In Kolumbien erheben Schiedsrichter schwere Vorwürfe gegen einen prominenten Ex-Fifa-Referee. Der ist nicht zum ersten Mal in den Schlagzeilen.
„Er hat mir gesagt, dass ich eine sexuelle Beziehung mit ihm eingehen müsse, wenn ich als Schiedsrichter hoch hinauskommen will. In der Saisonvorbereitung hat er versucht, mich an den Hoden und am Hintern anzufassen.“ Diese Vorwürfe stammen von Hárold Perilla, einem ehemaligen Fifa-Schiedsrichter aus Kolumbien. Sie richten sich gegen Oscar J. Ruiz (49), einen der angesehensten und profiliertesten Unparteiischen Südamerikas der letzten Jahre. Ruiz pfiff bei drei Weltmeisterschaften: In Japan und Korea 2002, in Deutschland 2006 und in Südafrika 2010. Inzwischen ist er als Funktionär im Schiedsrichterwesen tätig, unter anderem in der Schiedsrichterkommission des südamerikanischen Verbandes Conmebol.
In Kolumbien galt er als das Maß der Dinge im Dienst an der Pfeife und als der mächtigste Mann im Verband, wenn es darum ging, über Karrieren mitzuentscheiden. Bei einer von der Fußallstatistiker-Vereinigung IFFHS durchgeführten Wahl zum Welt-Schiedsrichter des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts landete Ruiz hinter Markus Merk auf Rang zwei. Ein Schwergewicht.
„Er hat den physischen Kontakt gesucht“
Diese Macht soll Ruiz ausgenutzt haben, berichten nun einige kolumbianischen Schiedsrichter. So soll er wiederholt versucht haben, sich körperlich anzunähern. „Er hat den physischen Kontakt gesucht“, beschreibt Perilla. Ruiz sei ein hoch intelligenter Mann, der darauf geachtet habe, dass es keine Beweise, keine Ton- oder Videoaufnahmen gegeben habe. Perilla hofft, dass er mit seiner Aussage weitere Kollegen ermuntern kann, ebenfalls an die Öffentlichkeit zu gehen.
Ruiz selbst hat sich zu den Vorwürfen bislang noch nicht geäußert. Die kolumbianischen Medien drängen den Verband und die Fifa dazu, die Vorwürfe aufzuklären. Denn im Zuge der Aussagen in verschiedenen kolumbianischen Medien sind weitere Ungereimtheiten ans Licht gekommen. So kassierten Funktionäre der Schiedsrichterkommission offenbar eine Art Prämie, wenn es um die Ansetzungen ging. Umgerechnet rund 100 Euro ließen sich die Funktionäre eine Berücksichtigung kosten. Wer zahlte, hatte bessere Chancen auf ein gutes Spiel und die entsprechende Aufwandsentschädigung.