht klar gesehen, dass wir weiter gewinnen werden.“ In der spanischen Liga wurde Madrid nur Dritter, zur Saisonmitte wackelte der Stuhl des bis dato zweimaligen Champions-League-Sieger, zweimaligen Weltpokalsiegers und amtierenden Meisters gewaltig. Und auch innerhalb der Mannschaft rumort es. Finaltorschütze Gareth Bale forderte noch auf der Pressekonferenz am Sonntag, mehr Spielzeit. Ronaldo liebäugelte auf dem Platz mit seinem Abschied. Und: Das Real Madrid, das sich in den vergangenen Jahren durch Kontinuität auszeichnete – neun Spieler von Sonntag standen auch 2016 in der Anfangsformation – wird älter. Marcelo (31), Sergio Ramos (33), Toni Kroos (29), Luka Modric (33), Karim Benzema (31), Gareth Bale (29) und Cristiano Ronaldo (34) werden so jung nicht mehr zusammenkommen. Vor diesem Hintergrund wirkt Zidanes Abschied nicht impulsiv, sondern wohlüberlegt.
Auf dem Höhepunkt
Möglicherweise hat Zidane die Lehren aus seinem eigenen Karriereende gezogen. Er, der am besten schon nach dem Viertelfinale aufgehört hätte. Er, dem nur noch ein paar Minuten fehlten, um vielleicht doch noch mit dem WM-Pokal abzutreten. Und vielleicht hat er auch gemerkt, dass man bei einem guten Karriereende auch mal jemandem vor den Kopf stoßen darf.
Zinedine Zidane geht dieses Mal auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Welche Erleichterung.