Eine aktuelle US-Studie hat herausgefunden: Frauenfußballerinnen sind besonders gefährdet, Gehirnerschütterungen zu erleiden. Warum das keine gute Nachricht ist – auch nicht für Männer.
„Diese Studie aktualisiert unser Verständnis von Mustern bei Gehirnerschütterungen im Hochschulsport unter Verwendung von Daten zur Verletzungsüberwachung“, erklärte Avinash Chandran, ein Mitarbeiter der Studie.
9.542 Fälle von Gehirnerschütterungen in 20 verschiedenen Hochschulsportarten wertete die Forschungsgruppe aus – mit schlechten Ergebnissen für den Fußball. Frauenfußball belegte den zweiten Platz mit 8,19 Fällen pro 10.000 Athleten. Zum Vergleich: Die gefährlichste Sportart, American Football der Männer, hat 10,4 Fälle pro 10.000 Athleten. Eishockey der Männer belegt mit 7,69 Fällen den dritten Platz.
Gefahr im Training
Die unterschiedlichen Ergebnisse zwischen Männern und Frauen beim Fußball erklärten die Wissenschaftler mit den unterschiedlichen Konstitutionen. Frauenkörper seien im Schnitt weniger widerstandsfähiger und vor allem die Halsmuskulatur weniger stark, um einen unglücklichen Aufprall bei Kopfbällen oder Unfällen auszugleichen.
Aber auch bei den Männern ergibt sich ein erstaunlicher Wert. Gehirnerschütterungen während der Spiele kommen hier zwar vergleichsweise seltener vor, dafür gibt es keine andere Sportart, bei der sich im Training mehr Menschen Gehirnerschütterungen zuziehen als bei männlichen Fußballern. Genauer 5,01 Fälle pro 10.000 Athleten. Die Forscher legen nahe, dass das Training besser auf die Gesundheit der Spieler abgestimmt werden – sprich: Tod des Kopfballpendels – und zudem eine bessere medizinische Versorgung während der Trainingseinheiten eingeräumt werden müsse.
Neue Regeln?
Und es tut sich bereits etwas! In den USA haben seit 2015 alle 50 Bundesstaaten Gesetze erlassen, die genau festlegen, wann ein Spieler, der unter dem Verdacht einer Gehirnerschütterung steht, wieder aufs Feld zurückkehren darf. Mit guten Ergebnissen. Und auch die Fifa will anscheinend reagieren. Bei einem Treffen des IFAB, dem internationalen Regelboards, wollen sich die Mitglieder am Mittwoch unter Tagesordnungspunkt 3a mit den Gefahren von Gehirnerschütterungen auseinandersetzen. Denkbar wäre eine Regeländerungen bei den Auswechslungen von verletzten Spielern.
Und auch Dr. Bennet Omalu, der Arzt, der posthum Mike Webster untersucht hatte, hat den Fußball ins Visier genommen. In einer Radioshow von „BBC 5“ sagte er vor einem Jahr: „Ich glaube, im professionellen Sport gehört der Kopfball verboten.“